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Die Sache mit dem Kiosk

23. Juli 2019
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Nach zehn Ausgaben Krautzone, also knapp zwei Jahren als eigenes Unternehmen und Zeitschrift haben wir den Sprung an den Kiosk gewagt. Ausgabe 11 ist mit dem provokanten und spannenden Thema „Rechts“ erschienen. Doch es kam anders, als wir dachten.

Nach zehn Ausgaben Krautzone, also knapp zwei Jahren als eigenes Unternehmen und Zeitschrift haben wir den Sprung an den Kiosk gewagt. Ausgabe 11 ist mit dem provokanten und spannenden Thema „Rechts“ erschienen. Dass es im 21. Jahrhundert nicht so leicht ist, den eigenen Titel an den Kiosk und die gewünschte Bahnhofsbuchhandlung zu bringen, war uns klar – auf welche Odyssee wir uns aber begeben mussten, hätten wir nicht erahnen können.

Ein Titel für den Bahnhofsbuchhandel muss provozieren, plakativ sein, Aufmerksamkeit erregen. So auch unser geplantes Cover. Unsere Zeichnerin Erik Enterich adaptierte ein Wahlplakat der DDP – einer linksliberalen Partei der 1920er Jahre, die sich als eine der letzten verbliebenen Parteien gegen die Republikgegner und die Extremisten wendete. So auch auf ihrem Wahlplakat im Jahr 1928, von dem jede heutige Partei sich eine Scheibe abschneiden sollte. Ein deutscher Recke hält mit einem schwarz-rot-goldenen Schild stand und fegt die Extremismen der Weimarer Republik vom angegriffenen und zersetzten Deutschland. (Link unter dem Artikel). Man reinigt das Reich vom Stahlhelm (?), asozialem Gewürm, den Roten und den Braunen. Und wie zu erwarten war, machte sich die DDP als eine der letzten liberalen Parteien viele Feinde auf Seiten der Linken und Rechten.

Wie auch immer man zu den Positionen der liberalen Partei steht: Das Wahlplakat ist in Bezug auf Ästhetik und Aussagekraft einfach nur der absolute Wahnsinn, wie so viele Bildquellen der Weimarer Zeit. Also fing Erik Enterich an zu zeichnen und passte den deutschen Recken – jetzt mit Eichelkranz – an und löste die Ostgebiete ab. Wir streiten uns zwar regelmäßig über Ost- oder Mitteldeutschland, betreiben aber keinen aktiven Revanchismus. Ohnehin gibt es statt großdeutschen Träumereien weitaus drängendere Probleme, nämlich die neuen Extremismen: In der Krautzone-Fassung des Wahlplakates verdrängt der Krieger den Islamismus, den Sozialismus, die Antifa, die Gender-Gaga-Fraktion und eben auch die echten Nazis, in Form von Hakenkreuzen. Soweit unser Statement für die erste Kioskausgabe. Patriotisch, Konservativ, Libertär und gegen Extremismen, Kollektivismen und Zwang.

2000 Exemplare gehen zu unserem Grossisten, 500 in unsere Redaktion. Das Geld war bereits im Voraus gezahlt, zudem wurde unsere Zeit immer knapper, schließlich mussten wir den Termin mit dem Grossisten – und der Auslieferung an die Kioske einhalten. Die Druckerei ließ die Pressen warmlaufen. Dachten wir. Nach ca. zwei Tagen bekamen wir eine Mail von unserer Druckerei: „Bitte entfernen Sie die verfassungswidrige Symbolik in ihrem Produkt.“ Ansonsten weigere sich die Druckerei in die Produktion zu gehen. Wir wussten ersteinmal gar nicht, worum es ging.

Die Absurdität dieses Vorgangs ist bereits bezeichnend für Deutschland. Wir versuchten unseren Ansprechpartner, der sich vorher innerhalb kürzester Zeit auf unsere Anfragen und Probleme reagiert hatte, zu kontaktieren. Der meinte lapidar, er würde sich darum kümmern. Danach erreichten wir niemanden mehr. Ganze zwei Tage reagierte keine Menschenseele auf unsere Anrufe und Mails. Wir wollten der Druckerei klar machen, dass wir uns gegen den NS stellen und unser Cover nicht verunstalten wollen. Die Vervielfältigung von Hakenkreuzen ist in Deutschland nämlich gestattet, wenn man gewisse Regeln einhält. (Historische Aufklärung, Kunst, Bildung, Kulturelle Gründe etc.) Und man darf die dahinterstehende Ideologie nicht unterstützen. Nach zwei Tagen – mittlerweile waren wir uns sicher, dass wir die Deadline nicht mehr einhalten würden – dann ein Lebenszeichen aus der Druckerei. Es könne nicht einwandfrei festgestellt werden, dass wir uns vom NS distanzieren. Die Sozialadäquanzformel muss auf „eine ordentliche juristische Begründung geprüft werden“. Das würde dauern.

Mittlerweile vermuteten bereits einige unserer Krautzonianer eine geplante Aktion der Druckerei. Warum interessiert eine Druckerei, was sie druckt? Die juristische Haftbarkeit liegt schließlich beim Verleger. Aufgrund von Zeitmangel lenkten wir kurzfristig ein und Florian durfte mit Photoshop rumspielen (im Nachhinein ein Fehler) und verpixelte die Hakenkreuze. Unser Layouter war zu dieser Zeit bereits im Urlaub. Und endlich: Die Druckerei druckte.

Zwar schaffte die es immer noch nicht die vorher abgesprochene Verpackungsrichtlinie einzuhalten, was uns geringe Mehrkosten verursachte, aber danach krähte kein Hahn mehr. Das leicht verunstaltete Cover war mit 59 anderen Seiten auf dem Weg zum Grossisten. Und von da aus ins ganze Land. Der Vertrieb startete am 19.07. Dachten wir.

Nach wenigen Stunden am Morgen des 19.07 bekam unser Vertriebspartner das Schreiben einer Anwaltskanzlei. Diese ominöse Anwaltskanzlei riet allen Beteiligten Verkäufern (Zeitschriftenhändler, Bahnhofsbuchhandlungen, Kioske) davon ab, die Krautzone zu vertreiben, da sich keine eindeutige Distanz zum NS erkennen lasse. Tatsächlich waren die Hakenkreuze für die Herren Juristen nicht verpixelt genug. Weder unsere Vertriebspartner noch wir selbst, wussten was das für den Verkauf bedeutet. Zuerst meinten die Vertriebspartner, dass vielleicht einige den Verkauf der KRAZ einstellen würden, wir uns aber keine Sorgen machen sollten. Nach und nach trudelten aber immer mehr E-Mails von Verkaufsstellen ein, die sich weigerten die Krautzone zu führen.

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, wer überhaupt diese Anwaltskanzlei ist. Unser Grossist klärte uns schließlich auf, dass der „Bundesverband Deutscher Grossisten“ – ein Quasimonopolverband – alle in den Verkauf gebrachten Presseerzeugnisse überprüft. Anschließend kann diese Anwaltskanzlei ein Verkaufsstopp aussprechen – oder eben eine Empfehlung verschicken. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass alle Kioske – die den Verkauf vorher zugesichert haben – ein Warnschreiben oder eine Warn-E-Mail erhalten haben, dass die Krautzone möglicherweise gegen geltendes Recht verstößt. Nach Ansicht der Fachjuristen…

Die Selbstzensur à la Pixeltool hatte nicht ausgereicht, wieder griff der fragwürdige Paragraph 86 Stgb. Die ganze, gleiche Schikane wie schon durch die Druckerei, nur die Argumentation der Kanzlei war „genialer“. Man warf uns vor,

  • dass wir im Editorial schreiben, dass unser Land den Bach runtergeht und sich die moralisch Besseren an ihren Taten ergötzen

  • dass wir einen „deutschen Krieger mit Eichelkranz“ auf dem Umschlag abbilden

  • dass dem Titelblatt  nicht  in  „eindeutiger  Hinsicht  Wertungen  zu  entnehmen sind, die geeignet  wären,  eine  kritische  Haltung  zu  den  verwendeten  Hakenkreuzen festzustellen“

Daher lasse sich nicht eindeutig festmachen, dass wir uns vom NS distanzieren…

Fassen wir zusammen:

  • Wer schreibt, dass sein Land den Bach runtergeht, distanziert sich nicht eindeutig vom NS.

  • Wer einen deutschen Krieger mit Eichelkranz zeichnet, distanziert sich nicht vom NS.

  • Wer Hakenkreuze (die zu 80 Prozent verpixelt sind) wegdrängt, distanziert sich nicht eindeutig vom NS.

Nach dieser Argumantation bedeutet das im Rückschluss, dass wir uns nicht vom Islamismus, der Antifa, dem Sozialismus und den Gendergaga-Leuten distanzieren. Diese Symbole befinden sich 0,3 Zentimeter neben dem Hakenkreuz. Aber in Absurdistan ist eben alles möglich. Mittlerweile gehen auch die gemäßigteren Stimmen der Krautzonianer davon aus, dass uns irgendwer (Sozialisten) Böses will und eine junge Zeitschrift direkt zum Markteintritt schädigen will. Aber das ist bislang Spekulation. Wer uns trotzdem nicht über den Weg traut: Wir haben noch ein paar handfeste Beweise, dass wir wirklich Nazis sind:

  • Ein Interview mit Werner Bräuninger über Graf Stauffenberg, den bekanntesten Hitler-Unterstützer aller Zeiten

  • Einen riesigen Artikel über Ayn Rand und ihre nationalsozialistische Philosophie. Zudem war sie eine der bekanntesten Nazi-Juden

  • Einen Artikel über Schiller den bekannteste Freiheitsnazi, noch bevor es Nazis gab

  • Eine Verteidigung des Liberalismus, der sozusagen deckungsgleich mit dem NS war und faschistoide Züge aufweist

  • Eine Rezension über Murakami, den japanischen Protonazi

(Diese Reihe könnten wir fast endlos fortführen)

Wie auch immer: zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nicht, wie groß der Schaden durch die „Empfehlung“ der Anwaltskanzler ausgefallen ist. Auch unsere Vertriebspartner, die dadurch wirtschaftlichen Schaden erlitten haben, haben noch keine genaueren Informationen. Auch wissen wir nicht, ob, oder vor allem wie wir rechtlich gegen diese ganze Angelegenheit vorgehen sollen.

Florian bei Miró: https://www.youtube.com/watch?v=dSOtLJRcQNg&t

Unser Cover (unzensiert, ACHTUNG SEHR GEFÄHRLICH): https://www.kraut-zone.de/einzelausgaben/jr2y0ji984agiiz15uvjtiy93d12xp

Das Wahlplakat der DDP: https://www.alamy.de/wahlplakat-der-deutschen-demokratischen-partei-ddp-fur-die-reichstagswahlen-am-20-mai-1928-image247142926.html

Redaktion

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