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Ein unbesiegbarer Sommer

9. Februar 2020
in 4 min lesen

Arbeit, Training, Privatleben, soziale Verpflichtungen, Hobbys, vielleicht noch nebenberufliche Tätigkeit, wie bekommt man all das unter einen Hut und ist dabei auch noch glücklich?

Zeit ist die kostbarste Ressource, Geld kann man immer wieder verdienen, aber Lebenszeit verbraucht man unwiederbringlich. Jeder von uns bekommt täglich 24 Stunden Lebenszeit geschenkt – und wie wir diese 24 Stunden verwenden, das ist unser Leben. Sich diese banale Tatsache klar zu machen und Zeit als den ultimativen Rohstoff des Lebens zu begreifen ist ein erster Schritt in Richtung Selbstbestimmung. Wir können uns jeden neuen Tag als eine Einzahlung oder Aufladung unseres Lebenszeitkontos vorstellen. Jeden Tag werden 24 Stunden gutgeschrieben und jeden Tag werden 24 Stunden ausgegeben. Die kostbarste Ressource des Lebens lässt sich nicht ansparen. Auch kann man sie nicht kaufen oder leihen. Nur wofür wir sie ausgeben, nur das können wir beeinflussen.

Das bedeutet auch, dass wir nicht alles haben können. Auch extrem erfolgreiche Menschen haben nur diese 24 Stunden pro Tag und können nicht alles tun, erleben oder erreichen. Wir müssen uns also entscheiden. Ständig. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Was mache ich jetzt mit der mir gegeben Zeit?

Gleichzeitig wollen wir allerlei Dinge.

Materielle Dinge wie ein schönes Zuhause, ein Auto das uns gefällt, dazu noch Motorräder, Klamotten und zig andere Dinge. Und emotionale „Dinge“ wollen wir auch: Nähe, Bestätigung, Zuneigung, Liebe, Verständnis, Zugehörigkeit, Geborgenheit, Spaß und so weiter. Manche Menschen wollen sich dann obendrein auch noch weiter entwickeln – sie wollen beispielsweise stärker, klüger, gelassener oder anderweitig irgendwie „besser“ werden.

Wenn wir all das zusammenfassen, könnte man auch sagen, wir wollen glücklich sein. Das schöne Zuhause, die Liebe und die Persönlichkeitsentwicklung – all das wollen wir, weil wir glauben, damit glücklicher zu sein.

Wir bekommen also jeden Tag 24 Stunden auf unser Lebenszeitkonto und wollen damit viel erreichen, was uns alles letztlich glücklich machen soll.

Dieser Prozess impliziert die Annahme, dass wir erst bestimmte Dinge bekommen, schaffen und erreichen müssen bevor wir glücklich sein können. Wir sagen nicht „ich will den ganzen Tag glücklich sein“ – sondern wir sagen „ich will dies und jenes tun, damit ich dann glücklich sein kann“. Das ist natürlich gewissermaßen ein Umweg. Es ist der indirekte Weg zum Glück. Der direkte Weg wäre, Glücklichsein als Skill zu begreifen und zu üben. Also das Glück nicht im Erreichen von Zielen zu suchen, sondern in sich selbst. Wobei das auch Persönlichkeitsentwicklung ist – und somit natürlich auch wieder ein Ziel, ein „Ding“ das wir erreichen wollen.

Treibt man diesen Ansatz auf die Spitze, landet man beim Bettelmönch, der allen weltlichen Genüssen und Bestrebungen abgeschworen hat und sich ganz seiner „Spiritualität“ widmet. Dieser Mensch „steht über den Dingen“ und ist Experte darin, mit dem zufrieden zu sein, was er hat. Und viel hat er nicht. Doch dafür ist er glücklich.

Aber ist Glück nicht nur ein Gefühl, sprich ein biochemischer Hormoncocktail?

Geht man ins gegensätzliche Extrem, landet man beim niemals zufriedenen Gordon Gecko. Mehr ist nicht genug. Mehr Geld, mehr Macht, mehr Sex, mehr Sportwagen, mehr alles!

Dass das allein nicht glücklich macht ist kein Geheimnis. Was nützt mir aller Besitz im Äußeren, wenn ich im Inneren nur ein nimmersattes schwarzes Loch habe?

Also doch lieber Bettelmönch, aber dafür „glücklich“?

Direkt zum Glück zu gehen anstatt den Umweg über allerlei Externa zu gehen – nennen wir das mal den direkten Pfad – klingt natürlich verlockend. Und den Skill Glücklichsein zu lernen und zu üben trägt selbstverständlich zu einem schöneren Leben bei, dass du immer und immer wieder gerne genau so leben würdest. Nur reicht das allein? Wie viel Selbstbetrug ist dabei, wenn wir uns nur darauf konzentrieren, mit dem zufrieden zu sein, was wir bereits haben und das Glück nur noch in uns selbst suchen?

Wenn Glück bloß ein biochemischer Hormoncocktail ist, was unterscheidet den glücklichen Bettelmönch dann von einem gut versorgten Junkie?

Offensichtlich liegt die Lösung auch hier in der Balance, in der goldenen Mitte, im Ausgleich.

Die Synthese aus Gordon Gecko und Bettelmönch ist dann ein Mensch, der am Spiel des Lebens nicht nur teilnimmt, sondern tatsächlich versucht zu gewinnen – und gleichzeitig für Niederlagen nur goldenes Gelächter übrig hat. Er vereint den Willen nach mehr von allem Guten was das Leben zu bieten hat, mit der Fähigkeit, auch im tiefsten Winter, wenn das Leben nur abweisende Kälte zu bieten hat, glücklich zu sein. Er hat erkannt, dass in ihm die Sonne scheint, auch wenn es draußen finster und kalt ist.

Um es mit Albert Camus zu sagen:

Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.

Was bedeutet all das für unsere täglichen 24 Stunden Lebenszeit?

Der Mensch, der seinen unbesiegbaren Sommer, seine innere Sonne, gefunden hat, strebt immer nach mehr und berauscht sich am eigenen Werden – und genießt gleichzeitig das eigene Sein. Und diese Balance aus Sein und Werden, dieses Gleichgewicht aus Akzeptanz, Genuss dessen, was ist, und dem Streben nach mehr von sich selbst und allem Erstrebenswerten – diese Balance drückt sich auch in einer ausgeglichenen Verwendung unserer Zeit aus.

Da ist die wilde Jagd, der Kampf vorwärts und die Härte des Hammers, der mit seinen Schlägen die Schönheit der Schöpfung freilegt – aber da ist auch der siebte Tag, das Betrachten und die Ruhe vor dem Sturm.

Und nur aus diesem Gegensatz kann neue Größe entstehen.

Wachstum ist das Produkt von Reiz und Regeneration, körperlich wie geistig. Also plane beides ein. Gestalte deinen Tag bewusst so, dass Reiz und Ruhe einander abwechseln. Fordere dich – und gib dir Zeit, den Trainingseffekt zu verarbeiten. Finde deine Balance zwischen tun und sein. Besser, plane diese Balance ein. Der eine Mensch neigt von Natur aus dazu, lethargisch auf der Couch zu verfaulen, der andere neigt von Natur aus dazu, auf der wilden Jagd auszubrennen. Erkenne dich selbst und plane entsprechenden Ausgleich proaktiv in deinen Tag ein. Warte nicht darauf, dass sich die richtige Balance von alleine einstellt. Wer nicht plant, plant zu scheitern.

Diese Balance von tun und sein wird dazu führen, dass du dich ausgeruht und voller Kraft den Schlachten des Lebens stellen kannst – und frei von schlechtem Gewissen Einkehr, Meditation, Ruhe und Regeneration genießen kannst.

Hier kommt ihr auf Max’ Blog: https://www.dasglueckisteinfreunddesstarken.de/

Max Reinhardt

Max Reinhardt arbeitet in Hyperborea an einem geheimen Forschungsprojekt zur Entwicklung einer Zeitmaschine, um die Geburt von Karl Marx, Karl Lauterbach und weiterer Sozialisten zu verhindern. Nebenbei schreibt und trainiert er und ruft entgegen behördlichen Anordnungen zu gemeinschaftlichen Wanderungen auf.

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