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Hipster – Die neuen Konservativen?

7. Juli 2019
in 2 min lesen

Ob Gärtnern, Ökologie, Jutesäcke, Hosenträger, Holzfällerhemden, Craft-Beer oder Vollbart. Städtische Hipster lassen die Vergangenheit aufleben. Sind das bereits die Vorboten der „Konservativen Revolution“?

Das „Feather 2017“ ist ein brandneues Rennrad aus der uralten japanischen Fahrradschmiede „Fuji“. Dabei handelt es sich um ein elegantes Rennrad mit gerade einmal 10 Kilogramm Gewicht. Fuji verarbeitet hochwertigste Materialien, fügt diese stilsicher zusammen und schafft ein abgerundetes Bild von einem wunderschönen Rennrad. Das Fahrrad ist zudem recht günstig. Man bezahlt ca. 500€ für das edle Designerstück. Du fragst dich sicher: Was soll der Quatsch? Wird hier jetzt schon Werbung für Fahrräder gemacht? Keineswegs. Die Fuji-Feather-Reihe ist nämlich ein absolut bemerkenswertes Fahrrad:

Es verzichtet gänzlich auf moderne Technik.

Das Fuji-Rad hat zwei Gänge. Den 1. Gang und einen Leerlauf. Immerhin verbauen die Hersteller zwei Bremsen, was in Deutschland mittlerweile verpflichtend ist. Der Rahmen und die Gabel sind aus verchromtem Stahl, weder Aluminium noch Carbon wurde verbaut. Die Felgen sind schlicht und werden von einfachen Speichen gestützt. Der Lenker ist so gebogen, wie die älteren Leser es vielleicht vom Jahrzehnte zurückliegenden Radsport kennen. Die Schaltkabel ziehen sich gewollt offen am Rahmen entlang. Sogar die Farben, „renngrün“ und „minzblau“ hat man seit Jahren nicht mehr gesehen. Sättel und Griffpolster sind aus hellbraunem Leder. Kurz gefasst:

Das Fahrrad sieht aus wie aus den 50ern.

Wenn es hochkommt. Die Technik der sogenannten „Fixie-Bikes“, also ohne automatischen Leerlauf bei dem sich die Pedale „entkuppeln“, ist seit 137 Jahren (!) veraltet. Eine Gangschaltung über verschieden große Zahnräder, auf die das Fuji-Feather verzichtet, gibt es seit 115 Jahren. Trotzdem kostet das schicke Velo über 500 Euro. In gleicher Preiskategorie gibt es mittlerweile Highend-Rennräder aus den 2000ern oder recht gute, neue „Baumarktfahrräder“, die aber in so ziemlich allen Kategorien vor dem Fuji liegen. Irgendwo muss aber ein Absatzmarkt sein.

Die ersten „Fixed-Bikes“ wurden 2007 als Retro-Fahrräder wiederentdeckt. Vorher nutzten nur einige Kurierfahrer die simplen Zweiräder, hauptsächlich aufgrund geringer Verschleißkosten und einfacher Reparatur. Seit einigen Jahren boomt der Markt. Aber welcher normale Mensch kauft sich im Jahr 2017 ein solches Fahrrad?

Liebhaber bleiben bei ihren alten italienischen oder französischen Rennrädern oder restaurierten Klassikern. Sportliche Fahrer oder eigentlich jeder, der nur einen kleinen Hügel vor der Haustür hat, können schwerlich auf eine Gangschaltung verzichten.

Da bleibt nur eine Gruppe: städtische Hipster.

Wer sich in den sozialen Medien, allen voran Youtube umschaut, bemerkt schnell das stetig wachsende Klientel. Die Fixies boomen. Es gibt Tutorials, Lifestyle-Tipps, Wettbewerbe und Erklärvideos, Vlogs (Videoblogs) über die modernen Retroräder. Ein Youtube-Kanal schoss den Vogel ab: Da puristische Alternativos ihre Bremse abmontieren um noch cooler, fescher und retrohafter zu werden, erklärt man hier Tipps und Tricks, wie man seine rollende, bremsenlose Vintageangeberei am besten stoppen kann.

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

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