Unser Bildungssystem bevorzugt Migranten

7. Februar 2025
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Bislang wurde das schlechtere Abschneiden von Kindern mit Migrationshintergrund in der Pisa-Studie häufig auf eine mögliche Diskriminierung durch Lehrkräfte zurückgeführt. Herausgefunden hat eine Studie nun: das genaue Gegenteil trifft offenbar zu! Julia Bredtmann, Professorin an der Universität Duisburg, erklärte dem „Spiegel“ gegenüber: „Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozial benachteiligten Haushalten werden oft besser bewertet.“

Die zitierte Bildungsökonomin und ihre Kollegen gehen davon aus, dass sich die Lehrer unbewusst darum bemühen, soziale Nachteile auszugleichen, indem sie Kinder mit Migrationshintergrund und einheimische Kinder aus der Unterschicht besser bewerten, als es ihren tatsächlichen Leistungen entspräche. Für die Untersuchung wurden die Kinder in den Fächern Deutsch und Mathematik getestet. Die Tests wurden anonym durchgeführt und die Ergebnisse anschließend mit den regulären Noten der Kinder verglichen. Dabei zeigte sich: Kinder mit Migrationshintergrund und solche „aus sozial benachteiligten Haushalten“ schnitten in den anonymen Tests schlechter ab als sonst.

Bekannt ist schon lange, dass in den letzten zwanzig Jahren eine Nivellierung und damit eine Absenkung des Bildungsniveaus von bisher unvergleichlichem Ausmaß in der Geschichte der Bundesrepublik erfolgt ist. Unter dem Schlagwort „Bildungsgerechtigkeit“ wurde die Nivellierungs-Agenda von rot-grünen Bildungspolitikern immer weiter vorangetrieben. Von diesem Trend zu mehr vermeintlicher Gleichheit und weniger Leistung und Auslese blieben auch die CDU-regierten Bundesländer nicht ganz unberührt. Abitur für alle, lautete die Devise.

Die Noten wurden immer besser und die Leistungen immer fragwürdiger. Friedhelm Horn schreibt dazu in der „Welt“:

„Tatsache ist […], dass die Leistungen immer schlechter und die Noten immer besser werden. Ein Paradox, das sich nur darauf zurückführen lässt, dass die Leistungsansprüche gesunken sind.“

Diese ideologisch gewollte (oder zumindest billigend in Kauf genommene) Absenkung des Leistungsniveaus wird selbstverständlich nicht ohne Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft bleiben. Um das zu prophezeien, muss man kein Nostradamus sein.

Die Bildungskatastrophe ist schon jetzt allerorten mit Händen zu greifen. Ich bin in den vergangenen Jahren häufiger Menschen begegnet, die „gerade ihr Abitur machen“ und, diesem Umstand zum Trotz, keinen fehlerfreien Satz bilden können. Auch die Studierfähigkeit ist in vielen Fällen schlicht nicht mehr gegeben. Volker Ladenthin lamentierte bereits 2018 in einem Artikel für „Forschung & Lehre“ über das Unvermögen seiner Studenten, sich ihres Verstandes frei und ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. So falle, um nur eines von zahlreichen Beispielen aus dem sehr lesenswerten Beitrag herauszugreifen, „die eigenständige Erschließung von Theorien aus einfachen wissenschaftlichen Texten (zum Beispiel Karl Popper) mehrheitlich schwer; die Erschließung von Thesen aus historischen oder syntaktisch komplexen Texten (Humboldt, Hegel, aber auch Comenius)“ bedürfe sogar „erheblicher Unterstützung“.

Was tun? Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: besser und gründlicher aussieben! Und zwar ohne Ansehen von ethnischer oder sozialer Herkunft, Religionszugehörigkeit und Weltanschauung der Schüler. So verlangt es überdies das Grundgesetz. Wenn sich Vereine dafür einsetzen, Kinder mit Migrationshintergrund oder Kinder aus bildungsfernen Milieus besonders zu fördern und sie zu diesem Zweck Programme auflegen, deren Kosten aus Vereinsmitteln bestritten werden: So be it! Aber der Staat und die Lehrerschaft dürfen sich nicht an Diskriminierung beteiligen.

Zu überlegen wäre, ob man nicht hin und wieder Klausuren im Doppelblindverfahren bewerten lassen sollte, wie das bei wissenschaftlichen Aufsätzen in Form von Peer Reviews Usus ist. Wenigstens am Ende der vierten oder – besser – der fünften Klasse sollte es eine für alle Schüler obligatorische Prüfung in mehreren Fächern geben, die nicht nur von den jeweiligen Klassen- und Fachlehrern bewertet werden, sondern auch von externen Kollegen. Die dann ausgesprochene „Empfehlung“ müsste grundsätzlich bindend sein, wobei die Durchlässigkeit des dreigliedrigen Schulsystems weiterhin gegeben sein sollte. Aber nur für die besten zehn Prozent eines Jahrgangs. In puncto Bildungspolitik könnten wir viel von unseren südlichen Nachbarn, den Schweizern, lernen.

Oder aus der Geschichte Chinas. Als Mao 1976 starb, stand sein Nachfolger Deng Xiaoping vor einem Scherbenhaufen. An die Stelle von Maos Parole: Mehr Gleichheit, die zu einer Nivellierung auf niedrigem Niveau geführt hatte, setzte Deng die Losung: Mehr Leistung. Dabei ging es vornehmlich um die Wirtschaft, aber diese Parolen lassen sich eins zu eins auf die Bildungspolitik übertragen. Wir hatten lange genug Bildungs-Maoismus, jetzt wird es Zeit für das Gegenteil. Weniger Gleichheit um jeden Preis, dafür mehr Bestenauslese und Leistungsgerechtigkeit!

Jonathan Stumpf

Jonathan, dem der Libertarismus als geborenem Ami eigentlich in die Wiege gelegt wurde, benötigte dennoch einige Umwege und einen Auslandsaufenthalt an der Universiteit Leiden, um sich diese politische Philosophie nachhaltig zu eigen zu machen. Zuvor hatte er bereits im Bachelor auf Staatskosten zwei Semester in Rumänien zugebracht. Wie jeder Geistes- oder Kulturwissenschaftler mit Masterabschluss, der etwas auf sich hält, bewegt Jonathan etwas in unserem Land. In seinem Fall sind es Container. Er hat im Sommer 2021 als Decksmann auf einem Containerschiff angeheuert.

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