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Das große Fressen

3. Juni 2020
in 3 min lesen

von David Ricardo

Vier Männer mittleren Alters beschließen, sich aus dem bürgerlichen Leben zu verabschieden und durch übermäßiges Essen kollektiven Selbstmord zu begehen. Sie zelebrieren ihre Selbstzerstörung in einem Schlösschen und lassen die Mittel durch Kleinlaster heranschaffen. Eine Lehrerin stößt hinzu und gibt sich den vier Herren und der Völlerei hin. Ein Filmskandal aus 1973 mit Michel Piccoli und Marcello Mastroianni. Die Kritik war gespalten, was sollte man davon halten?

Es gibt aktuell wieder ein großes Fressen: gefressen werden diesmal keine kulinarischen Köstlichkeiten sondern banale Euro. Es steht auch noch nicht ganz fest wer hier Selbstmord begeht, Deutschland, Italien oder die ganze EU.

Aber der Reihe nach: Zunächst einmal stehen 750 Mrd. Euro der EU-Kommission auf dem Speiseplan. Ein Wiederaufbaufonds für etwas, was durch Corona zerstört wurde. Natürlich gibt es dazu ein offizielles Papier der EU-Kommission, welches die ganze Malaise aufzeichnet. So weit so gut.

Es ist auch keine wirkliche Überraschung, dass nicht unerhebliche Mittel nach Spanien und Italien gehen sollen. Etwas überraschend sollen auch 36 Mrd. nach Polen gehen und 21 Mrd. nach Rumänien. Nichts gegen Polen oder Rumänien, aber was wurde dort zerstört dass mit diesen Summen wieder aufgebaut werden muss?

Es ist auch keine Überraschung, dass Deutschland der Hauptsponsor bzw. Garant ist, aber auch Österreich, Dänemark und die Niederlande gehören zu den Garanten. Übrigens auch Frankreich.

Während die deutsche Regierung das ganz toll findet, haben Österreich, Dänemark, Schweden und die Niederlande aber ein Problem damit. Deren Regierungschefs sehen das nicht ein. Die sparsamen Vier haben nachgerechnet.

Aber damit noch nicht genug: Zusätzlich gibt es das Merkel/Macron Projekt mit 500 Mrd. Euro inklusive einem „Geschenkanteil“. Also on top.

Es gibt einen guten Grund, warum der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Hilfen immer an Auflagen gekünpft hat. Man wollte, dass sich die Situation tatsächlich verbessert. Die EU-Programme sehen das nicht vor, es gibt Geld einfach so. Dafür hat sich der Begriff des „Helikoptergeldes“ gebildet und das trifft die Sache sehr genau, einfach rauswerfen aus dem Hubschrauber.

Angela Merkel betont es sei ein einmaliges Projekt, gestreut über 2 Jahre und rückzahlbar über 30 Jahre. Nur: was ändern diese Summen an dem Strukturproblem Italiens, dem Nord-Süd Gefälle? Und wer verhindert dass nicht die Mafia erhebliche Summen abgreift?

Das Schema ist bekannt und wurde zuletzt bei der Rettung der Banca Monte dei Paschi di Siena praktiziert. Die Bank wurde 2016 mit 8.8 Mrd. Euro aus einem 20 Mrd. Fonds des italienischen Staates gerettet. Was war passiert? Die Bank hatte faule Kredite, also Kredite die nicht mehr bedient werden. Sehr interessant: Versuchen Sie mal bei der örtlichen Sparkasse oder Bank einen größeren Kredit ohne Sicherheiten zu bekommen. Viel Spass beim Versuch. Kein Problem in Italien: Die Kredite wurden herausgegeben ohne nennenswerte Sicherheiten. Es war niemals vorgesehen dass diese zurückgezahlt werden. Man konnte auf die Rettung aus Rom vertrauen. Im Grunde ein ganz einfaches Geschäfsmodell und weil das so gut funktionert hat kann man schon mal die Regenschirme aufspannen um das aus Brüssel herabregende Helikoptergeld aufzufangen. Und in 2 Jahren schauen wir dann mal weiter.

Damit jetzt in Deutschland keiner meckert werden hier auch die Gelder gestreut. Natürlich sitzen an den Fleischtöpfen die ganz Grossen, Automobil, Bundesbahn, Lufthansa usw. Die kleine Wurst der sog. Soloselbständigen bekommt auch noch was ab, denn sonst funktioniert das politisch nicht. Zumindest gibt es soviel, dass man eine gewisse Zeit überlebt, danach die Sintflut. Man kann nicht jeden retten, wie Herr Schäuble völlig richtig festgestellt hat.

Die Rechnung wird jedenfalls irgendwann präsentiert und dann wird man sehen wer hier Selbstmord begangen hat. Dabei wird dann auch der Systemfehler klar, es gehen nicht diejenigen unter, die reichlich Euro zu sich genommen haben sondern der „deutsche Michel“, der brav spart und etwas anhäuft. Es kann ja auch nur derjenige zahlen, der was hat.

Im Bundestag wird es dazu wohl eine Mehrheit geben, denn die CDU/CSU wird gehorchen, Linke und Grüne finden Geld ausgeben sowieso ganz toll, vor allem wenn es mit einem grünen Kleidchen geschmückt wird. Und die täglichen medialen Diskussionsrunden werden das ganze Thema untermauern.

Es gibt nur eine Chance: Die sparsamen Vier lassen sich nicht „bestechen“ und lehnen das Ganze kategorisch ab. Also doch kein Selbstmord? Die Sache ist noch nicht entschieden, aber es sieht nicht besonders gut aus. Oder die Italiener lehen ab, einfach mal so weil Dolce Vita angesagt ist und Almosen gehen da gar nicht. Wäre aber auch ok.

Gastautor

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