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Alptraum Faktenfinder

11. August 2020
in 2 min lesen

Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag, Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, Landesmedienanstalten, Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, Rundfunkstaatsvertrag, Rundfunkbeitragsstaatsvertrag, Rundfunkänderungsstaatsvertrag, Rundfunkabgabe, Rundfunkgebührenbeautragte, ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice, 8,1 Milliarden Euro…

…Tagesschau, Faktenfinder, Patrick Gensing. Nach eigenen Angaben „als Jugendlicher Antifa mäßig unterwegs“ gewesen, selbsternannter Fakenews und Rechtsextremismus Experte, stieß er doch bei Amtsantritt auf ein Wissensdefizit seiner Mitarbeiter in diesen Bereichen, und das, obwohl er seit Jahren selbst nicht mehr auf diesem Gebiet „geforscht“ habe. Doch das habe nun ein Ende. Munter und fröhlich und gut bezahlt, hat er es sich zum Ziel gesetzt, den Kampf gegen sogenannte Falschnachrichten auf eine neue Ebene zu führen. Seine Strategie könnte einfacher nicht sein: Man nehme real existierende Zahlen, behaupte, diese würden den wahren Kern einer Interpretation legitimieren, und nun gelte es, sie in den „richtigen Kontext“ einzubetten. All das natürlich nur, um zu zeigen, dass nackte Zahlen keine Aussagekraft hätten. Glauben Sie nicht? Lesen Sie nach.

Ich muss gestehen, diese Herangehensweise übt eine gewisse Faszination aus. Sie ist so simpel gestrickt, dass man sich ihr kaum entziehen kann. Und im Grunde ist sie die Basis all dessen, was Journalismus ist: Man nehme Zahlen und interpretiere sie. Der Trick, den Herr Gensing hier jedoch anwendet, lässt einen aufmerksamen Menschen ob der darin verborgenen Dreistigkeit erschaudern. Ok, dass in öffentlich-rechtlichen Medien das Thema Framing nicht unbedeutend ist, hat mittlerweile wohl fast jeder mitbekommen. Hier jedoch findet ein Meta-Framing statt. Man kleidet nicht nur den Inhalt in passende Worte und Phrasen, nein, man erfindet gleich eine Zauberformel für die ganze Kategorie: Faktenfinder. Frei nach dem Motto: Doppelt geframed hält besser.

Faktenfinder, was soll das sein, wenn man Fakten nimmt, also nackte, ziemlich gut bewiesene Zahlen, sie aus einem Interpretationsgebäude herausreisst und in ein anderes packt anstatt die Zahlen selbst zu analysieren, wie es einem intelligenten Menschen gut zu Gesicht stünde? Vom Saulus zum Paulus? Von der Verschwörungstheorie zur selbsterklärten alleingültigen Wahrheit?

Die Arroganz dessen, was hier am stillen Schreibtisch dieses Journalisten und Buchautors und Bloggers und Preisträgers dubioser Institutionen passiert, stimmt nachdenklich. Vor allem stimmt es nachdenklich, wenn man anderen Zahlen einmal das gleiche Recht zuspricht und für sich sprechen lässt: 10 Jahre Rundfunkbeitrag summieren sich auf grob 2.000 Euro. Keine immense Summe, aber ich überlasse es Ihrer Fantasie, in welchen Kontext Sie diese Zahl einbetten. Es ist IHR Geld, und ob Sie damit eine Urlaubsreise machen, eine Anzahlung für ein neues Auto leisten, Ihrer Frau etwas Schönes kaufen, eine lange fällige Renovierung in Angriff nehmen, das Geld wirklich Hilfsbedürftigen spenden, es unter dem Kopfkissen verwahren, verbrennen (ach, das darf man ja gar nicht, hatte ich fast vergessen, denn Bargeld ist ja Staatseigentum) oder dem Herrn Gensing und der Finanzierung von Rundfunkfinanzierungsstaatsverträgen, Kommissionen zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, Landesmedienanstalten, Kommissionen zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, Rundfunkstaatsverträgen, Rundfunkänderungsstaatsverträgen, Rundfunkabgaben, Rundfunkgebührenbeautragten, ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservices in den nimmersatten Rachen schieben, würde ich Ihnen gerne selbst überlassen. Nur sind mir da leider, genau wie Ihnen, die Hände gebunden.

Aber lassen wir uns nicht entmutigen, immerhin können wir den Herrn und alle anderen Beteiligten insofern abstrafen, als dass wir sie einfach ignorieren. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass man sie durch Nichtbeachtung in ihrer narzisstischen Selbstwahrnehmung eher trifft, als wenn man ihnen die finanzielle Unterstützung entzieht und sich dadurch strafbar macht. Denn sonst hätte das doppelte Framing ebenfalls wieder gewonnen: „Du willst nicht für mich bezahlen, obwohl Du musst? Setzen, sechs, nächste Instanz Gerichtsvollzieher“. Diese Schadenfreude wollen wir unseren Meinungs-Diktatörchen ganz sicher nicht gönnen. Und vielleicht findet sich doch eines Tages ein gnädiger Richter, der das erkennt und dem Spuk ein Ende setzt.

Alptraum over. Zurück zu den Fakten.

Gastautor

Hier schreiben unsere Gastautoren, bis sie sich in unserer klebrigen Mischung aus Hass und Hetze verfangen, und schließlich als regelmäßige Autoren ein eigenes Profil bekommen.

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