Eine neue ifo-Studie macht unter Linken die Runde. Sie soll angeblich zeigen, dass Migration nicht „die Kriminalität“ steigert, wie es der Titel der Studie formuliert. Für die meisten Leute genügt das, entweder, sie sehen ihr Weltbild bestätigt, die Überschrift suggeriert ja das, was sie hören wollen, oder sie nehmen sofort an, die Studie würde lügen, die Überschrift sagt ja etwas, das als falsch angenommen wird.
Schon das Abstract verrät mehr: es gibt zu, dass Ausländer in der polizeilichen Kriminalstatistik überrepräsentiert sind, behauptet aber, dass daraus nicht folgen würde, dass mehr Ausländer auch mehr Kriminalität mit sich bringen. Begründet wird das mit dem zentralen Ergebnis der Studie:
„Im Zeitraum 2018-2023 lässt sich kein Zusammenhang zwischen einer Veränderung im regionalen Ausländeranteil und der lokalen Kriminalitätsrate nachweisen.“
Ich habe mir die Zeit genommen, die gesamte Studie zu lesen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Autoren zwar nicht direkt lügen (ich glaube ihnen erst mal, dass sie die Daten nicht gefälscht haben), wohl aber bewusst manipulieren. Dieser Artikel fasst die Ergebnisse und Methodik der Studie zusammen und erklärt, was sie wirklich aussagt – und was nicht. Vorweg sei schon einmal gesagt, dass die Studie NICHT zeigt, dass Migration nicht die Kriminalität steigern würde, wie es so mancher Linker, der die Studie stolz auf Twitter zitiert, behauptet.
Eine der vielen Methoden, „mit Statistik zu lügen“, besteht darin, eine sehr spezifische und statistisch kompliziert zu verstehende Aussage zu machen (die, so wie so formuliert ist, wahr ist), in der Hoffnung, der Leser oder Zuhörer würde sie falsch verstehen und daraus etwas anderes folgern. So gehen auch die Autoren dieser Studie vor, ich greife hier einen Punkt vor, der später genauer behandelt wird. Die Aussage (Anm.: Hervorhebung von mir) der Studie ist:
„Abbildung 3.B zeigt daher denselben Zusammenhang zwischen Kriminalitätsrate und Ausländeranteil abzüglich des Einflusses von regionalen Unterschieden in Demografie (Altersschnitt und Männeranteil der Einwohner) und ortsspezifischer Faktoren. Letztere bilden wir durch die lokale Inländer-Tatverdächtigenrate und die Arbeitslosenquote ab. Die Arbeitslosenquote spiegelt grob die regionale wirtschaftliche Lage und die Chancen auf legale Verdienstmöglichkeiten wider. Die Steigung der Geraden ist nach der Bereinigung deutlich geringer und statistisch nicht von null verschieden. Das bedeutet: Im Jahr 2023 war ein regional höherer Ausländeranteil bei ähnlicher Demografie, Inländer-Tatverdächtigenrate und Arbeitslosenquote nicht mit mehr Straftaten pro Kopf verbunden.“
Was viele Linke, die mit dieser Studie ihre vorgefertigte Meinung bestätigen, daraus machen: Ausländer sind nicht krimineller als Deutsche. Oder: Wenn Ausländer nach Deutschland kommen, gibt es dadurch nicht mehr Kriminalität. Diese drei Aussagen mögen auf den ersten Blick wirken, als wären sie inhaltlich gleich, sie sind es aber nicht. Ganz und gar nicht.
Die Überrepräsentation von Ausländern in der Kriminalstatistik
Gleich zu beginn räumt die Studie etwas ein, was Leuten, die rechten Influencern folgen, seit vielen Jahren bekannt ist: Ausländer sind in der Kriminalstatistik überrepräsentiert.
„Ausländer sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) überrepräsentiert.1 Im Jahr 2023 kamen auf 1 000 ausländische Einwohner 57 ausländische Tatverdächtige für Straftaten (ohne Aufenthaltsverstöße). Bei Deutschen waren es dagegen nur 19 (vgl. Abb. 1). Selbst nach Abzug der Verdächtigen ohne deutschen Wohnsitz bleibt die ausländische Tatverdächtigenrate fast dreimal höher. Die Diskrepanz besteht seit über einem Jahrzehnt – trotz rückläufiger Kriminalität. Der Befund nährt die Sorge, Migration könnte die Sicherheit aufgrund einer höheren Kriminalitätsneigung von Ausländern gefährden.“
Dieser Befund „nährt“ laut den Autoren also „die Sorge“. In der Realität nährt die Sorge nicht nur, er bestätigt sie. (Streng genommen geht es in der Kriminalstatistik nicht um Täter generell, auch nicht um verurteilte Täter, sondern um Tatverdächtige, was drei unterschiedliche Dinge sind, die aber sicherlich stark miteinander korrelieren. Die Studie selbst nutzt auch nicht diese Unterscheidung, um die Sorge zu entkräftigen. Eine denkbare Möglichkeit wäre etwa zu sagen, Ausländer wären nur durch Rassismus öfter tatverdächtig)
Wenn es zwei Bevölkerungsgruppen gibt, von denen eine krimineller ist als die andere, und die kriminellere Gruppe anteilsmäßig wächst, dann steigt auch die Kriminalitätsrate. Wenn die Kriminalität beider Gruppen nicht sinkt, kann es gar nicht anders sein. Mehr Ausländer bedeutet mehr Kriminalität. Diese eine These wird auch von der ganzen Studie nicht widerlegt, da es in der Studie immer nur um statistisch viel konkretere Fälle geht. Wir werden gleich das erste Beispiel dafür lesen. Implizit bestätigt die Studie diese Tatsache sogar.
Die Studie nennt nämlich einige Gründe, warum es so ein könnte, dass Ausländer in der Kriminalitätsstatistik überrepräsentiert sind. Hier werden auch die Arbeiten anderer „Wissenschaftler“ zitiert. Ein häufig genannter Grund, dem in dieser Studie aber nur eine geringe Bedeutung beigemessen wird, ist, dass die Ausländer, die nach Deutschland kommen, sowohl im Durchschnitt jünger und ärmer sind als die Einheimischen als auch einen größeren Anteil an Männern aufweisen. Und junge, arme Männer sind die kriminellste demographische Untergruppe von allen, sowohl bei Einheimischen als auch bei Ausländern. Ob Ausländer insgesamt krimineller sind oder es nur so wirkt, weil ihre interne demographische Zusammensetzung anders ist, ist eine andere Frage. Sie wird in dieser Studie nicht beantwortet, es wird aber suggeriert, die Daten würden zeigen, dass sie nicht krimineller wären.
„Die zweite mögliche Erklärung ist die Konzentration von Ausländern in Kreisen mit höherer Kriminalitätsdichte. Diese Orte erhöhen das Täterrisiko für Einwohner unabhängig von der Nationalität, etwa aufgrund ihrer Infrastruktur, wirtschaftlichen Lage, Polizeipräsenz oder Bevölkerungsdichte. Die Kreise unterscheiden sich systematisch mit Blick auf die lokale Kriminalität.“
Wenn die Autoren schreiben, dass diese Orte das „Täterrisiko erhöhen“ würden, dann ist diese Aussage zweideutig. Einerseits kann der rein statistische Zusammenhang gemeint sein: ein zufällig ausgewählter aus einer „schlechten Gegend“ ist wahrscheinlicher Täter als einer aus einer „guten Gegend“. Andererseits kann diese Aussage aber auch kausal verstanden werden, besonders von Lesern, die sich nicht gut mit statistischem Fachjargon auskennen. Sie könnten meinen, in einer „schlechten Gegend“ zu wohnen würde den Menschen kriminell machen. Dass es in der Realität anders herum sein könnte, nämlich dass aufgrund von inhärenten Faktoren der Kriminalität zugeneigte Menschen auch oft arm und auf dem Arbeitsmarkt wenig gefragt sind und daher in schlechte Gegenden ziehen, erklärt die Beobachtungen genau so, führt genau so dazu, dass das „Täterrisiko“ im statistischen Sinne durch die Umgebung steigt, ist aber eine gänzlich andere Erklärung und hätte gänzlich andere politische Implikationen.
Ein weiteres Zitat aus der Studie:
„Regionale Unterschiede in der Kriminalitätsrate werden primär durch ortsspezifische Faktoren wie Bevölkerungsdichte oder die wirtschaftliche Lage erklärt. Diese Faktoren beeinflussen das Straffälligkeitsrisiko unabhängig von der Herkunft. Da Ausländer häufiger in kriminalitätsbelasteten Gebieten wohnen, ergibt sich ein statistischer Zusammenhang zwischen ihrem Anteil und der lokalen Kriminalitätsrate. Demografische Faktoren (Altersschnitt und Anteil männlicher Einwohner eines Kreises) erklären regionale Kriminalitätsunterschiede dagegen nur geringfügig. Nach Berücksichtigung dieser Faktoren ist kein Zusammenhang zwischen einem höheren Ausländeranteil und der lokalen Kriminalitätsrate festzustellen.“
Was die Studie an dieser Stelle also aussagt ist: Ja, Ausländer sind in der Kriminalstatistik überrepräsentiert und ja, Gegenden mit höherem Ausländeranteil haben auch mehr Kriminalität. Das liegt aber nicht an den Ausländern per se, sondern daran, dass Ausländer hauptsächlich in Gegenden leben, die ohnehin schon kriminell sind, man könnte sagen in Unterschichtsgegenden.
Wenn man also eine Ausrede dieser Art verwenden möchte, um die hohe Kriminalitätsrate bei Ausländern herunterzuspielen (was ich übrigens nicht als unehrlich empfinde) dann muss man an anderer Stelle auch dabei bleiben. Man kann nicht sagen „Ausländer sind nur deshalb krimineller, weil sie öfter arme, junge Männer sind“ und sich dann dafür einsetzen, dass noch mehr arme, junge Männer, also besonders kriminelle Ausländer, ins Land kommen. Diese Dinge lassen sich zwar in statistischen Spielchen abstrakt trennen, aber nicht in der Realität. Es ist nämlich irrelevant, ob Ausländer inhärent krimineller sind oder ob sie nur deswegen krimineller sind, weil sie jünger und männlicher sind, in beiden Fällen führt ihr Zuzug zu mehr Kriminalität. Zu mehr Kriminalität insgesamt wohlgemerkt, nicht zwangsläufig in den konkreten Gegenden, in die sie ziehen. Wenn Linke diese Studie nutzen, um für noch mehr Migration zu werben, dann argumentieren sie nach folgendem Muster: Ausländische Frauen und Greise sind nur selten kriminell, also ist es kein Problem, wenn noch mehr junge, männliche Ausländer zu uns kommen. Die Unehrlichkeit liegt auf der Hand.
Außerdem ist das Kriterium, das entscheidet, ob jemand als „Ausländer“ oder „Deutscher“ in die Statistik eingeht, die Staatsbürgerschaft. Also im Grunde einfach nur ein Blatt Papier, obendrein eines, das in letzter Zeit ziemlich einfach zu bekommen ist. Ein „Ausländerfeind“, der Ausländern einen inhärent höheren Hang zur Kriminalität nachsagt, behauptet aber nicht, dass dafür ein Blatt Papier verantwortlich ist, sondern die Natur des Ausländers, also seine Genetik oder, wenn er vom Typus liberalkonservativer Islamkritiker ist, seine Kultur. Beides sind unveränderliche Faktoren, auch die Kultur, wozu ja die Erziehung zählt, bei einem Ausländer der längst erwachsen ist. Ein Ausländer, der die Staatsbürgerschaft erhält, dessen Kriminalität also in Folge zur Kriminalität von „Deutschen“ dazugezählt wird, ist in diesem Sinne immer noch ein Ausländer.
Der Zuzug von Ausländern erhöht nicht die Kriminalität – wie geht das?
Für die Leute, die nur das Wesentliche lesen wollen und sich nicht für Details interessieren, ziehe ich an dieser Stelle den zentralen Punkt der Studie vor. Die wichtigste „Erkenntnis“ der Studie ist es, dass der Zuzug von Ausländern die lokale Kriminalitiätsrate nicht erhöht. Die scheinbare Paradoxie wird auch von den Autoren erkannt und in der Zusammenfassung folgendermaßen begründet:
„Es scheint widersprüchlich, dass Ausländer häufiger straffällig werden, während Migration insgesamt keinen Einfluss auf die Kriminalität hat. Eine Erklärung ist, dass Migranten häufiger in Gegenden mit höherem Kriminalitätsrisiko ziehen. Bei ähnlicher Kriminalitätsneigung bleibt die lokale Kriminalitätsrate unverändert, während die nationale Kriminalitätsrate der Migranten durch den ortsspezifischen Einfluss steigt.“
Vereinfacht gesagt: Ausländer ziehen hauptsächlich in Gegenden, die ohnehin schon kriminell sind, also steigern sie trotz ihrer erhöhten Kriminalität nicht die lokale Kriminalitiätsrate. Diese Gegenden werden nämlich von den Ausländern demographisch ähnlichen Deutschen bewohnt (man könnte sagen: Unterschichtler, wahrscheinlich auch viele Ausländer mit deutscher Staatsbürgerschaft), die im Vergleich zu den Deutschen der höheren Stände auch überproportional kriminell sind. Sowohl für die lokalen Unterschichtler, die ohnehin schon in einem Shithole gelebt haben, als auch für die Oberschichtler, in deren Gegenden die Ausländer nicht ziehen, ändert sich also nicht viel an ihrer lokalen Kriminalitätsrate. Das ist der zentrale Punkt der Studie, der in der Überschrift durch die Frage „Steigert Migration die Kriminalität?“ angekündigt wird und im Abstract durch „2018-2023 lässt sich kein Zusammenhang zwischen einer Veränderung im regionalen Ausländeranteil und der lokalen Kriminalitätsrate nachweisen“ präzisiert wird.
Durch Migration steigt übrigens nicht nur die nationale Kriminalitätsrate der Migranten, wie es im letzten Zitat geschrieben steht, sondern auch die nationale Kriminalitätsrate insgesamt, ein Fakt, den die Studie nie explizit nennt, weil sie dann die in der Überschrift gestellte Frage anders beantworten müsste.
Weitere Tricksereien
Dem Leser ist vielleicht schon aufgefallen, dass der Zeitraum, in dem Ausländeranteil und Kriminalitätsrate verglichen werden, mit 2018 bis 2023 sicher auch etwas mit dem Ergebnis zu tun haben könnte. Das „Schicksalsjahr“ 2015 und seine Folgejahre 2016 und 2017 liegen nicht in diesem Intervall. Da Ausländer unter gewissen, einfach zu erfüllenden, Bedingungen nach fünf Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen können, fallen die ersten Einbürgerungen der Ankömmlinge von 2015-2017 in den Zeitraum 2020-2023, also Jahre, die sehr wohl in der Studie berücksichtigt werden.
Es ist also durchaus denkbar, (die Studie selbst sagt dazu nichts), dass eingebürgerte Ausländer im Vergleich dann als Inländer zählen, sie sind dann die erwähnten Inländer mit gleicher demographischer Zusammensetzung, die dann auch statistisch gleich kriminell sind, wie Ausländer. (Ein besonderer Dank geht auch raus an die Ausländer aus Westeuropa, die netterweise die Ausländerkriminalitätsstatistik nach unten korrigieren)
Der Ehrlichkeit halber muss ich dazusagen, dass das Spekulation meinerseits ist, die durch den Text der Studie weder belegt noch widerlegt wird, die aber durchaus plausibel ist. Insbesonders die verdächtige Wahl des Vergleichszeitraums 2018-2023 legt nahe, dass ein möglicher stärkerer beobachteter Effekt in den Vorjahren ausgeblendet wird und dass der tatsächliche Effekt im Vergleichszeitraum durch die bereits in diesem Zeitraum voranschreitende Einbürgerung der (teilweise kriminellen) Ausländer statistisch abgeschwächt wird.
Die Studie im Detail
Der wichtigste Trick, wie die Studie, ohne direkt zu lügen, das von ihren Autoren und Auftraggebern gewünschte migrationsverharmlosende Ergebnis bekommt, ist also erklärt. Im Folgenden soll noch ein bisschen auf die Details der Studie eingegangen werden.
„Die dritte Hypothese: Ausländer besitzen eine höhere Kriminalitätsneigung im Vergleich zu (demografisch) ähnlichen Deutschen und werden daher überproportional als Tatverdächtige erfasst. Um diese Hypothese zu überprüfen, untersuchen wir zunächst, ob ein höherer Ausländeranteil auf Kreisebene mit einer höheren lokalen Kriminalitätsrate einhergeht. Entscheidend ist dabei, zeitgleich demografische und ortsspezifische Unterschiede zwischen Kreisen zu berücksichtigen. Mit anderen Worten: Die statistische Schätzung soll auf Basis »fairer« Vergleiche von Kreisen, die sich im Ausländeranteil unterscheiden, jedoch in Bezug auf Demografie etc. ähneln, erfolgen. Dies ist wichtig, da sonst etwa der Einfluss einer jüngeren Bevölkerung in Kreisen mit höherem Ausländeranteil fälschlicherweise ein erhöhtes Kriminalitätsrisiko von Ausländern suggerieren könnte.“
Und weiter heißt es:
„Abbildung 3.B zeigt daher denselben Zusammenhang zwischen Kriminalitätsrate und Ausländeranteil abzüglich des Einflusses von regionalen Unterschieden in Demografie (Altersschnitt und Männeranteil der Einwohner) und ortsspezifischer Faktoren. Letztere bilden wir durch die lokale Inländer-Tatverdächtigenrate und die Arbeitslosenquote ab. Die Arbeitslosenquote spiegelt grob die regionale wirtschaftliche Lage und die Chancen auf legale Verdienstmöglichkeiten wider. Die Steigung der Geraden ist nach der Bereinigung deutlich geringer und statistisch nicht von null verschieden.“
Was die Autoren also gemacht haben: sie haben die demographischen Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen könnten, herausgerechnet (sie geben nicht an wie, aber ich vertraue ihnen mal, es richtig getan zu haben) und finden heraus, dass
„Im Jahr 2023 […] ein regional höherer Ausländeranteil bei ähnlicher Demografie, Inländer-Tatverdächtigenrate und Arbeitslosenquote nicht mit mehr Straftaten pro Kopf verbunden [war].“
Dass man Kreise mit ähnlicher Demographie und ähnlicher Arbeitslosenquote (als Proxy für generelle „sozioökonomische Umstände“) vergleicht, ist naheliegend. Dass auch darauf geachtet wird, dass die Kreise eine ähnliche „Inländer-Tatverdächtigenrate“ haben, ist etwas verdächtig: im linken Weltbild sollte die ja schon maßgeblich durch Demographie und sozioökonomische Umstände erklärt werden. Scheinbar wird sie das aber nicht, weswegen man sie auch noch herausrechnen muss.
Her drängt sich mir der Verdacht auf (der in der Studie weder belegt noch widerlegt wird), dass die Kreise, die trotz in diesem Sinne schlechter Demographie und schlechten sozioökonomischen Umständen eine unerwartet niedrige Inländer-Tatverdächtigenrate haben, die Kreise sind, die primär von der einheimischen Unterschicht bewohnt werden, während die mit hoher Inländer-Tatverdächtigenrate viele Ausländer mit deutscher Staatsbürgerschaft beinhalten.
Außerdem ist die Formulierung, „Die Arbeitslosenquote spiegelt grob die regionale wirtschaftliche Lage und die Chancen auf legale Verdienstmöglichkeiten wider“, sehr offenbarend. Sie soll die alte linke Mär wiederholen, Armut und Perspektivlosigkeit (als externe Faktoren) würden zu Kriminalität führen. Dass die Arbeitslosenquote in vielen Gegenden nicht deshalb hoch ist, weil es wenig „Chancen auf legale Verdienstmöglichkeiten“ gibt, sondern weil in den Gegenden auf dem Arbeitsmarkt unbrauchbare Menschen leben, wird nicht beachtet. Denn im linken Weltbild kann ein Mensch niemals aufgrund ihm inhärenter, besonders nicht aufgrund genetischer Faktoren, arm sein, sondern nur, weil er durch äußere, von ihm nicht beeinflussbare, Umstände dazu gebracht worden ist.
Neben dem Vergleich verschiedener Kreise stellen die Autoren auch noch einen Vergleich innerhalb von Kreisen im Laufe der Zeit an.
„Konkret wird untersucht, wie sich Veränderungen in der Ausländerrate in einem Kreis auf Veränderungen in der lokalen Kriminalität auswirken. Dafür nutzen wir den Datensatz für den Zeitraum 2018-2023 und schätzen ein lineares Modell mit »fixen Effekten« für Jahre und Kreise. Die fixen Effekte eliminieren alle zeitkonstanten Einflussfaktoren auf Kreisebene sowie jahresspezifische Schwankungen, die alle Kreise gleichermaßen betreffen. Daneben absorbieren die fixen Effekte auch einen Großteil der demografischen Unterschiede.“
„Abbildung 4.A trägt Straftaten pro 1 000 Einwohner (y-Achse) gegen den Ausländeranteil (x-Achse) für den Zeitraum 2018-2023 ab. Die Rohdaten – ohne fixe Effekte – zeigen eine positive Korrelation zwischen Ausländeranteil und lokaler Kriminalität aus der Querschnittsanalyse ohne Bereinigung (vgl. Abb. 4.A). Daneben zeigt Abbildung 4.B den Zusammenhang zwischen Kriminalitätsrate und Ausländeranteil nach Bereinigung durch die fixen Effekte. Die Steigung der Regressionsgerade ist nahe null und statistisch nicht signifikant. Das bedeutet: Im Schnitt ist keine Korrelation zwischen der Veränderung der lokalen Ausländerquote und der Veränderung der lokalen Kriminalitätsrate im selben Jahr festzustellen.“
Damit wird die wichtigste Aussage der Studie begründet. Die Veränderung des Ausländeranteils ist nicht mit der Veränderung der Kriminalitätsrate korreliert. Es sei bemerkt, dass hier jeweils innerhalb eines Jahres verglichen worden ist und nicht über den gesamten, ohnehin schon selektiv gewählten, Beobachtungszeitraum.
Eine weitere Schwäche dieser Methodik wird auch von den Autoren angesprochen:
„Dennoch gibt es Einschränkungen: Wenn regionale Maßnahmen als Reaktion auf lokale Zuwanderung ergriffen werden, berücksichtigt das Modell diese nicht, so dass der Schätzer verzerrt sein kann. Z. B. könnte ein »härteres Durchgreifen« infolge lokaler Migration oder Straftaten dazu führen, dass zukünftige Straftaten in der Region verhindert oder Ausländer häufiger von der Polizei aufgegriffen werden. Daneben werden Taten auch außerhalb des eigenen Wohnorts begangen, was die Analyse erschweren kann.“
Das mag zunächst wie die übliche Unschärfe von Statistik klingen, zeigt aber einmal mehr, wie unpassend die Methodik der Studie ist – bzw. wie skurril und spezifisch die Aussage, um die es in der Studie geht, eigentlich ist. Wenn die Kriminalität steigt – egal, warum – steigen auch die Sicherheitsmaßnahmen, seien es öffentliche wie mehr Polizei, mehr Überwachung, mehr Befugnisse für die Polizei, oder private wie Sicherheitsschlösser und Alarmanlagen. Ceteris Paribus, also ohne strengere Sicherheitsmaßnahmen, würde die Kriminalität noch viel stärker steigen, die Sicherheitsmaßnahmen sorgen aber dafür, dass durch erheblichen Kostenaufwand ein Teil der Kriminalität verhindert wird. Wenn also ein Zuzug von Ausländern dazu führt, dass es mehr Sicherheitsmaßnahmen gibt, könnte es sein, dass die Kriminalität in der ohnehin schon schlechten Gegend nicht weiter steigt, sehr wohl aber die Kosten für ihre Prävention, was auch ein erheblicher Nachteil ist, der aber nicht in der Kriminalitätsstatistik auftaucht.
Die politische Implikation, die in der ganzen Studie mitschwingt und am Ende auch explizit ausgesprochen wird: Mehr „Integrationsmaßnahmen“ und Ausländer sollen gefälligst über das ganze Land verteilt werden.
„Drittens unterstreicht die Forschung, wie wichtig ortsspezifische Faktoren für die Integration von Migranten sind. Daraus lässt sich insbesondere für die regionale Verteilung von Asylsuchenden lernen. Derzeit erfolgt diese in Deutschland vor allem auf Basis des Steueraufkommens und der Bevölkerungszahl. Eine Zuteilung auf Basis persönlicher und lokaler Faktoren kann die Beschäftigungschancen von Geflüchteten erheblich verbessern. Zum Beispiel könnte die Berücksichtigung der lokalen Kriminalitätsbelastung und Arbeitsnachfrage ankommende Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt integrieren und Kriminalität vorbeugen.“
Hier zeigt sich die geballte Boshaftigkeit von Linken. Durch statistische Zahlenspielereien, die zwar Zusammenhänge, aber keine Ursachen, zeigen, schlussfolgern sie stets eine Kausalität in die falsche Richtung. Dann wollen sie künstlich die Wirkung verändern, um damit auch die Ursache zu verändern. In diesem Falle: sie wollen zu Kriminalität neigende Ausländer in Gegenden mit wenig Kriminalität ansiedeln, in der Hoffnung, dass dadurch die Ausländer weniger kriminell werden. In der Realität wird dadurch eher die Gegend schlechter.
Kurzzusammenfassung
Die Studie zeigt, dass im Zeitraum 2018 bis 2023, Zuzug von Ausländern in eine Gegend die lokale Kriminalitätsrate in dieser Gegend nicht statistisch signifikant erhöht. Die Autoren begründen diese Beobachtung damit, dass Ausländer primär in Gegenden ziehen, die ohnehin schon eine hohe Kriminalität vorweisen. Was die Studienautoren nicht schreiben, was man aber daraus folgern kann, ist dass die bundesweite Kriminalitätsrate durch den Zuzug von Ausländern sehr wohl steigt, da es insgesamt mehr Menschen gibt, die in „schlechten Gegenden“ wohnen.
Der Vergleichszeitraum ist außerdem recht klein und blendet insbesonders die Zeit rund um das Jahr 2015 aus. Außerdem wird die Staatsbürgerschaft als Kriterium verwendet, wer als „Ausländer“ und wer als „Deutscher“ zählt – innerhalb des Vergleichszeitraums wurden viele Ausländer eingebürgert. Die Kriminalität eingebürgerter Ausländer, die in der Statistik als Inländer zählen, könnte (in der Studie wird das nicht angesprochen) also mit ein Grund sein, warum die „Deutschen“ in den schlechten Gegenden, in die die Ausländer primär ziehen, so kriminell sind.
Der Trick der Studie besteht darin, eine sehr genaue, komplizierte Aussage zu machen, diese mit bereits verwässerten Daten und einem sehr spezifischen Beobachtungszeitraum zu belegen, in der Hoffnung, dass sie falsch verstanden wird und die Leute zu falschen Konklusionen bringt. Insbesonders die Überschrift „Steigert Migration die Kriminalität?“ macht den Eindruck, dass die Autoren es ganz bewusst darauf anlegen, missverstanden zu werden.
Auch diese beiden Sätze offenbaren, was von der „Wissenschaftlichkeit“ der Verfasser zu halten ist:
„beeinflussen Medien die Wahrnehmung … . So nahm trotz des Rückgangs der Kriminalitätsrate unter Migranten zwischen 2011 und 2019 … die Präsenz migrantischer Kriminalität in deutschen Medienberichten zu“.
LOGISCH orientiert sich die Berichterstattung nicht an der relativen Kriminalitätsrate innerhalb der Gruppe der Migranten, sondern an deren absoluter Höhe!
Wenn die Zahl der Ausländer stark steigt, begehen die zwangsläufig auch bei abnehmender Kriminalitätsquote (innerhalb ihrer Gruppe) absolut deutlich mehr Verbrechen. Und das registrieren (völlig zu Recht!) sowohl die Bevölkerung wie die Medien.
Wer sich darüber wundert, dem liegt jegliches sozialwissenschaftliches Denken fern.
Wenn die Ergebnisse der Studie wahr sind ist ja die einzig richtige Schlussfolgerung, dass man die Flüchtlinge nur noch in den Villenvierteln der Grünenwähler unterbringen sollte.
Auch ich habe mir die Studie angeschaut, bin allerdings kein Mathematiker oder Sozialwissenschaftler (auch nicht, wie die Autoren, Wirtschaftswissenschaftler).
Nach wie vor kann ich den Behauptung nicht nachvollziehen, dass es einen Gesamtanstieg von Kriminalität (egal, ob überhaupt oder von wie auch immer definierten gesellschaftlichen Gruppen) geben kann, ohne dass, wo auch immer, die örtliche Kriminalität ansteigt.
Ein solches Ergebnis ist logisch unmöglich – es sei denn, man hat es schon vorher durch statistische Tricks wegmanipuliert.
Nur verstehe ich nicht, AUF WELCHE WEISE die Verfasser das getan haben.
Dass die „Wissenschaftler“ Immiggressionslobbyisten sind, zeigt sich bereits bei der Verwendung des Ausdrucks „Schutzsuchende“ pauschal für alle illegalen Eindringlinge.
Wie unwissenschaftlich die Verfasser argumentieren, zeigt z. B. auch die Behauptung, wonach
„Einbürgerungen zeitliche Vergleiche von Kriminalitätsraten [verzerren]: Besser integrierte und ausgebildete Migranten werden häufiger eingebürgert, wodurch die Kriminalitätsrate der Deutschen im Vergleich zu Ausländern sinkt“.
So hoch sind die jährlichen Einbürgerungsraten nun auch wieder nicht, als dass sie kurz- und mittelfristig die Kriminalitätsstatistik zu Gunsten deutscher Staatsbürger signifikant beeinflussen könnten.
Auch dieser Satz ist pure Rosstäuscherei, bar jeglicher Wissenschaftlichkeit:
„Es scheint widersprüchlich, dass Ausländer häufiger straffällig werden, während Migration insgesamt keinen Einfluss auf die Kriminalität hat.“
Den Widerspruch, den der normale Leser hier sieht, haben die „Wissenschaftler“ selber weggehext: Indem sie „bewiesen“ haben, dass Migranten nicht deshalb krimineller sind als die Ureinwohner, weil sie Migranten sind. Sondern (ein wenig), weil sie jung und männlich sind. Und hauptsächlich, weil sie in kriminelle Gegenden ziehen.
Mögliche GRÜNDE, warum (z. B.) die Nafris nicht aufs Land ziehen, sondern in die Städte, hinterfragen die Autoren erst gar nicht: So viel Wissenschaft könnte schließlich ihre „Beweise“ für die Unschuld der Immiggressoren beschädigen.