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Der Adler fliegt mit König und Bier nach Nürnberg

25. Mai 2021
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Wenn man so will, begann für Deutschland die Industrielle Revolution am 7. Dezember 1835 um 09:00 Uhr Nürnberger Zeit. Ein Salutschuss ertönte, dann startete der „Adler“ in Nürnberg seine Fahrt. Bedient wurde das nach heutigen Verhältnissen mickrige Dampfross vom „langen Engländer“ William Wilson, der sich dem Anlass entsprechend Frack und Zylinder angelegt hatte.

Die „Ludwigseisenbahn“, wie Deutschlands erste richtige Bahnstrecke von nun an hieß, stellte sich für die Investoren, der privaten „Königlich privilegierte Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft“ als voller Erfolg heraus. Nicht nur wurde im ganzen Land von der Eröffnung berichtet, der reguläre Betrieb konnte bereits einen Tag nach der Eröffnung im Winter 1835 aufgenommen werden.

Die Fahrpreise der drei Waggonklassen waren dabei so kalkuliert, dass die 1. Klasse günstiger war, als eine Fahrt mit dem Fiaker (zweispännige Pferdekutsche) zwischen den beiden Städten (sie war natürlich auch schneller!). Die 3. Klasse war buchstäblich für jedermann erschwinglich.

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Die Aktionäre freuten sich über satte 20 Prozent Rendite, die Fahrgäste freuten sich über die schnelle und stets spektakuläre Fahrt mit dem „Dampfwagen“, William Wilson freute sich über seine Popularität bei den Gästen (fuhr ein anderer Lokführer, sank die Zahl der Fahrgäste drastisch) und die englische Firma Stephenson and Company freute sich ebenfalls, denn nach dem Bau der ersten Lokomotive für Deutschland folgte bald die Bestellung der zweiten, welche auf den Namen „Pfeil“ getauft wurde und ebenfalls von der Ludwigsbahn betrieben wurde. Schon bald übernahmen dann die deutschen Firmen Henschel und Maffei den Bau. Der deutsche Ingenieursgeist hatte seine neue Spielwiese entdeckt.

Der bayerische König, der den Bau der Strecke erst nach einigem Hin und Her zugestimmt hatte, weilte zum Zeitpunkt der Eröffnung in Griechenland und konnte sich erst am 16. August 1836 das Wunderwerk der Technik vorführen lassen. Völlig fasziniert von seiner ersten Fahrt nach Fürth, wies er Wilson an, die Rückfahrt als „Schnellfahrt“ zu vollführen. Wilson holte alles aus dem Adler heraus und seine Majestät war in nicht einmal sechs Minuten zurück in Nürnberg.

Die Uhren tickten von nun an anders, wortwörtlich, denn der Bahnbetrieb machte eine Synchronisierung der Zeit erforderlich. Natürlich war es die Kirchturmuhr in Fürth, die „falsch“ ging. Nach der Anpassung an die Nürnberger Zeit kamen die Züge also stets pünktlich. Zumindest meistens. Die ersten Güter, die mit der Bahn transportiert wurden, waren – natürlich! – zwei Fässer Bier. Prost und gute Fahrt!

Redaktion

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