Dunkel
Hell
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Hell
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Wolle! Wolle! Wolle!

12. März 2021
in 2 min lesen

Klara Fall lebt in einer dieser finsteren Ecken von Deutschland, in der die Zeit irgendwann in den 1990ern stehen geblieben ist. Das glauben wir von der KRAUTZONE zumindest, weil uns Fräulein Fall ihren Artikel per Fax geschickt hat. Und über Wolfgang Petry schreibt. Aber lesen Sie selbst!

Sonnabendmorgen. Mein Vater spielt Musik von Wolfgang Petry. Ich spüre, dass ich wieder zu Hause bin. Schon auf dem Heimweg hatte ich die CD rauf und runter gehört. Nun ja – wie der Vater, so die Tochter.

“Kann sein, dass ich altmodisch bin
Doch glaub mir, ich weiß genau wovon ich sprech
Willst du jetzt mich oder [sie]?
Auf zwei Partys tanzen, das geht nun mal schlecht
Da hast du Pech“

Es ist nicht so, dass ich den ganzen Tag nur Schlager höre. Aber wenn dem so wäre, warum nicht? Es ist mehr als Musik, es ist ein Lebensgefühl. Ich bin jetzt Anfang 20 und wenn es nach mir geht, dann kann es für immer so bleiben.

Egal, also scheissegal, in welcher Situation ich mich befinde, wann immer etwas schrecklich schief läuft oder wunderbar zu seien scheint, seine Musik passt wie die Faust aufs Auge. Auf jedem Dorffest, bei jeder Familienfeier oder sonstigen Besäufnissen in der Werkstatt, eigentlich immer, egal wann und wo – Wolle ist Pflicht. Mich begeistert er mit seinen ehrlichen Texten und den zugegebenermaßen einfachen Melodien.

Frag hier mal einen, was er früh um halb zwei macht, wenn der DJ „Der Himmel brennt“ spielt. Die Antwort ist klar. Es wird auf die Tanzfläche gerannt, vorausgesetzt er befindet sich dort nicht schon 5 Stunden, um so laut mitgesungen wie es nur geht. Man hat den Spaß seines Lebens, ist glücklich und froh. Bronze, Silber und Gold hat hier noch nie jemand gewollt, wir wollten immer nur gute Musik. Zu „Ganz oder gar nicht“ habe ich tanzen gelernt und so manches Bier gekippt.

Und egal ob man hier 15, 20 oder 50 ist oder einen auch sonst Welten voneinander trennen – bei diesen klasse Liedern sind alle vereint. Kein Streit, nur noch Jubel, Trubel, Heiterkeit.

Wie die Themen: Liebe, Beziehungen, Herzschmerz und Gemeinschaft thematisiert werden ist der blanke Wahnsinn!! Der Mann hat einfach Recht, in vielerlei Hinsicht.

Die jungschen „Männer“ heutzutage sollten sich lieber die Alben „Nie genug“ oder „Alles“ anhören, anstatt sich irgendeinen Mist von CapitalBra reinzuziehen. Dann würden sie auch die wahre Bedeutung ihres Daseins erkennen und ihr Handeln gründlich überdenken.

Die Welt würde zu einer besseren werden, davon bin ich überzeugt. Aber wer zieht heutzutage schon noch wie ein Wolf durch die Stadt und sucht die Kneipen ab?! (Die vermeintliche Pandemie dabei mal außen vor gelassen.)

Zurück zum Wesentlichen. Wer kennt es nicht:

“Mein Leben ist im Eimer
Ich steh völlig auf dem Schlauch
Der Tag ist fast am Ende
Und ich bin’s langsam auch”

Noch näher an der Realität geht es eigentlich nicht. Bei der Musik erinnert man sich an die guten und schlechten Tage zurück, was man erreicht und erlebt hat und was am Ende dabei raus kam.

Und vielleicht wird auch geheult, während man „Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeih´n“ hört. Aber es geht immer weiter. Es wird nicht kampflos aufgegeben, nie. Denn nicht nur ich weiß, dass nach dem Regen die Sonne kommt.

Völlig egal, ob man sieben Tage und sieben Nächte darauf warten muss. Und es ist auch völlig Wurscht wo man grad im Leben steht. Schlussendlich zählt nur:

“Ganz oder gar nicht, gehen oder bleiben
Ganz oder gar nicht, du musst dich entscheiden“

Wolfgang Petry lehrte mich, dass man nichts und niemandem nachtrauern sollte, sondern nach dem Motto „Augen zu und durch“ leben, sich selbst treu bleiben und alles hinter sich lassen, was einen belastet. Wichtig ist es, den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen.

Also los gehts. Ruft eure Kumpels oder Freundinnen an, trinkt zusammen ein paar Bier und Schnaps, lasst den Trübsinn hinter euch oder schreibt der beziehungsweise dem Geliebten einen Brief und schmückt ihn mit ein paar Zitaten vom Lehrmeister.

Klara Fall

Irgendwo im ostdeutschen Hinterland versucht sie zwischen Waldspaziergängen und Mopedschrauberei, den Sinn des Lebens zu finden. Wenn das mal nicht ganz glückt, wird der Kummer in Bier ertränkt und rumphilosophiert, während im Hintergrund die besten Hits der 80er laufen. Natürlich immer mit dem Ziel vor Augen am nächsten Katersonntag einen neuen Artikel zu schreiben.

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