Die toten Frauen von Wien

27. Februar 2024
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In Wien wurden letztes Wochenende an einem Tag fünf Frauen ermordet. Erst wurden eine 13-Jährige und ihre 51-jährige Mutter tot aufgefunden, am selben Tag erstach ein Mann drei Prostituierte. Damit sind innerhalb von 24 Stunden genauso viele Frauen in Wien getötet worden wie im gesamten Jahr 2023. Nach diesen grausamen Ereignissen hallt es aus allen Medienhäusern: „Femizide“ nehmen überhand! Wer den Begriff googelt, wird Berichte über diese Taten von allen größeren Zeitungen finden. An dem Begriff „Femizid“ habe ich mich schon öfters aufgehangen. Er ist emotionalisierend, größenwahnsinnig, faktisch falsch, verallgemeinernd und alles in allem ein linker Denkmantelbegriff, um ein Feindbild zu erzeugen. Aber fangen wir von vorne an.

1.) Emotionalisierend und größenwahnsinnig

„Genozid“ reimt sich auf „Femizid“. Zumindest ein bisschen. Ein Genozid erfolgt laut UN-Völkermordkonvention „in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“. Die feministische Soziologin Diana E. H. Russell verwendete den Begriff „Femizid“ erstmals beim Internationalen Tribunal gegen Gewalt an Frauen 1976. In ihrem Buch „Femicide in Global Perspective“ von 2001 definiert sie den Begriff als die Tötung von weiblichen Personen durch männliche Personen, weil sie weiblich sind. Was also soll ein Femizid sein? Nichts anderes als ein Völkermord an Frauen. Die Ähnlichkeit des Begriffs und die Überschneidung der Definitionen sind eine Anmaßung, die „Frauen“ als eine weltweite Opfergruppe inszeniert, die von den „Männern“ systematisch ausgerottet werden soll.

Jeder weiß, dass ein Völkermord das schlimmste Verbrechen an und von der Menschheit ist. Kein Wunder also, dass die Verwendung des Begriffs Reflexe auslösen soll, welche den ohnehin furchtbaren Mord an Frauen emotional auf die Stufe von Völkermorden stellen.

2.) Faktisch falsch

Nicht einmal militante Veganer würden behaupten, Kühe würden geschlachtet, um Kühe zu schlachten. Sie werden geschlachtet, damit ihr Fleisch gegessen werden kann. Und ja, Frauenmorde finden mitunter statt, weil Männer in patriarchalen Gesellschaften denken, Frauen seien Besitz oder der direkte Träger der männlichen Ehre. Dass Menschen eine patriarchale Gesellschaft oder das Macho-Denken an sich kritisieren und bekämpfen, ist völlig verständlich und nachvollziehbar.

Es gibt Morde aus Eifersucht, religiös motivierte Morde, Ehrenmorde oder Morde aufgrund einer Verletzung des Ehrgefühls. Diese sind aber keine Morde von Männern an einer beliebigen Frau, sondern Morde von Männern an einer bestimmten Frau. Das Mordmotiv lautet in diesen Fällen „krankhafte Eifersucht“, „Ehrenmord“ oder „Mord aufgrund der Verletzung des Ehrgefühls“. Sie werden in den meisten Fällen nicht ausschließlich an Frauen begangen, weil die Betroffenen Frauen sind oder aufgrund von Hass auf das „Frausein“.

Im Falle eines Anschlags islamistischer Attentäter auf eine Kirche würde man ja auch nicht von einem „Christozid“ oder Ähnlichem sprechen, sondern von einem islamisch motivierten Anschlag.

Im Fall des Prostituiertenmords kann mutmaßlich davon ausgegangen werden, dass der Täter von den Prostituierten Ablehnung erfahren hat, sich in seiner Ehre gekränkt fühlte und deshalb zum Messer griff. Im Fall des Mordes an der Mutter und der Tochter muss abgewartet werden, was die genauen Motive sind. Es ist stark fraglich, ob die Tochter überlebt hätte, wäre sie ein Sohn gewesen. Morde an Frauen, weil sie Frauen sind, dürften einen so verschwindend geringen Anteil an den Morden in der Gesellschaft insgesamt ausmachen, dass die Prägung eines Begriffs eher ideologischer als faktischer Natur ist. Der Begriff verschleiert die Motive der Tat und verhindert so eine Aufarbeitung und Prävention.

3.) Verallgemeinernd

Alle „Femizide“ haben einen Täter: den Mann. Das Feindbild „Mann“ ist ein inzwischen recht akzeptiertes. Dabei ist ein Mord aus Eifersucht etwas gänzlich anderes als ein Mord aufgrund der Verletzung des Ehrgefühls, obwohl beides als „Femizid“ gilt und der Täter in beiden Fällen meistens ein Mann ist. Natürlich könnte man alle Morde dieser Art als Taten von „Männern“ beschreiben, ein genauerer Blick erzeugt aber ein anderes Bild. Der Begriff „Femizid“ sorgt für eine haarsträubende Verallgemeinerung von Taten, bei der kulturelle Unterschiede gezielt ausgeblendet werden.

Es sind dieselben Menschen, die „Femizid“ schreien und gleichzeitig verschweigen wollen, welche Herkunft Täter haben. Der mutmaßliche Mörder, der sich in Wien mit Schnittwunden und einem Messer nach der Tat in einem Busch versteckte, ist ein Afghane. Das übersteigerte Ehrgefühl von Menschen aus dem Nahen Osten wird hinsichtlich der Tat nicht diskutiert. Währenddessen gilt die nüchterne Feststellung der Nationalität des Täters bereits als rassistisch, die verallgemeinernde Beschreibung des Täters als „Mann“ hingegen bestätigt das gängige Narrativ und ist gewünscht.

Der Begriff „Femizid“ verschleiert so wirkliche Motivationen, um abstrakte Feind- und Opferbilder zu erzeugen, die politisch opportun sind und in das Narrativ der „Intersektionalität“ passen.

Begrifflich und definitorisch ist „Femizid“ nicht nur verallgemeinernd, sondern auch völlig unzureichend. Ist nicht jeder Frauenmord irgendwie ein Femizid? Die Analyse und die damit einhergehende Verhinderung von Frauenmorden ist richtig und wichtig. Abstrakte Verzerrungen wie das Wort „Femizid“ nützen Frauen nicht. Sie schaden ihnen eher zusätzlich, indem sie wirkliche Motivationen ausblenden und eine tatsächliche Prävention damit unmöglich machen.

PhrasenDrescher

Der Phrasendrescher - wie könnte es anders sein - promoviert derzeit interdisziplinär in der Philosophie und der Politikwissenschaft. Als glühender Verehrer von Friedrich Nietzsche weiß er, dass man auch Untergänge akzeptieren muss und arbeitet bereits an der Heraufkunft neuer, stärkerer Werte.

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