{"id":19716,"date":"2024-05-02T17:26:46","date_gmt":"2024-05-02T17:26:46","guid":{"rendered":"https:\/\/kraut-zone.de\/?p=19716"},"modified":"2024-05-02T17:26:48","modified_gmt":"2024-05-02T17:26:48","slug":"wenn-der-incel-zum-trans-maxxer-wird","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/kraut-zone.de\/wenn-der-incel-zum-trans-maxxer-wird\/","title":{"rendered":"Wenn der Incel zum „Trans-Maxxer“ wird"},"content":{"rendered":"\n

Seit einigen Jahren gibt es in der Blackpill-Sparte der amerikanischen Incel-Scene, also unter sexlosen heterosexuellen jungen M\u00e4nnern, die jede Hoffnung darauf, eine Freundin zu finden, beerdigt haben, das verst\u00f6rende Ph\u00e4nomen der \u201eTrans-Maxxer\u201c. Wer bislang h\u00f6chstens den gro\u00dfen Zeh in diese Untiefen menschlicher Abgr\u00fcnde gesteckt hat, braucht, um das nachvollziehen zu k\u00f6nnen, vermutlich eine Schritt-f\u00fcr-Schritt-Erkl\u00e4rung.<\/p>\n\n\n\n

Incels sind, wie beschrieben, eine besorgniserregend stark anwachsende Gruppe einsamer junger M\u00e4nner, die sich teils im Internet in gro\u00dfen Leidensgenossen-Gemeinschaften zusammenfinden. Wie es so oft passiert, hat diese Bubble, die sich auf der Grundlage unerfreulicher Eigenschaften und Umst\u00e4nde formierte, auf ihre Mitglieder meist keine heilsame Wirkung, sondern einen geradeheraus zerst\u00f6rerischen Effekt: Man motiviert sich nicht gegenseitig, einen Ausweg aus seiner traurigen Lage zu finden, sondern suhlt sich im Gegenteil gemeinschaftlich im Elend, kultiviert Hass auf die restliche Gesellschaft, erstickt jedes Gef\u00fchl von Eigenverantwortung und gibt sich dem Def\u00e4tismus hin. Der Gipfel dieser Entwicklung ist die \u201eBlackpill-Szene\u201c, die mit einer gewissen weltanschaulichen Tiefe dahinter die Gewissheit erlangt hat, dass jedes Aufbegehren gegen die Arschkarte, die man sein Leben nennt, sowieso vergebens ist. Das Ende vom Lied: Stagnation, anwachsende Animosit\u00e4t nach au\u00dfen, aber gleichzeitig die k\u00fchle Brise der Akzeptanz.<\/p>\n\n\n\n

Gewisse K\u00f6rnchen Wahrheit finden sich im ideologischen Unterbau der Incels durchaus: Ja, die kleine \u201eGlobalisierung\u201c des Partnermarkts hat M\u00e4nnern mit unterdurchschnittlich begehrenswerten Attributen nicht gerade ein einfaches Blatt zugeteilt. Um sich einzureden, dass man erstens sowieso v\u00f6llig chancenlos ist und daher zweitens auch keinerlei Verantwortung f\u00fcr die eigene Situation tr\u00e4gt, geht man gedanklich aber teils auch v\u00f6llig irrationale Wege: Die (wahre) Whitepill f\u00fcr sexuell unterperformende M\u00e4nner, dass, abgesehen von Elefantenmensch-m\u00e4\u00dfig Deformierten, ihnen ein selbstbewusstes, humorvolles Auftreten gerade als M\u00e4nnern \u00fcber manche physische Unzul\u00e4nglichkeit hinweghelfen k\u00f6nnte, wird kategorisch abgelehnt. Tragisch, da in vielen F\u00e4llen das Auftreten oder auch einfach der Mangel an Kontakt mit der echten Au\u00dfenwelt eine deutlich entscheidendere Baustelle sein d\u00fcrfte als das schwindende Kinn und die schiefe Nase, und dazu noch eine, die sie selbst in der Hand haben.<\/p>\n\n\n\n

Ein Elliot Rodger (der Amokl\u00e4ufer von Isla Vista<\/a>) etwa sah ja nicht einmal besonders unansehnlich aus \u2013 seinem Manifest kann man jedoch entnehmen, dass er darauf wartete, dass eine Frau ihn von sich aus ansprechen w\u00fcrde. Er war also noch eine Ebene weiter von Selbstverbesserung entfernt, er nahm sich passiv aus dem Spiel, schon bevor ihm sein eigenartiges, schw\u00e4chliches Auftreten zum Verh\u00e4ngnis werden konnte. Beides, die Feigheit und die Waschlappen-Ausstrahlung, kann man beheben. Doch daf\u00fcr br\u00e4uchte es mentale \u00dcberwindungskraft und Disziplin. Das Ergebnis ist eine qu\u00e4lende Stimme, die ihnen \u201e\u00e4ndere was!\u201c ins Ohr schreit und mit der Blackpill zum Verstummen gebracht wird, um sich den Seelenfrieden der Hoffnungslosen zu erkaufen.<\/p>\n\n\n\n

Die Trans-Maxxer scheinen \u00e4hnliche Sehns\u00fcchte zu hegen, wie ein Elliot Rodger sie zum Ausdruck brachte: Auch sie m\u00f6chten von der Au\u00dfenwelt als begehrenswert wahrgenommen und, ohne ihre Passivit\u00e4t verlassen zu m\u00fcssen, mit Offerten umgarnt werden. Der soziale Stand und der Selbstbewusstseins-Boost des sexuellen Verlangens nach ihnen scheint dabei eine gr\u00f6\u00dfere Rolle zu spielen als der Sex selbst. Ihre L\u00f6sung daf\u00fcr ist so pragmatisch wie bizarr: Sie feminisieren sich, zum einen, um in der Gesellschaft den h\u00f6heren Stand einer woken Opfergruppe einzustreichen, zum anderen aber auch, um sexuelle Begierde zu wecken. Da Frauen auf dem sexuellen Marktplatz einen Angebots\u00fcberschuss aufweisen, hatten sie bei ihnen gerade als nicht sonderlich ansehnliche Typen mit ihrer Passivit\u00e4t furchtbare Karten, bei schwulen M\u00e4nnern aber sieht es erheblich anders aus. Hier reden wir von einer Szene, die sowohl Angebots- als auch Nachfrage-m\u00e4\u00dfig aus allen N\u00e4hten quillt und in der ein sch\u00fcchterner, feminisierter Mann zahlreiche Interessenten findet.<\/p>\n\n\n\n

Das Problem ist nat\u00fcrlich: Sie sind \u00fcberhaupt nicht schwul. Die L\u00f6sung? Eine Drogen- und Hypnose-basierte Konversionstherapie. Ich mache keine Scherze, auf entsprechenden Foren finden sich Playlists mit Videos, die dazu gedacht sind, tiefenwirksam die eigene Sexualit\u00e4t umzukrempeln, mitsamt Anleitungen, wie und unter dem Einfluss welcher Substanzen man sie konsumieren sollte. Allein an dem Ansatz, die Natur seines sexuellen Verlangens von Grund auf zu \u00e4ndern, um begehrenswert zu werden, sehen wir, dass dieses unerf\u00fcllte sexuelle Verlangen selber nicht der Vater des Gedankens ist. Es geht um das Gef\u00fchl, gewollt zu werden, und dann kommt lange nichts. Matt Walsh sagte vor Kurzem, in der Hypersexualisierung, dem Vollspammen der gesamten Kultur mit sexuellen Reizen teils abgr\u00fcndigster Ausformungen, seien wir eigentlich am Ende eine antisexuelle Gesellschaft im aufreizenden Gewand geworden.<\/p>\n\n\n\n

Interessant finde ich an den Trans-Maxxern auch gerade, dass sie ideologisch keine eingefleischten Linken sind, sondern die woke Ideologie in ihrem grenzenlosen Zynismus durchaus realistischer betrachten, als mancher Otto Normalmensch es tut. Nur kommen sie nicht zu dem Schluss, gegen die Absurdit\u00e4t und die L\u00fcgen, die Wurzeln zum Teil auch ihrer Misere, wie die v\u00f6llige Abkopplung der Sexualit\u00e4t von Fortpflanzung, aufzubegehren. Im Gegenteil, sie wollen das Spiel mit ihrem schlechten Blatt gewinnen. Denn eines, die hedonistische Triebauslebungs-Party, hinterfragen sie nicht. Sie wollen nur zumindest auch ein kleines St\u00fcck vom Kuchen und nicht immer nur die Kr\u00fcmel auflesen.<\/p>\n\n\n\n

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