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SciFi-Autor Alexander Merow im Gespräch

4. Juni 2022
in 5 min lesen

Für mein Sachbuch „Dystopische Romane – Eine Analyse“ interviewte ich mehrere Autoren ebensolcher Werke. Einer davon ist der Schriftsteller Alexander Merow. Es ist schon viele Jahre her, dass ich seine Bücher kennenlernte. Noch während meiner dreijährigen Berufsausbildungszeit erschien der letzte Band seiner berühmten „Beutewelt“-Reihe und seine Si-Fi-Buchreihe rund um das aureanische Zeitalter, welches Jahrtausende nach unserer Zeit spielt, nahm immer mehr Gestalt an. Ich hatte den letzten „Beutewelt“-Band damals gerade aus der Buchhandlung abgeholt und da ich im Anschluss in den Betrieb musste, zeigte ich ihn beim Mittagessen in der Kantine meinen Freunden und Kollegen. Sie waren von dem Werk sehr begeistert. Aber das alles ist eine andere Geschichte, weswegen wir nun zum Interview kommen:

Herr Merow, was hat Sie bewogen Schriftsteller zu werden?

Ich habe früher schon immer gerne gelesen und mir dabei phantastische Welten ausgedacht. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich selbst einen Roman schreiben wollte. Da habe ich einfach angefangen.

Wie kamen Sie gerade auf dystopische Romane?

Da ich gewisse Entwicklungen in unserer realen Welt mit großer Skepsis betrachte, habe ich damals versucht, einige Dinge fiktiv weiterzudenken. „Beutewelt“ ist natürlich auf der einen Seite Unterhaltung, doch auf der anderen soll die Romanreihe den Leser auch zum Nachdenken anregen. Ich halte das heute für wichtiger denn je.

Ihre dystopische Buchreihe „Beutewelt“, in der Sie eine von One-World-Fanatikern total beherrschte Zukunft entworfen haben, war sehr interessant. Möchten Sie unseren Lesern etwas über den Inhalt des Werkes verraten?

„Beutewelt“ beginnt damit, dass der Hauptprotagonist Frank Kohlhaas als einfacher Bürger in die Mühlen eines globalen Regimes gerät. Eigentlich war Kohlhaas bis zu diesem Zeitpunkt ein eher unpolitischer junger Mann, der sich irgendwie durchzuschlagen versucht hat. Das ändert sich an dem Tag, an dem er im Zuge eines „automatisierten Gerichtsverfahrens“ zum Verbrecher erklärt wird und zur „Umerziehung“ in einer Strafanstalt verschwindet.

Insgesamt geht die Serie ja über sieben Bände. Sie spielt teilweise in Weißrussland bzw. Russland, wo sich später eine revolutionäre Bewegung unter der Führung Artur Tschistokjows bildet. Dieser sagt dem One-World-Regime mit seiner politischen Bewegung den Kampf an.

Wie kamen Sie auf die Hauptfigur Frank Kohlhaas?

Ich habe lange an einem Namen für den Haupthelden der Geschichte überlegt. „Frank“ („der Freie“) und „Michael Kohlhaas“ der Rebel aus der Literatur. Eine gute Mischung für einen heutigen „Freiheitshelden“.

Was hat Sie zur Freiheitsbewegung der Rus und zu deren schwarz-weiß-roter Fahne mit dem Drachenkopf inspiriert?

Artur Tschistowkjow nimmt ja immer wieder Bezug auf die historischen „Rus“ als Gründer Russlands. Der Drachenkopf ist eine Anspielung auf die Drachenköpfe der alten Wikingerschiffe. Die Farbkombination der Fahne ist eine Mischung bewährter Signalfarben. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein „Meer“ aus Drachenkopffahnen einen bleibenden Eindruck bei einer Demonstration hinterlässt.

Aus Ihrer Feder stammen ja noch andere Bücher. Zum Beispiel die Reihen „Das aureanische Zeitalter“ und die „Antariksa Saga“. Worum geht es in diesen beiden Romanreihen?

Das „Aureanische Zeitalter“ spielt im 16. Jahrtausend, also in ferner Zukunft. Es ist eine Science-Fiction-Romanreihe, die aber auch eine Menge Anspielungen auf die Realität erhält. Flavius Princeps, der Hauptcharakter, wird als Soldat Terras durch ein Zufallsverfahren zwangsrekrutiert und ins Proxima Centauri System geschickt, wo angeblich ein Aufstand der unteren Kaste der Menschheit ausgebrochen ist.

Im Hintergrund laufen währenddessen große politische Intrigen und Umwälzungen, die darauf abzielen, die alte Ordnung Terras zu zerstören und das bis dahin florierende Sternenimperium der „Aureaner“ (also der führenden Kaste der Menschheit) aufzulösen. Flavius ist anfangs bloß ein einfacher Rekrut, der in einen wahren Malstrom der Ereignisse gerät und anfangs irgendwie zu überleben versucht. Später wird Flavius immer stärker in einen Krieg involviert, der die gesamte Sternenzivilisation der Aureaner erschüttert.

Das „Aureanische Zeitalter“ wird auch eine Reihe mit sieben Teilen werden. Sechs sind ja bereits im Handel erhältlich.

Die „Antariksa-Saga“ ist eine Fantasy-Reihe. Sie spielt auf der Welt „Antariksa“ und schildert den Aufstieg eines Ork-Häuptlings namens „Grimzhag“. Die kriegerischen Orks wurden vor vielen Jahrhunderten von den anderen Völkern besiegt und in die Einöden getrieben, ihre alte Zivilisation wurde vernichtet.

Grimzhag ist eine Art Dschinghis-Khan, der von einem unbedeutenden Stammesführer zu einem großen Eroberer aufsteigt. Er will, nachdem sein Stamm von einem menschlichen Händler betrogen und ins Unglück gestürzt wurde, die Orks aus ihrem Schattendasein erlösen und wieder stark machen.

Anfangs ist Grimzhag ehrgeizig und fanatisch im Glauben an seine „göttliche“ Mission. Er beginnt einen gewaltigen Kriegszug gegen die Menschen- und Zwergenvölker, die er für den Niedergang seiner Art verantwortlich macht. Je größer sein Imperium wird, desto mehr drängt das Schicksal Grimzhag zu weiteren Eroberungen, bis er an einem Scheideweg für sich und sein Volk steht.

„Antariksa“ ist eine Fantasy-Welt, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Sie nimmt immer mehr Gestalt an und wird auch in Zukunft noch Schauplatz weiterer Geschichten sein.

Haben Sie neben diesen beiden Buchreihen noch weitere Geschichten geplant?

Definitiv! Ich arbeite derzeit an einer weiteren (bisher noch namenlosen) Trilogie, die auf „Antariksa“ spielen wird. Ebenso spielt ja mein Roman „Alarvail – Der Elbenkrieger“ auch in dieser Welt (ca. 4000 Jahre vor Grimzhag). Der zweite Teil ist mittlerweile so gut wie fertig.

Der Roman „Postmortem“ hat ein post-apokalytisches Schweden in etwa 300 Jahren als Setting. Tschistokjows Rebellion gegen die Neue Weltordnung ist da in der Vergangenheit gescheitert und die Folge war ein kompletter Zusammenbruch der Zivilisation. „Postmortem“ werde ich irgendwann fortsetzen, wenn ich andere Projekte beendet habe.

Demnächst wird auch endlich mein Roman „Uraltes Grauen“ veröffentlicht. Er ist sehr von H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos und den Werken Robert E. Howards inspiriert, spielt Anfang des letzten Jahrhunderts und wird auch der erste Teil einer Trilogie sein.

Alles in allem gehen mir die Ideen bisher noch nicht aus und ich hoffe, dass es auch noch lange so bleibt. Das „Merowversum“ unter meiner Schädeldecke hat noch eine Menge Geschichten, die erzählt werden wollen.

Abgesehen von Ihren eigenen Werken; welches ist Ihr Lieblingsbuch?

Ich habe einige Bücher bzw. Romane gelesen, die ich noch immer liebe. Ein einzelnes Lieblingsbuch habe ich aber nicht. Von Tolkien bis Markus Heitz im Bereich der Fantasy war alles dabei. Ebenso von Perry Rhodan bis zu Warhammer 40.000 oder dem „Wüstenplaneten“ von Frank Herbert. Was Dystopien betrifft natürlich Orwells „1984“ oder auch Romane wie „Fahrenheit“.

Welches Buch sollte Ihres Erachtens jeder lesen?

Das gibt es sehr viele, die ich auflisten könnte. Vor allem auch kritische Sachbücher, die dem Leser die wahren Fädenzieher der echten Weltpolitik vor Augen führen.

Was ist Ihr Lieblingszitat?

Es gibt eine Fülle großer Männer der Geschichte, auf deren Worte man hören sollte. Alles in allem halte ich es optimistisch mit den alten Kölschen, die da sagten: „Et hätt noch immer jot jejange.“

Bei welchem Ereignis der Geschichte wären Sie gerne dabei gewesen?

Beim Urknall. Das war sicher aufregend.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft aus?

Ich hoffe nicht, dass die derzeit Mächtigen mit ihren Plänen durchkommen und es stattdessen in Zukunft zu einer neuen und besseren Ordnung kommt. Aber das liegt natürlich auch daran, was sich die Menschen alles bieten lassen. Zunächst müssen Millionen, die noch immer eingedöst sind, erst einmal aufwachen und erkennen, dass die gegenwärtig herrschenden Kräfte nicht für, sondern gegen ihre Interessen arbeiten.

Dieser Umdenkprozess wird für gewöhnlich leider erst dadurch beschleunigt, dass es Millionen materiell schlecht geht und sie alles verlieren. Allerdings ist das in meinen Augen kaum mehr aufzuhalten.

Man muss jedoch bedenken, dass gewisse unschöne Zustände und Entwicklungen auch nötig sind, um die Menschen wach zu rütteln. Sehr viele lernen es vorher leider nicht anders. Millionen reagieren bedauerlicherweise erst, wenn der Magen knurrt – um es einmal metaphorisch auszudrücken.

Gastautor

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