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Deutschland fällt immer weiter zurück

21. August 2024
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Daß ein Staat existiert, in dem „Rassismus“ strafbewehrt ist, in dem es aber offiziell keine Rassen gibt, in dem „Volksverhetzung“ justiziabel ist, die Existenz eines Volkes hingegen negiert wird, mutet absurd an. Dieses Absurdistan heißt Deutschland – das größte Mitglied der EU, lange Zeit politisch und wirtschaftlich führend, seit geraumer Zeit jedoch auf dem Weg nach unten. Symbolhaft, gleichwohl ein markantes Zeichen: der Medaillenspiegel der Olympischen Spiele in Paris. Nach den Spitzenreitern USA, China, Japan sowie Australien rangiert Deutschland mit 33 Medaillen hinter Südkorea und den europäischen Mitbewerbern Frankreich, Niederlande, Großbritannien und Italien auf dem zehnten Platz – das schlechteste Ergebnis seit 1952. Bei den Sommerspielen 1996 in den USA stellte Deutschland mit 65 Medaillen noch das drittbeste Team.

Über die Gründe des Niedergangs, nicht nur hinsichtlich des Spitzensports, hat Uli Hoeneß nei „ntv“ Entscheidendes gesagt: „In vielen Ländern bietet der Sport die Möglichkeit, die soziale Leiter hochzusteigen. Bei uns ist das verloren gegangen.“ In drastischen Worten fügte der Ehrenpräsident des FC Bayern hinzu:

„Diese Bereitschaft, sich den Arsch aufzureißen, fehlt mir. In unserem Land muß wieder mehr Leistung in den Vordergrund gestellt werden. Wir müssen wieder mehr arbeiten, dann hat man auch mehr Erfolg.“

„Gut gebrüllt, Löwe!“, möchte man Hoeneß zurufen. Doch das Problem beginnt bereits in der Schule. Ein Beispiel: Seit 45 Jahren gibt es die Bundesjugendspiele (BJS) für sämtliche allgemeinbildenden Schulen von der 1. bis zur 10. Klasse. In diesem Sommer jedoch galten erstmals die Regeln der bereits 2021 beschlossenen BJS-Reform: So soll an Deutschlands Grundschulen kein Wettkampf mehr stattfinden, sondern ein Wettbewerb – ein zwar irgendwie sportlicher Vergleich, doch ohne Bewertungen mit Maßband und Stoppuhr. Im Mittelpunkt, schreibt der Ausschuß für die Bundesjugendspiele, „steht die Idee, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben, ebenso wie Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und die Vermittlung von sozialen Kompetenzen“. Gerade für die Grundschulen sei „die freudvolle, spielerische Ausrichtung“ wichtig; von Leistung ist nicht die Rede. Günther Felbinger, Präsident des bayerischen Sportlehrerverbandes, nennt diese Reform einen „Schuß in den Ofen“. Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert ihn am 13. August mit den Worten: „Kinder wollen doch wissen, ob sie 1,70 Meter springen können oder 2,80 Meter.“ Es sei der natürliche Drang des Menschen, sich an anderen zu messen. Entsprechend müßten daher auch Ehren- und Siegerurkunden gewürdigt werden.

Ähnlich obskure Ideen finden sich im neuen Bildungsplan für Brandenburgs Kitas. Er hat zahlreiche Eltern empört und die Leserbriefspalten der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ) wochenlang gefüllt. Nach zwanzig Jahren traten die neuen Bildungsstandards Ende Juli in Kraft. Sie umfassen 130 Seiten und geben den natürlich gegenderten „Erzieher:innen“ mannigfache antiautoritäre und diverse Ratschläge. Torsten Gellner hat sie am 31. Juli ausführlich geschildert: So sollen Aussagen von Kindern nicht direkt korrigiert oder bewertet werden. Sätze wie „Das kannst du aber besser! Das ist doch Quatsch! Das hast du aber gut gesagt!“ sollen nicht fallen. Falsch wäre es, zu sagen: „Das heißt Katze und nicht Tatze!“ Statt dessen solle man auf die Methode des „korrektiven Feedbacks“ setzen und sagen: „Ah, die Katze ist gestreift!“ Die Kategorien „richtig“ oder „falsch“ haben in Kitas in Bezug auf Redebeiträge laut dem Bildungsplan nichts zu suchen.

Ob sich Kinder in einen Morgenkreis einreihen und wie sie das tun, soll ihnen selbst überlassen werden:

„Gebt den Kindern nicht vor, daß sie beim Kinderkreis sitzen müssen, sondern laßt sie ihre Körperhaltung und Position wählen, also, wo, wie und neben wem sie hocken, stehen, sitzen oder liegen wollen.“

Auch beim Essen können Erzieherinnen und Erzieher laut Bildungsplan viel falsch machen.

„Drängt die Kinder weder dazu, etwas zu essen oder zu kosten, was sie nicht möchten, noch dazu, aufzuessen oder auszutrinken. Setzt sie auch nicht unter Druck durch Vergleiche mit Kindern, die ´gut essenˋ oder woanders auf der Welt nicht genug zum Essen haben.“

Korrekturen und Bewertungen sind laut den Empfehlungen ein Minenfeld und tunlichst zu vermeiden. Etikettierungen wie „trödeln“ oder „Chaot“ stehen auf der Schwarzen Liste. Als „geschlechtsstereotype Etikettierung“ vermieden werden sollen Formulierungen wie „Hübsches Kleid, Mia!“ Frauke Hildebrandt, Professorin für Pädagogik der Kindheit an der Fachhochschule Potsdam und Co-Autorin des Bildungsplans, verteidigte diesen Passus, der besonders viele Leser empört, in einem Interview mit den Worten:

„Wir wissen aus der Forschung, daß Mädchen immer wieder für ihre Schönheit und ihr Aussehen und Jungs für ihre Stärke und Kompetenz gelobt werden. Es gibt da eine klare Geschlechterungerechtigkeit. Jungs werden zum Beispiel bestärkt, wenn sie auf etwas balancieren oder eine Gefahr überwinden, während Mädchen gesagt wird: ´Paß auf, Mia, sei vorsichtig, daß du da nicht runterfällstˋ.“

Angesichts dieser Maßregeln sehen viele Leser schwarz. Eine Frau schreibt:

„Als Pädagogin im Ruhestand kann ich nur den Kopf schütteln. Einige Kinder werden ja im Elternhaus schon an keine Regeln gewöhnt. Wann soll ein Kind dann erzogen werden? Schule und künftige Arbeitgeber werden sich freuen.“

Ein Leser ergänzt:

„Und wenn dann noch hinzukommt, daß auch von der Benotung der schulischen Leistung Abstand genommen werden soll, wird mir mit Blick auf die Zukunft unseres Landes angst und bange.“

Abschließend zu den Themen Sport und Erziehung sei an dieser Stelle nur noch kurz vermerkt, daß immer weniger Kinder schwimmen können, weil in den Kommunen immer mehr Bäder aus finanziellen Gründen geschlossen werden müssen. Ein Armutszeugnis im wahrsten Sinne des Wortes! Nur wenige Kinder haben das Glück, wie einst der Autor auf dem Land und in der Nähe einer Aue oder eines kleinen Sees aufzuwachsen, wo man durch Spielkameraden das Schwimmen lernen kann.

Natürlich hat Deutschlands Niedergang viele Ursachen. So hat die Autoindustrie die in China und den USA entwickelte Elektromobilität verschlafen. Auch bei der nicht nur für die Künstliche Intelligenz unerläßlichen Mikroelektronik sind deutscher Staat und deutsche Firmen fatal ins Hintertreffen geraten. Am katastrophalsten jedoch waren die 16 Jahre der Merkel-Regierung – zunächst regierte die CDU von 2005 bis 2009 mit der FDP, dann von 2009 bis 2021 dreimal hintereinander als große Koalition mit der SPD. In dieser Ära wurde die Infrastruktur des Landes auf sträfliche Weise vernachlässigt. Als Folge haben bei der Bahn defekte Schienen, Signalstörungen und Stellwerksausfälle ein Ausmaß angenommen, daß ein geordneter Zugverkehr kaum noch möglich ist. Bis heute fehlen Millionen von Sozialwohnungen. Bei der Bundeswehr waren die Sparmaßnahmen so gravierend, daß das Militär nicht mehr einsatzfähig ist und jetzt mühsam im Rahmen der von Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“ wieder aufgepäppelt werden muß.

Das fatalste Erbe der Merkel-Ära ist die seit 2015 andauernde, damals von naiven Einheimischen beklatschte Invasion kulturfremder Migranten. Obwohl angeblich in Afghanistan, Syrien oder der Türkei politisch verfolgt, machen viele von ihnen heute auf Kosten der einheimischen Steuerzahler ungeniert Reisen in ihre Heimatländer. Um der importierten Kriminalität Herr zu werden, soll jetzt an brisanten Brennpunkten wie etwa Bahnhöfen das Tragen von Messern verboten werden, ohne freilich einzugestehen, daß Messermorde unter autochthonen Deutschen stets die Ausnahme waren. Doch der grün-durchtränkte Linksliberalismus, der als „Fortschrittskoalition“ das Erbe der Merkel-Zeit angetreten hat, will durch Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt aus dem Deutschland der Vergangenheit eine globale Heimstatt für Minderheiten machen.

Peter Kuntze

Kuntze wurde 1941 in Kiel geboren und hat nach Abitur und Wehrdienst eine verlagskaufmännische Lehre in Hamburg absolviert. Anschließend ein Redaktionsvolontariat in Ansbach. 1968 gelang ihm der Sprung nach München zur Süddeutschen Zeitung, wo er als außenpolitischer Nachrichtenredakteur sein Brot bis 1997 verdient hat. Nebenbei schrieb Kuntze etliche Kinderbücher, zwei Romane und acht politische Sachbücher über China. Seine konservative Wende geschah in den letzten Berufsjahren.

1 Comment

  1. „zunächst regierte die CDU von 2005 bis 2009 mit der FDP, dann von 2009 bis 2021 dreimal hintereinander als große Koalition mit der SPD“

    Kleine Korrektur: Merkel I war GroKo, Merkel II war CDU/CSU+FDP und Merkel III+IV war wieder GroKo.

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