Dunkel
Hell
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exc-5fe61e5f4d160f63a62b5b90 ermell, CC BY-SA 4.0

Weihnachten: Licht oder Dunkelheit, Höhlenkönig oder Armleuchter Gottes?

25. Dezember 2020
in 5 min lesen

Liebe KRAZ-Gemeinde,

vielleicht kennt mich der eine oder andere aus den gedruckten Heftchen als Redaktionspfaffen. Da heute Heiligabend ist und ich fürchte, dass wohl nicht jeder KRAZ-Leser auch ein treuer Kirchgänger ist, möchte ich euch auf diesem Weg eine kleine Weihnachtspredigt halten.

Der Bibelvers über den ich predigen möchte heißt:

„Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“

-Evangelium des Johannes 1,5

Um welches Licht geht es an dieser Stelle? Das Licht der politischen Vernunft, das den Linken mal wieder nicht aufgegangen ist? Das Licht der sozialen Gerechtigkeit, welches den verstockten Herzen der Konservativen angeblich so schwer zugänglich ist? Geht es um Politik, Philosophie, hohe Erkenntnis?  Was ist denn nun das Licht und wie unterscheide ich es von Irrlichtern?

Vielleicht ist es sinnvoller bei dieser Wirre an scheinbaren Lichtern mit der Finsternis zu beginnen. Über deren Existenz und Wahrhaftigkeit herrscht nämlich kein Zweifel. Jeder weiß, dass es Dunkelheit gibt und zwar nicht nur im wörtlichen sondern, auch im übertragenen Sinne. Dunkelheit und Egoismus in zwischenmenschlichen Beziehungen. Dunkelheit im eigenen Inneren bei Sinnleere und Hoffnungslosigkeit. Finstere Zukunftsprognosen und finstere Geschehnisse in den Nachrichten. Schreckliche Verbrechen und totalitäre Entwicklungen in verschiedenen Staaten (und ich rede nicht von Ungarn oder Polen). Von der Schuld, der Bösartigkeit und den dunklen Flecken in unserem Leben ganz zu schweigen. Die Finsternis, soviel können wir wissen: ist echt. Das Licht kann Schein sein, die Finsternis ist Realität.

Woher diese Realität kommt darüber scheiden sich die Geister. Ist sie eine Folge einer kaputten Gesellschaft wie die Frankfurter Schule es darstellt? Oder entsteht die Finsternis in der Gesellschaft aus der Finsternis im Menschen? Und wenn ja, woher kommt die dann? Wie kann es sein, dass der Mensch so viel Finsternis in seinem Herzen hat (wovon die, die nur seine Mitmenschen als solche erleben, meist noch die weniger schlimmere ist) und gleichzeitig eine Sehnsucht nach Licht? Nach Wahrheit und Güte?

Wir wollen das Gute tun. Wir wollen in der Nähe des Guten, Hellen und Warmen sein. Der Sozialismus zeigt, wie Menschen eine so starke Sehnsucht nach einer guten und gerechten Gesellschaft haben können, dass sie dabei zu allem bereit sind und am Ende das Blut von Millionen Toten an den Händen kleben haben. Er ist meines Erachtens der beste Beweis dafür, dass man in dieser Welt immer mit der Trägheit, dem Egoismus und dem Machthunger rechnen muss – mit der Finsternis im Menschen. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Alternativen richten in derselben Zeit vielleicht weniger Katastrophen an, können die Finsternis im Menschen aber auch niemals in Licht verwandeln. Sie begrenzen sie, sie nutzen sie, aber das bringt nicht mehr Licht in ihn. Der Mensch bleibt finster.

In diese Finsternis kommt nun also besagtes Licht. Dies ist quasi die Weihnachtsgeschichte im Johannesevangelium. Das Licht kommt in die Welt. Wer mit dem Licht gemeint ist, wird ein paar Verse später deutlich:

“Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“

-Johannes 1,11-13

Derjenige der kommt ist Gott selbst in der Gestalt von Jesus. Er, der eigentlich Schöpfer ist, kommt in seine Schöpfung und in das Volk Israel, welches er auserwählt hat und dem er sich in dessen Geschichte immer wieder zeigte. Gott wird einer von uns und erniedrigt sich. Er kommt in das, was ihm gehört, aber sein Eigentum nimmt ihn nicht auf. Den meisten von euch muss ich wohl nicht erklären was Eigentum bedeutet. Zumindest jeder, der auch nur im Ansatz eine libertäre oder konservative Meinung vertritt, wird mir sofort sagen: Was ich mit meinen eigenen Händen mache und in was ich meine Kraft investiere, wofür ich die Verantwortung trage und was ich aus meinem eigenen Kapital hervorbringe ist mein Eigentum! Nun trifft dies in deinem Fall, nach biblischem Zeugnis alles auf Gott zu. Er hat dich geschaffen, er hatte die Idee zu dir. Und er ist in einem Maße daran interessiert sich um dich zu kümmern, dass ihm dafür kein Preis zu hoch ist. Du bist also sein Eigentum.

Er hat dich für die Gemeinschaft mit sich gemacht. Aber das Eigentum Gottes, der Mensch, will ihn nicht. Die Menschen haben in Jesus Gott damals abgelehnt, sie haben ihn vor ca. 2000 Jahren ans Kreuz geschlagen weil sie seine Wahrhaftigkeit und die Gefahr eines Machtverlusts nicht ertragen konnten. Auch wir sind nicht besser. Wir entscheiden, obwohl wir eigentlich zu Gott gehören, lieber selbst über unser Leben und machen ihn dann verantwortlich für das Leid, dass wir uns gegenseitig zufügen. Wir wenden uns vom Licht der Welt ab, weil es unsere Finsternis, unsere Nacktheit und unsere dunklen Flecken aufdecken würde. Wir wollen nicht im Licht eines perfekten und heiligen Wesens leben, da wir in diesem Licht nicht bestehen können.

Doch das muss nicht so sein. Gott ist kein ignoranter Schöpfer der sein widerspenstiges Eigentum in die nächste Ecke wirft. Er ist sich nicht zu schade in unsere Dunkelheit zu kommen und das Licht unseres Lebens zu werden. Das bedeutet Weihnachten. Gott kam in diese Welt. Jesus kam in diese Welt. Er war während seines Lebens Licht. In seinen Taten und Reden zeigte er uns wie Gott ist. Er heilte Kranke, gab Blinden Augenlicht und erweckte Tote zum Leben. Er gab sich mit uns ab, sogar mit den Teilen der Gesellschaft die von der religiösen Mehrheit ausgegrenzt wurde.

Er nahm unsere Finsternis auf sich und bot uns sein Licht und seine Liebe dafür an. In der Passionsgeschichte wird es mitten am Tag dunkel, als Jesus, das Licht der Welt stirbt. Das bedeutet: Er nimmt die Finsternis der Welt auf sich. Das Licht wird zur Dunkelheit, damit unser Leben Licht sein kann. Die Jünger Jesu durften von feigen und enttäuschten Existenzen zu mutigen Zeugen von dem werden, der Licht und Leben ist. Der Gewissheit schenkt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat und auch diese Welt, trotz allen dunklen Science-Fiction-Prognosen, einmal eine Erlösung erfahren darf.

 Jesus kann auch heute noch als Licht in das Leben eines jeden Menschen kommen. Es ist Zeit vom Höhlenkönig zum Armleuchter Gottes zu werden. Natürlich können wir unser Leben ohne Jesus leben und uns in unserer Finsternis die Köpfe einschlagen. Die Konsequenz ist die ewige und absolute Finsternis, auf die die dunklen Flecken in unserem Leben nur ein Vorgeschmack sind. Wir können uns aber auch dem Licht zuwenden, das heute schon in unserem Leben anfängt zu scheinen und ein Hoffnungsstrahl der ewigen Herrlichkeit bei Gott ist! Ich lade dich ein, Armleuchter Gottes zu werden statt Höhlenkönig der Finsternis! Jesus möchte bei uns Aufnahme finden. Er ist immer nur ein Gebet weit entfernt und kann auch in dir und durch dich scheinen. Das verändert ein Menschenleben!

Der Gott, der in Jesus einmal auf die Welt gekommen ist wird diese irgendwann wieder komplett als sein Eigentum in Besitz nehmen. Es ist der, der von sich sagt:

„Ich bin das Licht der Welt“.

Es ist aber auch der, von dem es heißt „Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis“. Wenn das Licht kommt muss die Dunkelheit weichen und mit ihr alle die die Finsternis dem Licht vorgezogen haben. Es ist Weihnachten. Das Fest der Ankunft von Jesus Christus. Das Fest des Lichts der Welt. Wird es auch in deinem Leben scheinen?

Amen.

Karl Napf

Karl Napf vereint etliche Widersprüche in sich. Er ist badischer Protestant, anarchistischer Demokrat und libertärer Antikapitalist. Er strebt dem Ende seines Theologiestudiums entgegen und hegt große Sympathien für Erweckungsprediger wie Spurgeon, Whitefield oder seinen badischen Landsmann Aloys Henhöfer.

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