{"id":13024,"date":"2022-10-31T13:19:43","date_gmt":"2022-10-31T13:19:43","guid":{"rendered":"https:\/\/kraut-zone.de\/?p=13024"},"modified":"2022-10-31T13:19:47","modified_gmt":"2022-10-31T13:19:47","slug":"doch-der-feind-heisst-kulturmarxismus-teil-1","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/kraut-zone.de\/doch-der-feind-heisst-kulturmarxismus-teil-1\/","title":{"rendered":"Doch, der Feind hei\u00dft Kulturmarxismus (Teil 1)"},"content":{"rendered":"\n

Von Robin Classen<\/p>\n\n\n\n

Innerhalb der deutschen Rechten spitzt sich ein intellektueller Konflikt zu, der bereits seit Jahren am Schwelen ist, aber bislang kaum politische Auswirkungen hatte und dem deshalb eher weniger Beachtung geschenkt wurde. In der politischen Positionierung ist man sich \u2013 zumindest an der Oberfl\u00e4che – in den meisten Dingen ja einig: Man ist f\u00fcr eine R\u00fcckbesinnung auf deutsche Grundtugenden, f\u00fcr die klassische Familie, f\u00fcr au\u00dfenpolitische Souver\u00e4nit\u00e4t und man lehnt Masseneinwanderung sowie alle gesellschaftspolitischen Ideen, die neuerdings unter dem aus den USA importierten Stichwort \u201ewoke\u201c zusammengefasst werden, nachdr\u00fccklich ab.<\/p>\n\n\n\n

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs, der verst\u00e4rkten Fokussierung des \u00f6ffentlichen Diskurses auf Au\u00dfen- und Verteidigungspolitik und der generellen Zunahme geopolitischer Krisen, treten jedoch Differenzen zu Tage, die es schon l\u00e4nger gibt, die nun aber erstmals eine realpolitische Relevanz jenseits des rechtsintellektuellen Elfenbeinturms entfalten. Es geht dabei um die Frage, woher das \u00dcbel der Gesellschaftszersetzung und des \u201eWokeismus\u201c letztlich stammt und welcher Ideologie es entsprungen ist.<\/p>\n\n\n\n

Eine bedauerlicherweise durchaus aufstrebende Richtung innerhalb der deutschen Rechten vertritt allen Ernstes die Position, all diese \u00dcbel h\u00e4tten ihren Ursprung im Liberalismus, der zusammen mit Armin Mohler, Vertretern des linkeren Fl\u00fcgels der Konservativen Revolution und vor allem dem franz\u00f6sischen Querfront-Philosophen Alain de Benoist als \u201eHauptfeind\u201c charakterisiert wird. Der Kommunismus und Sozialismus wird derweil entweder als reine Folgereaktion auf den Liberalismus abgetan, kaum beachtet oder gar \u201evon rechts gelesen\u201c, sodass von einer klaren antikommunistischen Haltung \u2013 die allein schon das Opfer unserer Vorfahren eigentlich von uns fordert – kaum mehr gesprochen werden kann.<\/p>\n\n\n\n

Der dieser Denkrichtung innewohnende, meist notd\u00fcrftig verdeckte Querfrontgedanke bricht derweil auf geopolitischer Ebene vollends durch. Vertreter dieses Teils der Rechten vertreten regelm\u00e4\u00dfig einen pauschalen Antiamerikanismus und eine antiwestliche Haltung. B\u00fcndnisse mit westlichen Nationen sollen bestenfalls erkalten, schlimmstenfalls einseitig verlassen werden, um sich mit entweder (zum Teil post-)kommunistischen L\u00e4ndern wie China oder islamistischen Paria-Staaten wie dem Iran gegen das verhasste Amerika zu verb\u00fcnden. Dabei wird der n\u00fcchtern zu prognostizierende Wandel hin zu einer multipolaren Welt, in der neben den gesellschaftlich und kulturell europ\u00e4isch gepr\u00e4gten Vereinigten Staaten von Amerika nebst den anderen westlichen L\u00e4ndern nun auch kommunistische, zumeist nicht-wei\u00dfe Gesellschaften bestimmenden Einfluss \u00fcber ganze Regionen erlangen, ausdr\u00fccklich begr\u00fc\u00dft und sogar als Zielvorstellung benannt.<\/p>\n\n\n\n

Ein geradezu musterg\u00fcltiger Vertreter dieser Denkrichtung ist der ehemalige Kurzzeit-Bundesvorsitzende der Jungen Alternative Marvin T. Neumann, der das \u201echinesische Modell\u201c auf Twitter als die \u201eim Groben sinnvollste Form zukunftsf\u00e4higer Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung\u201c bezeichnete (Anm. der Red.: Dazu mehr in der 51. Folge unseres Podcasts<\/a>). Sp\u00e4tere Versuche, dieses Lob f\u00fcr die Corona-Diktatur und den V\u00f6lkerknast, der gerade den Parteitag der Kommunistischen Partei unter einem gigantischen Hammer-und-Sichel-Emblem begang, wieder einzufangen, waren wenig glaubw\u00fcrdig. Anlass f\u00fcr diesen Artikel ist Neumanns neuster zweiteiliger Artikel \u201eWokeness als Neoamerikanismus\u201c<\/a>, der im Blog des Jungeuropa-Verlages erschienen ist und musterg\u00fcltig die Erz\u00e4hlung von den beiden Feindbildern Liberalismus und Amerika miteinander verbindet. Neumann verkn\u00fcpft die aus altrechten Kreisen bereits bekannte Kritik an dem Umstand, dass das amerikanische Volk ein republikanisches und kein ethnisches ist und der Werdungsprozess dementsprechend ein \u00fcberaus steiniger war, mit Kritik an evangelikalem Christentum und dem im Laufe der Zeit geschmiedeten amerikanischen Nationalcharakter verankerten Liberalismus. Dass zumeist gerade die \u201ewoken\u201c Amerikaner, Amerika und diesen liberalen, amerikanischen Charakter zutiefst verachten, erkennt Neumann hingegen nicht.<\/p>\n\n\n\n

Stattdessen f\u00fchrt er den amerikanischen Gr\u00fcndervater Thomas Paine als Kronzeugen f\u00fcr die skurrile These an, dass die ersten \u201eSocial Justice Warriors\u201c schon unter den amerikanischen Gr\u00fcnderv\u00e4tern zu finden seien. Dabei entgeht ihm, dass Thomas Paine kein \u201eradikalliberaler\u201c Denker war, sondern der wohl am weitesten linksstehende Gr\u00fcndungsvater, der sich zu den Ideen des Fr\u00fchsozialisten Fran\u00e7ois No\u00ebl Babeuf bekannte und dessen Geburtstag am 29. Januar von Gewerkschaften und sozialistischen Bewegungen im gesamten Westen gefeiert wurde. Die kommunistische Partei Amerikas ver\u00f6ffentlichte 1937 eine Sammlung seiner Schriften, nannte ihn den \u201eChef-Propagandisten und Agitator der Revolution\u201c und bescheinigte ihm, \u201ehinter die Grenzen der b\u00fcrgerlichen Revolution\u201c geblickt zu haben. Es ist nur mit gro\u00dfem Wohlwollen und strategischen \u00dcberlegungen zu erkl\u00e4ren, dass der lange Zeit im Rest der amerikanischen Gesellschaft desolate Ruf Paines sich im 20. Jahrhundert im Rahmen der pauschalen Verehrung der \u201eFounding Fathers\u201c gebessert hat.<\/p>\n\n\n\n


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Zur Ladentheke<\/a><\/div>\n<\/div>\n\n\n\n
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Nahtlos setzt sich die Fantasterei von \u201eLiberalen\u201c bei der n\u00e4chsten Kronzeugin Neumanns, der Feministin Frances Wright, fort, die zusammen mit Robert Dale Owen in New York York die Zeitung \u201eFree Enquirer\u201c herausgab, die sich gegen den evangelischen Glauben, f\u00fcr liberale Scheidungsgesetzgebung und eine \u201egerechte Eigentumsverteilung\u201c und damit f\u00fcr einen klassisch marxistischen Kurs aussprach. Ebenso ein \u201eLiberaler\u201c ist f\u00fcr Neumann der Pastor John Humphrey Noyes, \u00fcber den Neumann mit einer simplen Google-Recherche h\u00e4tte herausfinden k\u00f6nnen, dass er ein \u201eutopischer Sozialist\u201c und der \u201ePhilosoph des Bibel-Kommunismus\u201c war. Am Ende des mit einem auf einer Regenbogenflagge platzierten Davidsterns bebilderten Artikels wird dann unter Berufung auf Felix Adler \u2013 einen von sozialistischen Ideen inspirierten j\u00fcdischen Professor \u2013 der kr\u00f6nende Abschluss in der Feststellung einer angeblichen Melange aus liberalen Elementen im evangelikalem Christentum, im Humanismus und nat\u00fcrlich dem Judentum gefunden, auf deren bestelltem Acker heutige Woke-Aktivisten angeblich grasen sollen.<\/p>\n\n\n\n

Es ist gut, dass Marvin T. Neumann diesen Artikel geschrieben hat, denn die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem ahistorischen Antiliberalismus und dem fanatischen Amerikahass in Teilen der deutschen Rechten ist \u00fcberf\u00e4llig und anhand dieses Artikels hervorragend m\u00f6glich. Bereits bei oberfl\u00e4chlicher Betrachtung ist f\u00fcr jedermann leicht zu erkennen, dass der Antiliberalismus ein Etikettenschwindel ist, bei dem \u2013 wie von Neumann musterg\u00fcltig praktiziert \u2013 kommunistische Agitatoren und Ideen als Liberalismus verkauft werden. Schlechte, marxistische Ideen aus Amerika werden nicht als ebensolche bek\u00e4mpft, sondern der amerikanische Staat an sich wird zum Feind erkl\u00e4rt: Kein Wunder, dass \u00fcber die Pr\u00e4sidentschaft von Donald Trump aus diesen Kreisen vornehmlich Murren und Absch\u00e4tziges zu h\u00f6ren war, denn sein Sieg war das Paradebeispiel daf\u00fcr, dass Amerika wie jedes Land der Welt gut oder eben auch schlecht regiert werden kann. <\/p>\n\n\n\n

In Anbetracht der in diesem Dunstkreis geborenen Ideen der Beteiligung Deutschlands an einer Art geopolitischem Zweckb\u00fcndnis mit China und anderen kommunistischen oder postkommunistischen Staaten gegen den Westen, gegen unsere europ\u00e4ischen Br\u00fcderv\u00f6lker und gegen \u201eden Liberalismus\u201c ist diese Idee zudem brandgef\u00e4hrlich und geeignet, der deutschen Rechten \u2013 gerade auch der europapolitisch den Anschluss suchenden AfD – und letztlich Deutschland nachhaltigen Schaden zuzuf\u00fcgen. Jeder echte Rechte ist daher aufgefordert, solche oftmals sogar in Querfront-\u00dcberlegungen ausartende, salonbolschewistischen Ideen in unserer Bewegung energisch einen Riegel vorzuschieben.<\/p>\n\n\n\n

In einem zweiten Artikelteil wird die genuin rechte und damit richtige Sicht auf die Ursachen des \u201eWokeismus\u201c dargelegt werden.<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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