Bald endet die Pflicht zur medizinischen Vollverschleierung. Clubs und Bars öffnen wieder und in den größeren Städten kehrt endlich das bemitleidenswerte Ideal des “studentischen Lebens“ zurück: Mittags aufstehen, über Lernstress klagen, Abends dann Party. Yeah!
Man wird also wieder einigermaßen ungezwungen in einem abgeranzten Zimmer herumlungern, im verkrusteten Sofabezug herumpopeln und mit trüben Blick das Etikett der Hansa-Export-Flasche begutachten, das von der Fachschaft zum solidarischen Kampfpreis von 50 Cent ausgegeben wird.
Solidarität wird überhaupt eine große Rolle an diesem Freitagabend spielen, denn man hat sich schließlich aus Solidarität zur süßen Kommilitonin (Kunstgeschichte, 3. Semester, lange Haare, naturfarben, keine sichtbaren Piercings) auf diesen mittelmäßigen Abend eingelassen. “Das wird klasse, ich kenn die Leute da!”, hat sie vorher noch gesagt. War das eine Warnung?
Jedenfalls läuft Musik aus der JBL-Box, der Sören hat nämlich einen Spotify-Account (“Den teilen wir uns in der WG”), da nervt die Werbung nicht so. Und weil das eine Soliparty ist, darf auch jeder mal was in die Playlist packen.
Für dich ist in dem Moment klar, dass der Abend gelaufen ist, als die Kunststudentin dir von Australien und ihren Tattoos erzählt. Was hast Du also noch zu verlieren? In deiner Flasche Hansa ist noch reichlich Bier, aber keine Kohlensäure mehr, als Du dich entschließt die Soliplaylist etwas zu ergänzen.
5: Roberto Blanco – Ein bisschen Spaß muss sein
Es wird still im Raum werden, da kannst Du sicher sein. Denn jeder wird überlegen, ob Roberto Blanco nun ganz ironisch oder unironisch ein wunderbarer Neger ist…
4: Wolfgang Petry – Ruhrgebiet
Der proletarischen Studierendenchor trifft sich jeden zweiten Donnerstag, um zusammen alte Arbeiterlieder anzustimmen um damit gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie ein Zeichen zu setzen. Queers und PoCs sind willkommen, der Nachweis über eine berufliche Tätigkeit muss nicht erbracht werden. Zeit also, dass das Repertoire der Damen und Herren um einen echten proletarischen Klassiker erweitert wird.
3: Heino – Jenseits des Tales
Deutscher Sang in seiner vollen Blüte. Heino selbst verdient eine eigene Top-5, vielleicht ein Projekt für die Zukunft? Wer an Heinos Bariton scheitert, darf beim Kinderchor im Hintergrund mitsingen.
2: Udo Jürgens – Griechischer Wein
Achtung, Mitsingpflicht bei „…da saßen Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar. Und aus der Jukebox da klang Musik, die fremd und südlich war….”
1: Alexandra – Zigeunerjunge
Die ersehnte Eskalationsstufe ist jetzt erreicht. Für die anstehende Diskussion empfehlen wir folgende Einleitung: “Was? Was ist los? Habt ihr etwa was gegen Zigeuner? He?! Gerade wir als Deutsche…“