Von Jens Noah
„Would I say there will never, ever be another financial crisis? You know probably that would be going too far but I do think we’re much safer and I hope that it will not be in our lifetimes and I don’t believe it will be.“ Dies waren die am 27. Juni 2017 ausgesprochenen, visionären Worte einer netten, älteren Dame, welche uns sehr wahrscheinlich bald eine erneute Rochade im Hochfinanzfilz (nach Christine Lagarde) demonstrieren wird.
Janet Yellen ist erklärte Topkandidatin für das amerikanische Schatzamt, 2017 noch war sie Bundesstuhl, also Chair of the Board of Governors of the Federal Reserve System. (Eigentlich ist die Federal Reserve Bank bekanntlich weder „federal“ noch hat sie irgendwelche Reserven, ja, sie ist, wie Jörg Guido Hülsmann in seiner „Ethik der Geldproduktion“ brillant darstellte, eigentlich auch keine klassische Bank, sondern eher eine Geldmine.)
Dieser Wechsel sollte jeden letzten kümmerlichen Anschein der Unabhängigkeit der Fed verschwinden lassen und wird wohl manchem „journalistischen“ Kollegen wie dem offenen Inflationisten Mark Kublai Khan Schieritz („Geld her“ in ZEIT 02/2020) feuchte Träume bereiten.
Doch wieder drängt sich die Grundsatzfrage auf, ob böser Wille oder totale Unfähigkeit zu solch unfassbar wirklichkeitsfremden Aussagen führt. Gemäss Hanlons Rasiermesser sollte man Bösartigkeit nun wirklich nur dort unterstellen, wo schiere Inkompetenz ein Phänomen nicht hinreichend erklären kann.
Doch – vielleicht tue ich dem lieben Täublein Unrecht an. Vielleicht ist sie als Secretary of the Treasury nur das real-geldsozialistische Gegenstück des Charmeurs „The Mountain“ Ser Gregor Clegane aus Game of Thrones. Vielleicht spricht sie unfreiwillig die Wahrheit – not in our lifetimes – und geht uns als wiedererstarkte Untote mit glasigem Blick voraus, denn die Zombifizierung der Unternehmen, der Banken, der ganzen Gesellschaft ist in vollem Gange. Winter is coming!