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Der eingebildete Schweinegrippe-Kranke – Ein Desaster in fünf Akten

22. September 2021
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Zu Beginn der 2010er atmete unser Autor die erhabene Luft der Gymnasialen Oberstufe ein. Zwischen der angestrebten Hochschulreife und dem Ist-Zustand der Post-Pubertät stand jetzt nur noch die Vermeidung von zu vielen Fehlkursen…

1. Akt

Wir schreiben den August des Jahres 2009. Ein neues Schuljahr hat begonnen und eine Bundestagswahl steht bevor. Für die seit Monaten schon weltweit umgehende Schweingrippe interessiert sich in diesem August kein Mensch mehr. Sehr zum Leidwesen der sozialdemokratischen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die sich ihren gepanzerten Diesel-Dienstwagen samt Fahrer zum privaten Vergnügen nach Mallorca hinterherkutschieren ließ. Im medialen Windschatten der „Dienstwagen-Affäre“ bestellen die Gesundheitsminister der Länder trotz historischer Haushaltslöcher Impfstoffe für mehrere hundert Millionen Euro.

Irgendwo im Norddeutschen eröffnet die progressive Lehrerin den diesjährigen Kurs „Darstellendes Spiel“ für die zwölfte Klasse. Die einen haben „Darstellendes Spiel“ gewählt, weil sie das Fach Musik abwählen wollten, die anderen das Fach Kunst. Im ersteren muss der erfolgreiche Kursteilnehmer Noten lesen, im letzteren Zeichnen können.

Der versprengte Haufen, vor Mozart-Opern und Caravaggio-Gemälden geflohen, beginnt mit schauspielerischen Aufwärmübungen. Zunächst schreit die progressive Studienrätin ein dreifaches „Taracka! Taracka! Taracka!“ durch den Raum, die Schüler äffen ein dreifaches „Taracka! Taracka! Taracka!“ nach, während sie sich arrhythmisch durch den Raum bewegen. Anschließend beginnt das Evolutionsspiel. Alle Schüler legen sich auf den Boden und werden von der progressiven Studienrätin fiktiv zu Amöben im Urschleim verwandelt. Durch langsame Verrenkungen, dummes Grinsen und expressives Aufstehen sollen die Amöben von einst sich erheben, fortentwickeln und nach zwanzig Minuten im Großraumbüro eines Wolkenkratzers angekommen sein. So weit, so leicht verdientes A13-Gehalt für die progressive Studienrätin.

Dann geht es ans Eingemachte. Am Ende dieses Schuljahres, im Juni 2010, solle der Kurs ein Theaterstück in mindestens drei Aufführungen vor der gesamten Schule inszenieren! Kunst ist nicht demokratisch, zumindest nicht in diesem Stadium, da die Schüler erst vor einer halben Stunde noch zu selbst gegackerten Hühnergeräuschen durch die Aula gekrochen sind. Das in zehn Monaten aufzuführende Stück legt die progressive Studienrätin im Alleingang fest: „Der eingebildete Kranke“ von Molière.

2. Akt

Wir schreiben den Oktober des Jahres 2009. Die FDP hat bei der Bundestagswahl gut abgeschnitten und ist in den Koalitionsverhandlungen mit der Merkel/Seehofer-Union erpicht, demnächst von vierzehn auf vier Prozent zu schrumpfen. Steuersenkungen sind vom Tisch, das „Liberale Sparbuch“ ebenso, schädliche Bundesministerien wie jenes für Entwicklungshilfe werden nicht aufgelöst, sondern von FDP-Berufspolitikern durchsetzt. In der Energiepolitik bleibt alles beim EEG-Sozialismus à la Jürgen Trittin aus den rot-grünen Tagen. Auch mit der FDP am Kabinettstisch werden die Rodung des Deutschen Waldes, die Versiegelung von Nährböden und die Betonierung des Wattenmeeres absoluten Vorrang gegenüber Versorgungssicherheit und Preisstabilität haben. Die SPD hat mit ihrem Genossen Steinmeier elf Prozentpunkte eingebüßt und das schlechteste Ergebnis in 60 Jahren Bundesrepublik eingefahren. Genosse Steinmeier hatte sich nie zuvor einer Wahl durch das Volk gestellt und er deutet diesen Einbruch als kraftvollen Wählerauftrag, sein Appartschik-Dasein als parlamentarischer Oppositionsführer fortzusetzen.

Im Kurs „Darstellendes Spiel“ verteilt die progressive Studienrätin deutschsprachige Reclam-Hefte von Molières „Der eingebildete Kranke.“ Das Papier ist trotz frischen Drucks bereits schwindsuchtartig vergilbt und nähert sich farblich dem traditionell einfallslosen Umschlag an. Die Schrift ist minimal gehalten. Auch geruchlich ist das Reclam-Heft eine Art Methusalem, das seit seiner Geburt in der Druckerpresse erstaunlich schnell altert und muffelt.

Allen Schülern des Kurses graust bei der Vorstellung, in den nächsten acht Monaten die Texte dieses Heftes auswendig lernen zu müssen.

Gemach, gemach, die progressive Studienrätin gibt Entwarnung! Selbstverständlich würden die Aufführungen im nächsten Juni nichts mit dem Original des alten Meisters Molières zu tun haben. Es gelte, den Klassiker der Komik zu modernisieren und ihn auf die heutige Zeit zu übertragen. Die Handlung dürfe nicht im Pariser Bürgertum des 17. Jahrhunderts spielen, sonst merkten die Musiker und Maler aus den Parallelkursen nicht, wie aktuell die Aussage des Stückes noch sei. Wie sollten die Musiker und Maler auch, hätten sie sich doch nie vernünftig in das Abzählspiel „Big Budi! Big Budi! Big Budi! Ohhhh yessss!“ eingearbeitet, könnten bis heute keinen vernünftigen „Hah!“-Kreis bilden oder Namenstanz aufführen.

Daher, verkündet die progressive Studienrätin, müsse die Geschichte eines Hypochonders und seinen Ängsten vor erfundenen Krankheiten in der modernisierten und auf die heutige Zeit übertragenen Fassung, aufgepasst: Im Hier und Jetzt spielen und die Schweinegrippe thematisieren.

Die Schüler scheinen zunächst ratlos. Schweinegrippe? Ach ja, da war ja was: Die Krankheit vom letzten Frühsommer, die noch weniger Menschen das Leben gekostet hat als das SARS-Virus von 2003 oder die Vogelgrippe von 2006. Die konservativere Kollegin der Studienrätin hatte zu Beginn des Jahres noch was von Niesen in die Armbeuge und Vermeidung von Händeschütteln gesagt, aber jetzt ….

Und der für zig Millionen Euro eingekaufte Impfstoff, will die progressive Studienrätin wissen, was sei aus dem geworden? Eben. Der versauere wohl in irgendwelchen Lagerhallen. Oder kenne jemand auch nur irgendeinen, der sich damit impfen lassen wolle? Eben! Aber die Rechnungen bei den Herstellern seien bezahlt, dem Steuerzahler tief in die Tasche gegriffen, der Zweck einer lobbygesteuerten Medienkampagne erreicht.

Daher werde der Kurs im Juni nächsten Jahres die Geschichte eines Hypochonders erzählen, der sich wie verrückt vor der Schweinegrippe fürchte. Die Kursteilnehmer haben noch acht Monate Zeit, den „Eingebildeten Kranken“ umzuschreiben.

Und zwar in Gruppenarbeit …

3. Akt

Wir schreiben den Februar des Jahres 2010. Südeuropa steht geschlossen in den Staatsbankrott und Deutschland soll zahlen. Unwichtig, denn Margot Käßmann fährt besoffen Auto. Prompt erklären die Medien sie zur Heiligen. Die FDP hat neue Ausnahmetatbestände für Hoteliers bei der Umsatzsteuer durchgesetzt, um das Steuersystem nicht noch weiter zu vereinfachen. Natürlich nur für die Übernachtung, nicht das Frühstück. Die just bekannt gewordene „Mövenpick“-Spende lässt die Umfragewerte der FDP einbrechen. In einem Gastbeitrag in der Zeitung „Die Welt“ fordert Bundesaußenminister Guido Westerwelle, wer arbeite müsse am Ende des Monats mehr Geld haben als derjenige, der nicht arbeite. Anstrengungsloser Wohlstand verleite zu „spätrömischer Dekadenz“. Prompt haben sämtliche Journalisten von „Monitor“ bis „Panorama“, von „Spiegel“ bis „Zeit“ Schaum vorm Mund.

Apropos spätrömische Dekadenz: Die Teilnehmer des Kurses „Darstellendes Spiel“ quälen ganz andere Sorgen. Auf die heutige Zeit, das Frühjahr 2010, läss
t sich die Schweinegrippe-Hysterie nicht mehr übertragen, dafür sind seit letztem Frühsommer zu viele Säue durchs Dorf getrieben worden. Wer interessiert sich bitte jetzt noch für die große böse Schweinegrippe? Natürlich, wenn im kommenden Juni die Gesundheitsminister der Länder den teuren Impfstoff einfach in den Ausguss kippen…- ja dann könnte sich pünktlich zur Aufführung vielleicht doch wieder jemand für die Schweinegrippe interessieren. Aber sonst?

Auf jeden Fall ist es bis Juni 2010 noch ein langer Weg. Die drei Arbeitsgruppen hängen fest, jede für sich und gruppenübergreifend. Wie genau sollen das Modernisieren und das Übertragen auf die heutige Zeit funktionieren? Klar, in den subventionierten Staatstheatern zu Hamburg und Hannover durch kollektives Ausziehen und Masturbieren, Kacken und Kotzen auf offener Bühne. Aber im Schultheater? Die progressive Studienrätin zögert noch. Zudem fehlen im schulischen Fundus die Gestapo-Mäntel und SA-Uniformen, welche für die Modernisierung eines barocken Klassikers am zeitgenössischen Subventionstheater genauso unentbehrlichen sind wie die Hakenkreuzflaggen. Eine die heutige Zeit übertragene Kulisse, wie beispielsweise eine Schräge mit Wassergraben, ein U-Bahn-Tunnel oder die Innenansicht eines Biogas-Silos, könnte das Schulbudget sprengen. Die progressive Studienrätin bringt stattdessen eine rosafarbene Wolke ins Gespräch. Rosa wie ein Schwein, verstehste?

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: Die zweite der drei Gruppen scheint ihren eigenen Stil gefunden zu haben, beißt sich aber seit drei Wochen an der Frage fest: Muss im dritten Akt der modernisierten Fassung aus dem Nichts ein Vertreter des Tiefkühlkostlieferanten „Bofrost“ an der Haustür klingen und dümmlich glucksen: „Ich bin der Bofrost-Mann und biete Rohkost an!“?

Immerhin einen Fortschritt hat es seit November 2009 gegeben: Alle Gruppen sind sich inzwischen einig, die Namen des französischen Originals nicht beizubehalten, sondern ebenfalls zu modernisieren und auf die heutige Zeit zu übertragen. Und seit den Weihnachtsferien hat die zweite Gruppe ihr Namenskonzept festgezurrt. Die Helden heißen jetzt Tobias, Jan und Lena.

4. Akt

Wir schreiben den April des Jahres 2010. Die Büchse der Pandora ist fast geöffnet, das erste „Griechenland-Paket“ so gut wie unter Dach und Fach. CDU/CSU und FDP sind sich trotz vorgespielter Meinungsverschiedenheiten im Kern einig: Der Ausverkauf Deutscher Interessen und die Aufgabe der parlamentarischer Budgethoheit sind ab sofort Staatsraison! EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wirft schon mal die Druckerpressen an und kauft bar jeder Rechtsgrundlage massenhaft südeuropäische Staatsanleihen an. Der spinnt, der Gallier!

Allein hinter den verschlossenen Türen des Schlosses Bellevue ziert sich noch der Bundespräsident. Als Staatssekretär unter dem zotteligen Finanzminister hatte Horst Köhler in den 1990er-Jahren die sog. „No-Bailout“-Klausel ausverhandelt, jene papierene Brandmauer zum Schutze des Deutschen Steuerzahlers. Damit längst verstorbene Rentner in Griechenland auch weiterhin pünktlich am Ersten ihr vierzehntes Monatsgehalt abgreifen können und griechische Beamte nicht auf ihr Ostergeld verzichten müssen, schießen ARD und ZDF, „Zeit“ und „Süddeutsche“ die „No-Bailout“-Klausel rhetorisch sturmreif. An die Schweinegrippe denkt in diesen Tagen keine Sau mehr.

Irgendwo im Norddeutschen: Erste Probe aller drei modernisierten und auf die heutige Zeit übertragenen Akte. Jetzt rächt sich die monatelange Parallelarbeit aller Arbeitsgruppen. Figuren, die im zweiten Akt Tobias, Jan und Lena heißen, nennen sich im dritten Akt schon wieder Sören, Ben und Leonie, nachdem sie im ersten Akt noch als Kevin, Ali und Chantal aufgetreten waren. Wortschatz und Sprachstil der Figuren unterscheiden sich von Akt zu Akt erheblich, im ersten Akt auffällig multi-kulturell und bildungsfern. Was zum Verständnis des dritten Aktes zwingend erforderlich wäre, hat die zweite Gruppe im vorherigen Akt vorsorglich gestrichen. Lediglich der „Bofrost“-Lieferant hat den Sprung von Akt zu Akt geschafft und bietet nun dreimal Rohkost an.

Ein autoritäres Regime bahnt sich an. Eiserne gibt die progressive Studienrätin ihre Marschroute aus: Bis zur Premiere im Juni müssten in allen drei Akten dieselben Figuren dieselben modernisierten und auf die heutige Zeit übertragenen Namen führen. Aber woher die rosafarbene Wolke für die Kulisse nehmen?

5. Akt

Wir schreiben den Juni 2010. Horst Köhler ist inzwischen eingeknickt. In einer Nach-und-Nebel-Aktion Anfang Mai hatten CDU/CSU und FDP den Bundespräsidenten genötigt, seine Unterschrift unter das erste Gesetz zur Rettung von griechischen Beamten und Rentnern, vor allem aber von französischen Banken und italienischen Staatsanleihen, zu setzen. Die „No-Bailout“-Klausel ist Geschichte, die parlamentarische Budgethoheit des Deutschen Bundestages ebenso. Der Deutsche Lastenesel hat ab jetzt genauso viel Recht auf Leben wie ein ungeborenes Kind in einer rot-rot-grünen Abtreibungskommission.

Die weit aufgehaltenen Hände der irischen und portugiesischen, der spanischen und zyprischen Regierungen wohl bereits vor Augen, ist Horst Köhler vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten. Offiziell heißt es, ein einseitiger Artikel im „Spiegel“ mit der Überschrift „Horst Lübke“ habe ihn so sehr beleidigt. Die Journalisten, vom Internet um ihre Torwächter-Funktion beraubt und den Auflagenschwund bereits im Nacken spürend, gefällt diese amtliche festgelegte Wahrheit. Die Chefkommentatoren und Leitartikelschreiber stenographieren eifrig mit. Köhler aus dem Amt gedrängt, den Bruch mit der No-Bailout-Klausel herbeigeschrieben, da geht noch was!

Doch wer soll jetzt der große Mahner werden, der die Deutschen „vor dem Hintergrund unserer Geschichte“ auffordert, von dem Kakao zu trinken, durch den Deutschland gezogen wird? Christian Wulff läuft sich als Kandidat des Zentralrats der Muslime warm, Jürgen Trittin erspäht für Rot-Grün einen gewissen Joachim Gauck, vorahnend schon, wie viel Freude Rot-Grün an einem Bundespräsidenten Joachim Gauck noch haben wird.

Zum Dank für das pünktlich zum Monatsersten überwiesene deutsche Steuergeld werden in Griechenland die „Nazi!“-Rufe lauter, in Italien und Frankreich die Mahnungen nach mehr „europäischer Solidarität“, zu der sich Zahlmeister „Deutschland jetzt endlich auch mal bekennen müsse.“ Die Chefkommentatoren und Leitartikelschreiber in Deutschland stenographieren eifrig mit. Eine Verknüpfung zwischen „Nazi!“, „Geld her!“ und den wirtschaftlichen Folgen der Schweinegrippe zieht indes niemand. Denn wer interessiert sich bitte jetzt noch für die Schweinegrippe?

Im Kurs „Darstellendes Spiel“ hat die progressive Studienrätin inzwischen die Schnauze voll.

Drei verfeindete Arbeitsgruppen haben sich bis heute auf keine Kompromisse bei der gemeinsamen Namensfindung geeinigt, der „Bofrost“-Mann mit seinem Tiefkühlkostangebot war der kleinste gemeinsame Nenner. Zähneknirschend musste die progressive Studienrätin feststellen: Der Running Gag mit dem „Bofrost“-Mann erschließt sich dem unvoreingenommenen Zuschauer nicht. Mit dem verzweifelten Versuch, die drei Auftritt des „Bofrost“-Manne
s auf einen im ersten Akt zu kürzen, hat die progressive Studienrätin die Gruppen zwei und drei vom Fleck weg gegen sich aufgebracht.

Die progressive Studienrätin greift zu drakonischen Maßnahmen: Der „Bofrost“-Mann fliegt ersatzlos raus, bei der Namensfindung gelten ab sofort Befehl und Gehorsam. Nach einem halben Jahr der Diskussion über moderne und auf die heutige Zeit übertragene Namen verordnet die progressive Studienrätin zentral und von oben herab: Alle Figuren erhalten ihre französischen Originalnamen zurück!

Auf der Suche nach einem aktübergreifenden Wortschatz und Sprachstil stoßen Befehl und Gehorsam indes an ihre Grenzen. Hie und da munkelt der Blätterwald schon etwas über ein für den Spätsommer 2010 angekündigtes Buch des Bundesbankvorstandes Thilo Sarrazin. Angeblich gehe es um Bildungsverfall und Degeneration durch Migration. Die Kursteilnehmer wollen mit der progressiven Studienrätin gerade in eine Debatte über Wortschatz und Sprachstil des modernisierten und auf die heutige Zeit übertragenen ersten Aktes einsteigen …- da fällt der progressiven Studienrätin…- ähm…- na ja…- sagen wir mal…- ein kleines Malheur auf: Sie hat in den vergangen zehn Monaten versäumt die Aula für drei Aufführungen im Juni zu reservieren. Nun war das Mittelstufentheater schneller.

Das Mittelstufentheater hat William Goldings „Herr der Fliegen“ modernisiert und auf die heutige Zeit übertragen. Hierarchie und Jagdtrieb, Zivilisationserhalt und Bündnispolitik sind jetzt typisch weibliche Tugenden auf einer einsamen Insel mit hundertprozentiger Frauenquote.

„Wollen wir es einfach ganz lassen?“, fragt die progressive Studienrätin verschämt in die Runde. Sie bietet im Gegenzug sehr gute Noten an. Die Kursteilnehmer reagieren mit spontaner Begeisterung und die Studienrätin erkennt das Ergebnis ihres Plebiszites umgehend an. Alle drei Aufführungen sind beerdigt, so sieht sie aus, die Ausbeute nach zehnmonatiger Modernisierung und Übertragung auf die heutige Zeit.

Bei allen Kursteilnehmern fließen die progressiv vergebenen Spitzennoten mit in die Abschlussnote ein. Auf dem Papier werden diese zehn Monate „Darstellendes Spiel“ etwas über die allgemeine Hochschulreife der Gymnasiasten aussagen.

U. B. Kant

Der U. B. Kant wurde 2009 erst zwei Tage nach der Bundestagwahl volljährig, sonst hätte er noch mit beiden Stimmen die Steinmeier-SPD gewählt. Heute lebt der U. B. Kant im besten Deutschland, das es jemals gab, und möchte sein Gesicht bei freien Meinungsäußerungen lieber verbergen. Seinen Ahnen entsprechend setzt es sich zusammen aus Lüneburger Heidjen, Ostwestfalen und Ostpreußen. Schädelvermesser könnten angesichts einer solch feinsinnigen Vereinigung der Schöngeister ablesen, dass der U. B. Kant die gesammelten Werke von Shakespeare, Schiller und Sophokles nicht nur dekorativ im Bücherregal stehen, sondern deren Lektüre auch nach zehn Seiten abgebrochen hat.

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