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Klarheit durch Entscheidungen

9. Juli 2022

Wenn du zahllose Tabs, Apps und Programme offen hast, dann beeinträchtigt das die Performance deines Geräts. Das Gleiche gilt auch für deinen Geist: Je mehr offene Denkprozesse du in deinem Geist hältst, desto schlechter wird deine Performance. Wie beendet man also seine Denkprozesse? Durch Entscheidungen. Tabs, Apps und Programme können wir per Klick schließen, unsere Denkprozesse müssen wir mittels Entscheidungen beenden. Verdrängen funktioniert nicht und entspricht dem Minimieren von offenen Anwendungen. Du siehst sie dann zwar nicht mehr, aber sie fressen immer noch Performance.

Nur durch Entscheidungen werden unsere kognitiven Kapazitäten wirklich wieder frei. Doch manchmal ist es gar nicht so leicht sich zu entscheiden. Dann helfen Baby Steps. Damit meine ich, absichtlich ganz kleine Entscheidungen zu treffen um Schritt für Schritt voranzukommen. Dieses Zerlegen des Entscheidungsprozesses in mehrere kleine Entscheidungen hilft oftmals, die Sache überhaupt anzugehen. Denn wenn uns etwas als zu kompliziert erscheint, dann wollen wir uns meistens erst gar nicht damit beschäftigen. Und das führt dann zu allerlei Entscheidungsleichen im Keller.

Der Trick besteht also darin, die großen Fragen in kleine leicht verdauliche Häppchen zu zerlegen anstatt direkt eine große Entscheidung treffen zu wollen. Das ist leichter gesagt als getan, denn große Fragen bzw. Probleme wollen wir gerne möglichst schnell aus dem Weg räumen um den Kopf wieder freizukriegen. Wenn wir uns dem Problem jedoch nicht gewachsen fühlen und befürchten, vielleicht eine schlechte Entscheidung zu treffen, dann haben wir immer auch den Impuls, die Angelegenheit zu verdrängen oder vor uns her zu schieben. Doch Verdrängung und Vermeidung kostet kognitive Kapazität und behindert uns.

Denn alle ungelösten Probleme und Fragen bleiben in unserem Unterbewusstsein, sie verschwinden durch Verdrängung und Vermeidung nicht. Wenn wir viele ungelöste Probleme und ungeklärte Fragen mit uns rumschleppen, haben wir einen vernebelten, unklaren Geist. Und nur durch Entscheidungen können wir wieder Klarheit schaffen.

Neben den bereits angesprochenen Baby Steps hilft beim Entscheiden Folgendes: Beschränke dich auf drei Optionen – und zwar auf „Ja“, „Ja, später“ und „Nein“. Kein „Vielleicht“, kein „Schauen wir mal“, kein „Mal gucken“. Entweder ich mache es jetzt oder ich mache es später oder ich mache es gar nicht. Kein vielleicht. Wenn wir etwas auf unseren inneren „Vielleicht-Stapel“ legen, machen wir nichts anderes, als ungeklärte Fragen zu akkumulieren. Und genau das vermüllt unseren Geist und verringert unsere Leistungsfähigkeit. Deswegen ist es so wichtig, sobald eine Angelegenheit aufkommt, schnell eine Entscheidung zu treffen.

Und hier kommen Baby Steps und die drei Optionen dann zusammen: Sobald eine Angelegenheit aufkommt, entscheide ich mich zwischen „Ja“, „Ja, später“ und „Nein“. Ja bedeutet ich beschäftige mich jetzt damit, Ja später bedeutet ich beschäftige mich später damit und Nein bedeutet, ich beschäftige mich überhaupt nicht damit. Eliminierung ist die höchste Form der Optimierung und Leistung ist gleich Potential minus Störfaktor, daher ist Nein grundsätzlich die beste Option. Immer wenn ich mich für Nein entscheide, habe ich sofort Freiraum und Kapazitäten gewonnen. Lobet und preiset das heilige Nein!

Nun wird es natürlich immer solche Angelegenheiten geben, über die wir uns erstmal eine Meinung bilden müssen, über die wir uns erstmal informieren müssen, bevor wir eine abschließende Entscheidung treffen können. Diese Angelegenheiten fallen als in eine der beiden Ja-Schubladen. Entweder jetzt recherchieren oder später. Aber kein verdammtes Vielleicht! Entweder ich untersuche die Sache jetzt, später oder gar nicht. Aber ich schiebe die Entscheidung, ob ich mich damit beschäftige, nicht vor mir her. Allein das schafft schon Klarheit: Es gibt nur noch drei Optionen, keine Ungewissheit mehr – entweder ich beschäftige mich jetzt, später oder gar nicht mehr damit. Kein Vielleicht.

Und damit zu den Baby Steps: Wenn ich mich dazu entschieden habe, mich mit der Sache zu beschäftigen, dann bedeutet das, dass ich meine Zeit in die Sache investiere. Genauso wie bei finanziellen Investitionen gibt es auch bei Zeit-Investitionen immer die Möglichkeit, wieder aus dem Investment auszusteigen. Nehmen wir beispielsweise mal an, ich habe mich bezüglich einer Sache zu Ja, später entschieden. Später kommt und ich setze mich in Ruhe hin, fokussiere mich auf die Sache und investiere somit meine Zeit. Ich denke nun über die Sache nach, recherchiere und prüfe – und stelle vielleicht fest, dass ich die Sache direkt wieder eliminiere!

Denn Eliminierung ist die höchste Form der Optimierung und nur weil ich bereits etwas Zeit in die Sache investiert habe, muss ich nicht noch mehr in sie investieren. Ich investiere nur mehr Zeit und Energie, wenn ich davon überzeugt bin, dass sich das Investment lohnt. Ansonsten steige ich aus – denn einmal verbrauchte Zeit kommt nie zurück. Solange die Sache aber ein Ja bleibt, treffe ich eine Entscheidung nach der anderen, bis die Angelegenheit endgültig erledigt ist. Und das kann ruhig in Baby Steps erfolgen, in ganz kleinen Teil-Entscheidungen, eine nach der anderen, Schritt für Schritt. Denn steter Tropfen höhlt den Stein und dranbleiben zahlt sich aus.

Und weil ich Entscheidungen treffe, habe ich die notwendige Energie und Klarheit dazu.

Max Reinhardt

Max Reinhardt arbeitet in Hyperborea an einem geheimen Forschungsprojekt zur Entwicklung einer Zeitmaschine, um die Geburt von Karl Marx, Karl Lauterbach und weiterer Sozialisten zu verhindern. Nebenbei schreibt und trainiert er und ruft entgegen behördlichen Anordnungen zu gemeinschaftlichen Wanderungen auf.


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