So baut unsere Autorin einen Hühnerstall

3. August 2023
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Sommer 2023. Ich sitze vor meinem Handy, was ich leider noch immer nicht aus meinem Leben verbannt habe und schaue mir die hundertste Story aus irgendeinem Urlaub an. Mir reichts. Ich muss auch mal wieder raus, raus aus der Stadt. Weg von der Reizüberflutung, zurück zu den Wurzeln. Ich flüchte aber nicht nach Bali, England oder in die Berliner U-Bahn, sondern zurück aufs Land. Ein paar Wochen Urlaub zu Hause, auf dem Dorf.

Daheim angekommen, ziehe ich erstmal die Schuhe aus und renne in den Garten. Es ist eines der besten Gefühle, endlich angekommen zu sein. Ich strahle mit der Sonne um die Wette und überlege mich, was ich mit meiner Zeit anfangen werde. Moped fahren, Party machen, Eis essen, schwimmen gehen, literweise rote Brause trinken und irgendwas bauen. Da fällt es mir wieder ein – Projekt Hühnerstall wartet. Wir haben schon jahrelang eigene Hühner, aber ich wollte meine eigenen haben. Etwas außerhalb vom Grundstück steht noch der alte Hühnerstall, der dringend erneuert werden muss. Also – gesagt, getan.

Ich verfrachtete den ganzen Unrat in die Schubkarre und brachte den Mist weg. Baute alle verhunzten Umbauten zurück, setzte das kleine Fenster wieder ein, schraubte neue Hühnerleitern zusammen und baute die Sitzstange vor dem Fenster an. Draußen installierte ich die elektrische Hühnerklappe. Lediglich bei der Kernlochbohrung, durch die Mauern des alten Stalls, benötigte ich Hilfe.

Als das geschafft war, machte ich mich an das Außengehege. Alle offenen und kaputten Ecken wurden wieder repariert, sodass auch kein gefräßiger Marder meine Hühner holen kann. Ich befestigte den Maschendrahtzaun am Holzgatter und überspannte das Gehege mit einem Netz, welches ich am Dach festschraubte, damit es auch ja nicht vom Wind verweht werden kann. Nach meinem obligatorischen Prüfgang war ich schon recht zufrieden. So fuhr ich vergnügt zur LPG, um Stroh und Körner zu besorgen.

Zurück am Stall ging es an die „Inneneinrichtung“. Großzügig verteilte ich das Stroh auf dem Boden und in den Nestern. Füllte die Weizenkörner in den Futterbehälter, zerkleinerte getrocknete Eierschalen und füllte Wasser in den Wasserspender. Die wichtigste Sache fehlte noch – die Hühner.

Ich hatte lang darüber nachgedacht, welche Hühnerrasse ich mir nach Hause hole. Königsberger? Deutsche Reichshühner? Oder doch lieber ein paar Zwerghühner? Es kam natürlich anders, als gedacht. Und so fuhr ich los und holte ein braunes und ein schwarzes Huhn, sowie einen Maran und einen Grünleger ab.

Ich war nun um vier Hühner reicher und glücklich. Die Junghühner wanderten in den Karton und ich fuhr zurück zum Stall. Die Hühnerklappe ließ ich derweil noch verschlossen und setze die Hühnerbande im Stall aus, damit sie sich erst einmal daran gewöhnen konnten. Ich sah zu, dass sie es alle schafften, selbstständig zu fressen und zu trinken. Das klappte schonmal ganz gut. Den Hühnerleitern waren sie noch etwas kritisch gegenüber eingestellt. Doch dies gab sich nach und nach, so dass sie zur Nacht hin alle, dicht an dicht, auf der Hühnerstange saßen. Ein herrlicher Anblick, wie sie sich gemütlich aneinander kuschelten.


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In den folgenden Tagen baute ich eine neue Tür, für das Gehege, strich die Stalltür rosa und besorgte mir pinke Eierpappen. Das „Abenteuer Hühnerhaltung“ ging also los und wird in Zukunft hoffentlich noch erfolgreich weitergehen. Momentan arbeite ich an der verbesserten Eierqualität. Denn der durchschnittliche Deutsche, der seine Eier im Supermarkt kauft, isst keine guten Eier.

Die Hühnereier aus konventioneller Haltung, sind nicht ansatzweise so gut, wie die unserer Dorfhühner. Das Eiweiß ist bei den normalen Eiern meist sehr flüssig und das Eigelb ist hellgelb bis gelblich, aber alles andere als schön. Die eigenen Hühnereier haben ein Eiweiß, welches steht, sobald man sie in die Pfanne haut. Da zerläuft nichts. Und das Eigelb ist nicht gelb – nein, es ist orange. Je kräftiger der Orangeton, umso besser.

Ich muss meine gekauften Hühner also erst einmal an das gute Futter, sprich Gras, Gemüse, Weizen, Eierschalen, eingeweichte Nudeln und Brot, Obst und Grießbrei gewöhnen, bis der Farbton von gelb zu kräftigem Orange wechselt. Doch ich bin da guter Dinge.

Bis es aber soweit ist, genieße ich den Anblick meiner schnuckeligen Hennen und wie ihr Gefieder im Sonnenlicht schimmert. Hühner sind einfach wunderbar und ich bin stolz, sie mein Eigen nennen zu dürfen. Denn sie sind ein weiterer Schritt, in die richtige Richtung, sich selbst zu versorgen. Also, lieber Leser – leg dir ein paar Hühner zu. Du wirst nicht enttäuscht werden, sondern reichlich belohnt. Denn harte Arbeit zahlt sich aus. Immer.

Klara Fall

Irgendwo im ostdeutschen Hinterland versucht sie zwischen Waldspaziergängen und Mopedschrauberei, den Sinn des Lebens zu finden. Wenn das mal nicht ganz glückt, wird der Kummer in Bier ertränkt und rumphilosophiert, während im Hintergrund die besten Hits der 80er laufen. Natürlich immer mit dem Ziel vor Augen am nächsten Katersonntag einen neuen Artikel zu schreiben.

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