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Corona – Kein billiges Vergeben und Vergessen

6. Dezember 2022
in 3 min lesen

Von Karl-Heinz Stiegler

Bisweilen werden in offiziellen Blättern ungeheure Stimmen laut (auch hier). Der Staat solle sich bei den Ungeimpften entschuldigen. Das ist ungeheuer heuchlerisch. Zwar wäre eine Entschuldigung längst angebracht, jedoch gehören da zwei dazu. Schon der Volksmund weiß, dass man sich man sich nicht entschuldigen kann, dass man nur um Entschuldigung bitten kann. Der christliche Einschlag in die deutsche Kultur hält zum Vergeben an, aber reicht in diesem Fall ein Lippenbekenntnis tatsächlich aus? Ist die Corona-Zeit vergeben und vergessen, wenn sich die Sprechpuppen von Big Pharma und Great Reset vor die Kameras stellen, etwas von „‘tschuldigung“ stammeln, von „wir wussten es ja nicht besser“, und von „aber ich liebe doch alle Menschen“, im gleichen Atemzug aber für die Grippeimpfung werben?

Nein. Ich bin nicht bereit zu vergeben. Die überzeugten „Impflinge“ haben nichts gelernt. Und die verantwortlichen Politiker und Lobbyisten dürfen mit ihrem paternalistischen Weltbeglückungsanspruch erstrecht nicht davonkommen. Sollte sich der frisch angeschlagene Tenor durchsetzen, und das staatlich-mediale Kartell versuchen, den selbst erzeugen Riss durch die Gesellschaft wieder zu kitten, dann plappern alle Lehrer, Eltern, Arbeitgeber, Kollegen und Freunde doch nur wieder den Einheitsbrei der diskursbestimmenden Suppenküche nach.

Vergeben ist kein Selbstzweck und kann keine Pflicht sein. Sonst bekäme kein Mörder eine Strafe. Vergeben kann man nur, wenn davon auszugehen ist, dass das Vergehen eingesehen wurde. Und dieses Einsehen kann nur aus dem Schuldner selbst herauskommen. Schnappt er es auf und äfft er es nach, dann ist das kein Bitten um Entschuldigen, sondern Geschwätz und Selbstbeweihräucherung; dass man doch so integer sei, zu eigenen Fehlern zu stehen. Glaubwürdig wird seine Entschuldigung erst, wenn er sich bewährt. Etwa, indem er selbstständig den Komplex Corona aufarbeitet und so zeigt, dass er die dahinterstehende Methodik verstanden hat, und auf aktuelle Berichterstattungen anwenden kann; dass man Resilienz gegen die Propaganda entwickelt. Erst dann wird Vergeben zu Pflicht.

Die Ungeimpften sind also noch eine relevante Gruppe. Sonst müsste man nicht versuchen, den Kampf gegen sie vergessen zu machen. Aber ist diese Gruppe in der Lage, einen dahingeheuchelten Entschuldigungs-Befehl nicht anzunehmen? Vermutlich nicht. Die öffentliche Meinung wurde vor Corona „für das Klima“, während Corona „gegen die Ungeimpften“, und nach Corona nun scheinbar „für Versöhnung“ getrimmt. So kann auch behauptet und festgelegt werden, die Ungeimpften hätten die gesellschaftliche Entschuldigung angenommen. Vielleicht gelingt es sogar zu kommunizieren, sie würden selbst auch Fehler eingestehen. Sicher, nicht alles, was in den letzten Jahren auf Telegram behauptet wurde trat ein, aber die Ungeimpften haben sich nichts vorzuwerfen und müssen sich daher auch nicht entschuldigen.

Wenn das nicht-gleich-Verzeihen im großen, gesellschaftlichen Rahmen nicht in der Hand der Ungeimpften liegt, so ist es im Kleinen durchaus handhabbar. Sollten künftig tatsächlich sachliche Gespräche über Corona möglich sein, falls das überhaupt noch jemanden interessiert, ist dieses Thema ein guter Aufhänger, die Systemfrage zu stellen. Die hier zu erlernende Reflexionsfähigkeit, Medienkompetenz und Selbstbehauptung ist Grundlage für den so oft beschworenen „mündigen Staatsbürger“; ein Ideal, an das der Ungeimpfte nach Corona eigentlich nicht mehr glauben kann.



Wer so die Lager vom Systemgläubigen zum -kritischen wechselt, gut. Wer dazu nicht in der Lage ist, noch besser: wer den Graben nicht überspringen kann, der soll zurückbleiben. Eine Aussicht, wenigstens etwas selbstbestimmter zu leben, existiert für ihn nicht. Bleibt er als „Feind“ markiert, unterwandert er das Lager nicht, macht es nicht angreifbar. Und dieser Feind (im schmittschen Sinne) ist zudem einer, auf dem man lohnend zeigen kann! Wie bei ehemaligen Rauchern ist jeder froh, dem Dunst und der unbewussten Kontrolle entkommen zu sein.

Das klingt schön; fast so, als würde die Vernunft langsam gewinnen. Also klingt es zu schön, um wahr zu sein. Die Entschuldigungsstimmen in den selbsternannt-integren Medien können genauso gut dazu dienen, die Gemüter derjenigen zu beruhigen, die jetzt erst langsam den Glauben an das System verlieren. Ein Eingeständnis der Medien macht in diesem Fall glaubwürdig und legitimiert.

Corona führte zu einer Frontverhärtung und zu Überläufern. So, wie wir die Überläufer aufgenommen haben, sollten wir auch die Front aufweichen, um weiter Überläufern ihren Wandel zu ermöglichen: offen, niederschwellig und freundlich – unangreifbar. Nähert sich die andere Seite hingegen an, sollten wir skeptisch und misstrauisch bleiben. Auch und gerade, wenn sie freundliche Worte macht. Der Wolf hat Kreide gefressen.

Gastautor

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