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Gegen das, was ihr Werte nennt

2. Juli 2021
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Seit der diesjährigen EM ist ein Kulturkrieg entbrannt: Auf der einen Seite stehen postmoderne Nationen wie Deutschland oder Belgien mit linksautoritären Regierungen. Sie sehen sich als Verteidiger „westlicher Werte“, als Kämpfer gegen vermeintlichen Rassismus und vermeintliche Homophobie. Dies tragen sie mit großer Geste vor, schmücken sich mit Regenbogenbinden oder bürgern ganze Mannschaftsteile ein, die teilweise nichtmal die Sprache der Nation, die sie repräsentieren sollen, sprechen.

Wenn der Afro-Belgier Romelu Lukaku allerdings bei dem vor Anpfiff für westliche Nationen neuerdings obligatorischen white-guilt-Knien noch die Faust als Symbol der sozialistischen „Black Panther Party“ in die Höhe reckt, weiß man, wo seine Loyalitäten liegen. Die Partei trat vor allem in den 1960er und 1970er Jahren in den USA auf und vertrat einen „schwarzen Nationalismus“. Dies passt nicht so ganz in die multikulturelle Kuschel-Traumwelt, die man sich im Westen gerne zusammenspinnt, ist allerdings auch nicht der einzige Widerspruch im Weltbild westlicher Moralimperialisten.

“Heute spielen wir gegen Ungarn. Das sind übrigens Nazis.“

Auf der anderen Seite stehen traditionellere Nationen wie Ungarn, Polen oder Russland. Ihnen wirft man aufgrund ihrer Ablehnung dieser linken Folklore vor, homophob und rassistisch zu sein. Sie knien nicht für das westliche Narrativ des strukturellen Rassismus und tragen auch keine Regenbogenbinde als Zeichen für eine sexuelle Minderheit.

Jeder, der den Kulturmarxismus nicht aktiv unterstützt, ist rassistisch und homophob, so die perfide Logik der linksautoritären Staaten. Doch schauen wir doch mal auf die westlichen Werte, die man hier mit ritterlicher Geste verteidigen will.

Das Establishment westlicher Nationen sucht sein Heil in der permanenten Selbstgeißelung. Alles, was weiß, männlich und autochthon ist, gilt als Auslaufprodukt und wird unter Rechtfertigungsdruck gebracht. Die Film- und Werbeindustrie möchte gerne viel „bunter, vielfältiger und inklusiver“ sein. Angeblich, um die Realität abzubilden, eigentlich aber um eine neue zu schaffen.

Das familiäre Leitbild westlicher Nationen ist deshalb seit einiger Zeit die gemischtrassige, homosexuelle Ehe mit einem Labradorwelpen als Kind dicht gefolgt von der Vielehe, in der die Labradore dann gleichberechtigte Partner sind, die gemeinsam mit den nichtbinären Menschen die Kinder antiautoritär aufziehen. Leider bleibt es bei diesen ohne Zweifel erstrebenswerten, von Netflix und co. so oder so ähnlich propagierten Lebensentwürfen meist in der Theorie.

“Mein Ex ist so ein Arsch!“

In der Praxis gibt es vor allem viele Frauen, die Anna, Merle oder Lisa heißen und so weiß sind, wie der Vino, zu dem sie „nie no“ sagen. Die finden Homophobie ganz blöd, außer bei ihrem Freund Hassan aus der Shisha-Bar, der sie natürlich nicht betrügt (#dasisthaltderenkultur #deutschemachensowasauch). Den Feminismus entdecken sie dann mit Anfang 30 wieder, wenn Hassan und sie sich getrennt haben und der ahnungslose Paul übernimmt.

Er darf dann ein Kind aufziehen, bei dem immerhin die achtzigprozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass es von ihm ist. Paul ist über 1.90m groß und sportlich, weshalb Anna ihn überhaupt erst auserkoren hat. Während er sich weiter aus Respekt vor seinen Mitmenschen pflegt, hat man Anna eingetrichtert, dass sie es dem Patriarchat und seinen Erwartungen an Frauen aber mal so richtig zeigt, wenn sie sich die Beine nicht rasiert, ständig Gammelklamotten trägt und sich nie wieder schminkt.

Ein halbes Jahr nach der Geburt von Sohn Milow/Lio/Lenni geht Anna natürlich wieder arbeiten, weil ihr Bachelor in südostasiatischer Kunstgeschichte ihre Verpflichtung ist, sich selbst zu verwirklichen und Frauen laut westlichem Wertekanon nur dann wirklich frei sind, wenn sie einen austauschbaren Job im Büro machen, statt ihre eigenen Kinder selbst aufzuziehen.

Irgendwann folgt dann natürlich die vorprogrammierte Trennung, weil das postmodernistische Establishment seinen Untertanen jene natürliche Spannung zwischen echten Kerlen und starken, fürsorglichen Frauen aberzogen hat, die es für lange Beziehungen braucht. Die autochthonen Männer sind lieber weinerliche, verhausschweinte „Wir sind schwanger“-Sager und die Frauen egomanische, narzisstische Hedonistinnen, die sich gegenseitig gegen ihre Partner aufhetzen.

In der Konsequenz heißt das: Alleinerziehende Latte-Macchiato Mütter, die sich im Kaffeehaus gegenseitig erzählen, wie benachteiligt sie sind, während ihre Männer den Unterhalt verdienen dürfen.

“Du, ich find das toll, Freunde von mir sind auch schwul.“

Und um zum Anfang zurück zu kommen: Schwule und das Schwulsein sind hier auch immer ein großes Thema: „Der und der hat sich geoutet!“ -„Toll! Mutig!“. Man hat bisweilen den Eindruck, der hier beschriebene Schlag westlicher Frauen beschäftigt sich gedanklich mehr mit dem Thema Homosexualität als die Schwulen selbst.

Sie entwickeln eine derartige Begeisterung für die Thematik, dass man den Eindruck gewinnt, ihre Hauptkritik an konservativen Kirchen, Parteien, Nationen ist, dass man eben jene Begeisterung dort nicht teilt. Die Wahrheit ist aber, dass die meisten Homosexuellen vor allem eins wollen: Normal leben wie alle Anderen auch. Ohne billige Gratismut-Folklore und ohne „Du bist schwul? Das finde ich super!!!!1111“-Almans.

Können sie das in den auf die Anklagebank gesetzten Nationen etwa nicht? Werfen wir einen Blick nach Ungarn. Hier ist es nicht nur legal, offen homosexuell zu leben, man kann sich eine solche Lebenspartnerschaft sogar eintragen lassen. Das gesellschaftliche Leitbild ist aber weiterhin der Normalfall einer Familie aus Vater, Mutter und Kindern. Schon diese Tatsache ist in den verdrehten Wertemaßstäben vermeintlich „liberaler“ Nationen Homophobie.

“Ist doch toll, dass Neuer die Binde trägt! Oder hast du was gegen Schwule? Bist du etwa ein Nazi?“

Was ist die Antwort? Die Einspannung und Politisierung aller Lebensbereiche. Kein Ort ohne Regenbogenfahne! In den seltensten Fällen stecken Homosexuelle dahinter sondern meistens Linke, die ihren Heldenmut signalisieren und Feinde markieren wollen. Die Homosexuellen sind in dieser Geschichte – wie immer wenn Linke eine Minderheit einspannen – mehr Objekt als Subjekt. Niemand wagt sich selbstverständlich, das allzu sehr zu kritisieren.

Falls doch, so wird dies in einem Modus zirkulärer Selbstbewahrheitung als Indiz genommen, dass „noch viel mehr aufgeklärt werden müsse!“. Ergo noch mehr Regenbogenfahnen. Homosexuelle, die sich gegen die Vereinnahmung wehren, werden schlicht ignoriert.

Dass sie selbst einzig im Besitz der alleinigen Wahrheit ist, zeigt die westliche Nation zu gerne. Wenn Deutschland gegen das reaktionäre, rückständige Ungarn spielt, würde es die Allianz-Arena am liebsten in eine Regenbogenfahne verwandeln. Der hier beheimatete FC Bayern München wird übrigens großzügig aus Katar gesponsert. In Katar steht auf Homosexualität die Gefängnisstrafe. Gut aber, dass man gegen Ungarn ein solch mutiges Zeichen setzt.

Das hilft zwar Niemandem, aber man macht Stimmung gegen konservativere europäische Nationen und kann sich in seiner Altbauwohnung mit Regenbogenfahne, wenn schon nicht als sportlicher, dann doch mal wieder als Moral-Europameister feiern.

Maximilian Kneller

Kneller ist Politikwissenschaftler und Linksextremismusexperte. In seiner Freizeit engagiert er sich sehr zur Freude seiner Frau für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Etwa durch die deutliche statistische Reduktion des „orgasm gap“, der dank Pullover tragender Sörens aus dem AStA immer noch ein veritables gesellschaftliches Problem ist. Neben der Zugehörigkeit zu einer gewissen Oppositionspartei schlägt sein Herz für Arminia Bielefeld; er hat also nicht viel Freude im Leben und deshalb vermutlich so bedenkliche Ansichten.

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