{"id":2386,"date":"2021-07-13T17:30:22","date_gmt":"2021-07-13T17:30:22","guid":{"rendered":"https:\/\/krautzone.rf.gd\/?p=2386"},"modified":"2022-02-20T17:34:58","modified_gmt":"2022-02-20T17:34:58","slug":"andreas-kemper","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/kraut-zone.de\/andreas-kemper\/","title":{"rendered":"Andreas Kemper w\u00e4scht jetzt also Teller"},"content":{"rendered":"\n

Nachdem der Chefermittler gegen Geldanlagen und traditionelle Werte, Andreas Kemper<\/a>, die Krautzone quasi als faschistisch bezeichnet hat, schaue ich mir seinen Twitter-Post genauer an. Kemper, ein Mann in Krullschen Dimensionen, dem wir unbedingt mal einen eigenen Artikel widmen m\u00fcssen, bewirbt das \u201eDishwasher-Magazin\u201c.<\/p>\n\n\n\n

Dabei geht es nat\u00fcrlich nicht um ein Magazin f\u00fcr Tellerw\u00e4scher. Sondern f\u00fcr \u201eArbeiterkinder\u201c, also Kinder, deren Eltern nicht zur akademischen oder b\u00fcrgerlichen Schicht geh\u00f6ren, aber trotzdem ihren Weg an die Universit\u00e4t finden wollen oder gefunden haben.<\/p>\n\n\n\n

„Based“ oder faschistisch? pic.twitter.com\/1Rg7eJ339O<\/a><\/p>

\u2014 AndreasKemper (@AndreasKemper) July 5, 2021<\/a><\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Da ich im weitesten Sinne selbst Spross einer Arbeiterfamilie bin \u2013 keiner meiner Eltern hat mehr als 9 bzw. 10 Schuljahre auf dem Buckel \u2013 habe ich einen Artikel an das \u201eDishwasher\u201c-Magazin geschickt und bin jetzt erfolgreicher Journalist bei den \u00f6ffentlich-rechtlichen Anstalten. Danke, Andreas Kemper, und Danke, Westf\u00e4lischen Wilhelmsuniversit\u00e4t in M\u00fcnster.<\/p>\n\n\n\n

So geht die Geschichte nat\u00fcrlich nicht weiter, wenn auch der erste Teil mit den \u201eArbeitereltern\u201c stimmt. Trotzdem hatte ich nie das Gef\u00fchl zur \u201eArbeiterschaft\u201c zu geh\u00f6ren, was sicherlich auch daran lag, dass meine nichtgymnasialen Eltern \u2013 im Gegensatz zu Idioten wie mir \u2013 schon bald beim Staat arbeiteten.<\/p>\n\n\n\n

Was mir aber vermittelt wurde ist, dass man schlichtweg alles aus eigenem Antrieb, mit Flei\u00df und Wille schaffen kann und sich auch ein profundes Wissen an Kultur, Anstand, Allgemeinbildung und Literatur aneignen kann, sodass man \u2013 rein faktisch betrachtet \u2013 innerhalb weniger Jahre zum B\u00fcrgertum \u201eaufsteigen\u201c kann.<\/p>\n\n\n\n

Das liegt sicherlich nicht nur an den Aufstiegsm\u00f6glichkeiten, die man in Deutschland hatte und noch immer hat, sondern auch am sinkenden Stern des B\u00fcrgertums oder des \u201eB\u00fcrgertums\u201c von dem manche weder ein B\u00fccherregal besitzen noch korrekt mit Messer und Gabel essen k\u00f6nnen \u2013 oder g\u00e4nzlich den Verlockungen der modernen \u201eUnterhaltungsindustrie\u201c erlegen sind. Mehr dazu in Rosipals Hetze gegen das B\u00fcrgertum im kommenden Heft 22!<\/p>\n\n\n\n

Interessanterweise verneinen Linke diese Permeabilit\u00e4t der Schichten, wie auch das \u201eDishwasher\u201c-Magazin. Sie sprechen vom \u201eTellerw\u00e4schermythos\u201c und betonen dabei, dass es sich um eine L\u00fcge handle, in der Gesellschaft aufsteigen zu k\u00f6nnen. Mir ist vollkommen klar, dass nicht jeder flei\u00dfige Tellerw\u00e4scher Million\u00e4r wird (was mitunter an der linken EZB-Politik liegt) aber doch ein nicht geringer Prozentsatz noch immer \u2013 allen Widrigkeiten im Hochsteuerland Deutschland zum Trotz \u2013 sein Verm\u00f6gen selbst erworben hat. In den USA wird dies noch viel deutlicher:<\/p>\n\n\n\n

\u201eDer Anteil der Selfmade-Milliard\u00e4re im Vergleich zu den Erben steigt kontinuierlich in den letzten 40 Jahren. Am besten ist dies f\u00fcr die USA dokumentiert. Forbes berechnet regelm\u00e4\u00dfig den Anteil der Selfmade-Milliard\u00e4re im Vergleich zu denen, die geerbt haben.<\/em><\/p>\n\n\n\n

Dabei wird nach einem Scoring-System gearbeitet. F\u00fcr jeden in der Liste der 400 reichsten Amerikaner wird eine Score von 1 bis 10 gegeben. F\u00fcr 10 steht beispielsweise Oprah Winfrey, die in armen Verh\u00e4ltnissen aufwuchs und mit 2,7 Mrd. Dollar die erste schwarze Selfmade-Milliard\u00e4rin der Welt wurde.<\/em><\/p>\n\n\n\n

Der Anteil der Selfmade-Milliard\u00e4re (Score von 6 bis 10) unter den 400 reichsten Amerikanern lag 1984 bei 48%, 2018, als die Erhebung das letzte Mal gemacht wurde, lag der Anteil bei 67%.\u201c (Focus; 2019)<\/em><\/p>\n\n\n\n

Auch im tats\u00e4chlich rigideren Land Deutschland, zeigen die Zahlen ein eindeutiges Bild:<\/p>\n\n\n\n

\u201eIn Deutschland ist der Anteil der Reichen, die ihr Verm\u00f6gen geerbt haben, besonders gro\u00df. Laut der Studie haben gut 28 Prozent der deutschen Multimillion\u00e4re ihren Wohlstand allein dem Erbe zu verdanken. Das ist – neben der Schweiz – der h\u00f6chste Wert aller untersuchten L\u00e4nder. Bei 31 Prozent geht der Reichtum demnach auf eine Mischung aus Erbe und selbsterwirtschaftetem Verm\u00f6gen zur\u00fcck. Lediglich 41 Prozent haben es ohne Erbe zu Reichtum gebracht.\u201c (Spiegel; 2014)<\/em><\/p>\n\n\n\n

Es geht also doch. Und dabei beziehen sich die Zahlen nur auf die Reichen und Superreichen. Ich will nicht wissen, wie viel Prozent der wohlhabenden Mittelschicht von einer Oma abstammen, die noch 5 Mal die Woche Kartoffeln gegessen hat.<\/p>\n\n\n\n

Aber warum betonen Linke so sehr die angeblich rigiden Schichtgrenzen, allen voran Andreas Kemper, der sogar Experte im selbst erfundenen \u201eKlassismus\u201c ist? Ganz einfach: Man nimmt die b\u00f6se Gesellschaft und kaschiert damit das eigene Unverm\u00f6gen, etwas in seinem Leben aufzubauen, weil man schlichtweg<\/p>\n\n\n\n

a) zu schlecht oder<\/p>\n\n\n\n

b) zu faul ist.<\/p>\n\n\n\n

Nach f\u00fcnf Jahren im Universit\u00e4tsbetrieb kann ich ein Lied davon singen, wie dort \u201egearbeitet\u201c wird. Sicherlich gibt es einige r\u00fchmliche Ausnahme, aber gerade in den Geisteswissenschaften hocken schlichtweg nur faule Penner herum. Der Unterschied zu dem Arbeitsalltag eines Selbstst\u00e4ndigen, der bereitwillig 12-14 Stunden jeden Tag arbeitet (auch am Wochenende) und damit die Siffstudenten noch mitfinanzieren \u201edarf\u201c ist schier unvorstellbar.<\/p>\n\n\n\n

Aber kommen wir zur\u00fcck zu den Arbeiterkindern: Nach meinem abgeschlossenen Bachelorstudium in Trier zog es mich nach Marburg und ich stolperte erstmals \u00fcber das \u201eArbeiterkinderprogramm\u201c. Vorher hatte ich noch nie davon geh\u00f6rt und h\u00e4tte mich auch nicht wirklich als rechts, libert\u00e4r oder reaktion\u00e4r bezeichnet, sondern als netten Konservativ-Liberalen, der mit der FDP recht unzufrieden war und 2013 eine neue Partei namens AfD gew\u00e4hlt hatte.<\/p>\n\n\n\n

Als Einstiegsrechter ohne gefestigtes Weltbild kann ich mich genau daran erinnern, wie sehr mich dieses Plakat anekelte \u2013 und wie sehr mich diese Programme noch heute anekeln. Denn jenseits von irgendwelchem Nutzen, akademischen Arbeitsbeschaffungsma\u00dfnahmen, verblasenen Steuergeldern und Dauerstudenten, die von meinen Steuern schmarotzen sich aber dazu berufen f\u00fchlen, irgendwelchen omin\u00f6sen \u201eArbeiterkindern\u201c zu \u201ehelfen\u201c, bewirken solche Programme genau eines:<\/p>\n\n\n\n

Sie zementieren n\u00e4mlich die \u201eKlassenunterschiede\u201c, die vielleicht noch rudiment\u00e4r, aber doch lange nicht mehr umfassend existieren. Sie schaffen Identit\u00e4ten von \u201eden Arbeiterkindern\u201c und \u201eden B\u00fcrgerkindern\u201c, die angeblich mit dem goldenen L\u00f6ffel im Mund geboren wurden.<\/p>\n\n\n\n

H\u00e4tte ich meinen Eltern erz\u00e4hlt, dass ich als \u201eArbeiterkind\u201c beim \u201eArbeiterkinderprogramm\u201c gef\u00f6rdert w\u00fcrde, sie h\u00e4tten mir entweder eine gescheuert oder w\u00e4ren zutiefst entt\u00e4uscht gewesen. Denn ich h\u00e4tte mir meinen \u201eeinfachen\u201c Hintergrund zu Nutze gemacht und etwas nicht aus eigenem Antrieb geschafft.<\/p>\n\n\n\n

 <\/p>\n\n\n\n

Wir sind \u00fcbrigens, wie das \u201eDishwasher-Magazin\u201c, auf der Suche nach jungen, ambitionierten Autoren, die aus der Arbeiterschicht stammen. Wir k\u00f6nnen eine absolute Gleichbehandlung garantieren. Wenn der Text schei\u00dfe ist, lehnen wir ihn ab, wenn der Text gut ist, ver\u00f6ffentlichen wir ihn. Psst, nicht weitersagen: Das machen wir \u00fcbrigens auch bei Akademikern, B\u00fcrgern, Ausl\u00e4nder, Frauen, Behinderten und all den anderen Gruppen, die es ohne linke Hilfe angeblich niemals schaffen w\u00fcrden.<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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