von Alex Cryso
Mit dem Jugendkult ist das schon so eine Sache: Früher hatten die Kids noch echte Vorbilder. Zu meiner Zeit wollte man so gut Tennis spielen wie Boris Becker, die Mädels später aussehen wie J.Lo oder als Modell Karriere machen wie Claudia Schiffer.
Und wer von den Lesern hier damals schon auf der Welt war: Früher, irgendwann in den Achtziger, gab es als Alternative zu den Poesie-Alben diese „Stell Dich vor“-Büchlein. Quasi als Portrait konnten verschiedene Fragen zur Person beantwortet werden, wie etwa: Was ist Deine Lieblingsfarbe? Lieblingsbuch? Lieblingsessen? Liebstes Urlaubsziel? usw. Auch die Rubrik der Vorbilder gab es: Da wurde öfters der Name Arnold Schwarzenegger genannt, Maradona, Jürgen Klinsmann, während die ganz Gescheiten gerne Mahatma Ghandi reinschrieben, ein Kämpfer für den Frieden, die Gerechtigkeit und das Gute. Doch mal ehrlich: Hatte die Menschheit zeitlebens echte Vorbilder? Leute, nach denen andere ihr Leben ausgerichtet hatten und deren Erfolgsstory man eins zu eins auf sich selbst übertragen wollte? Wohl kaum!
Dabei schickt sich nun ein seit drei Wochen toter US-Schwarzer an, das größte Anti-Idol aller Zeiten zu werden: Der Schwerverbrecher George Floyd, für den ganz Amerika momentan in Schutt und Asche gelegt wird und der auch in Deutschland die Massen in erschreckendem Ausmaße mobil macht. Da treffen sich zehntausende von jungen Leuten in den Parks und Stadtzentren, strecken gemeinsam die Fäuste in den Himmel und lassen somit Erinnerungen an alte, wenn auch keinerlei guten Zeiten wach werden. Instrumentalisierung in Reinkultur und auch der Jugendkult ist wieder hellwach, wenn etwa hunderte von Antifas am helllichten Tag ein Polizeirevier belagern wie unlängst in Stuttgart geschehen oder gegen die Abschiebung von muslimischen Mördern und Terroristen demonstrieren.
Unser tägliches Lesefutter gibt uns heute, schließlich braucht auch dieser Jugendkult seine geistige
Nahrung. Da gibt es beispielsweise die Volksverpetzer, Bento oder Vice, alles Bildzeitungen für linke Hipster, Bionade-Trinker, Aldi-Vegan-Esser und fräuleinhafte Neu-Frigidas der „kein Sex mit deutschen Männern“-Fraktion im ewigen Jungfernlook. Die traurige Nachricht des Tages: Bento geht es nicht besonders gut! Das Mutterblatt vom Spiegel kickte elf von einstmals 16 Redakteuren, wie immer werden wirtschaftliche Verluste als Hauptgrund für das jähe Aus genannt. Unter dem wenig erotisierenden Titel „Spiegel Start“ soll es jedoch bald weitergehen. Dabei lieben unsere orientierungslosen Kids doch solche Stories wie: „Warum mein Lieblingspornostar auf gefrorenes Elefantensperma steht“ oder „Dieser afrikanische Knochensammler mag das Fleisch von 90-Jährigen“ (Titel frei erfunden).
Ein Blick in die heutige Online-Ausgabe von Vice liefert zudem die nötigen Kampfparolen für alle Möchtegern-Antifas und solche die es werden wollen: Bei „So setzt Du dich aktiv gegen rassistische Gewalt“ heißt es brav Marsch! Marsch! auf die nächste Black Lives Matter-Demo zu gehen, um dabei außer Acht zu lassen, dass die anti-rassistische Gewalt derzeit bei weitem überwiegt. In „Vier Denkmäler in Deutschland, die wir gerne versenken würden“, wird das Anti-Deutsch-Sein nochmals richtig angeheizt. Und in „Wie wäre es, wenn wir die Polizei einfach abschaffen?“ will man uns einreden, dass George Floyd überall und jeden Tag passiert, um den Weg zur ungezügelten Anarchie endgültig frei zu machen.
Gebasht wird alles und jeder auf der Linie von Björn Höcke bis Donald Trump. Rassisten sind an jeder Ecke zu finden, die Burka ist hingegen ein absolutes Freiheitssymbol und eine erhobene Faust gegen die weibliche Unterdrückung, die angeblich nur im Kapitalismus stattfindet. Unvergessen das Interview mit einem Nazi-Jäger aus der linken Szene, der seine Gewaltakte schlichtweg als „irres Adrenalin“ beschreibt. Moralischer Verwerfung werden Tür und Tor geöffnet. Den Wahrheitsgehalt der Geschichten, vor allem derer aus dem Nazi-Lager, darf man gerne mal in Frage stellen. Trash sells, schon Mama hatte uns beigebracht, dass man Müll nicht essen soll. Soviel zum Jugendkult heute.