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So bunt ist Ostdeutschland

16. August 2022

Berlin, München, Mannheim, Hannover, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen wurden längst von Migranten, hauptsächlich aus dem Nahen Osten und Afrika, überrollt. Schön, dass der patriotische Bürger, der noch immer der Meinung ist, dass man dem Warnhinweis auf dem Brandenburger Tor Folge leisten sollte, im schlimmsten Fall doch einfach nach Sachsen, Thüringen und Brandenburg „auswandern“ kann. Seit Jahren gilt Mitteldeutschland als deutsches Rückzugsgebiet.

So ganz ist diese Hoffnung natürlich nicht begraben, und das Gebiet der ehemaligen DDR ist auch nach 30 Jahren „Wiedervereinigung“ deutlich deutscher als der multikulturalisierte Westen. Doch während dauerstolze Ossis („Im Osten ist noch alles in Ordnung!“) und dauerschläfrige Wessis („Meinen Ruhestand verbringe ich dann in Sachsen“) so vor sich hindeutscheln, hat auch in den Gebieten jenseits Osthessens die Transformation längst angefangen.

In den letzten 14 Jahren hat sich der Ausländeranteil bei den jungen Erwachsenen (18 bis 29 Jahre) in Chemnitz beispielsweise versechsfacht. Doch nicht nur der Blick auf die drittgrößte Stadt Sachsens zeigt eine Trendwende, die schon längst begonnen hat. Im gesamten Freistaat Sachsen hat sich die Zahl der Ausländer in allen Altersgruppen von 2011 bis 2021 etwa verdreifacht. 2011 lebten noch 2 Prozent Ausländer in Sachsen, jetzt sind es 5,7 Prozent. Treiber für die Veränderungen sind hauptsächlich die Städte. In Dresden leben mittlerweile knapp 10 Prozent Ausländer, in Leipzig 10,5 Prozent.

In allen „Neuen Bundesländern“ hat sich der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund ebenfalls drastisch erhöht. Im beschaulichen Thüringen hatten 2020 8,4 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Hier hat sich der Wert innerhalb von acht Jahren verdoppelt. Vergleichbare Werte melden Brandenburg (9,1 Prozent), Sachsen-Anhalt (9,1 Prozent) und sogar Mecklenburg-Vorpommern (8,8 Prozent). In allen Ländern haben sich diese Zahlen ungefähr verdoppelt. Am Beispiel Leipzig mit 16,5 Prozent Migrationshintergrund zeigt sich, dass bald jeder Fünfte der Gesamtbevölkerung ausländische Wurzeln hat.

Geht man von konstanten Wachstumsraten (3,7 Prozent pro zehn Jahre) aus, liegt der Anteil der Ausländer in ganz Sachsen 2050 bei knapp 17 Prozent. Klingt wenig? Zum Vergleich: In Hessen befindet sich der Ausländeranteil aktuell bei 17,1 Prozent – und jeder weiß, wie die hessischen Städte und Ballungsgebiete aussehen… Konstante Wachstumsraten sind aber aus drei Gründen unwahrscheinlich: Zum einen wandern noch immer viele Migranten in die Bundesländer ein, zum anderen bekommen die ausländischen Frauen statistisch noch immer deutlich mehr Kinder als die deutschen Frauen. Drittens werden in rund zwei Jahrzehnten die geburtenstarken Boomer-Jahrgänge wegsterben, wodurch der relative Anteil der Ausländer und Deutschen mit Migrationshintergrund noch einmal deutlich steigen wird – selbst bei gleichbleibendem Zuzug. Wer einen Blick in die Zukunft werfen will, muss nur einen Blick auf die jüngeren Alterskohorten werfen. Und momentan sieht alles danach aus, dass sich der Osten genauso wie der Westen entwickeln wird. Nur mit 30 bis 40 Jahren Verzögerung.

Doch diese Prognose ist nicht in Stein gemeißelt: Gerade die Bevölkerung im Osten hat verstanden, dass man politisch sehr wohl eine Trendumkehr herbeiführen kann. Warten wir ab, ob die AfD bald erstmals an der Regierung beteiligt sein wird; oder die CDU AfD-Positionen kopieren muss, um erfolgreich auf Stimmenfang zu gehen. Das Schlimmste, was jetzt passieren kann, ist, dass der Osten sich weiterhin auf seinem „stabilen“ Image ausruht und nicht begreift, dass ein Blick in den Westen nichts anderes ist als ein Blick in die eigene Zukunft.

Redaktion

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