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Der Kaiser braucht Action!

13. Mai 2021
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Nein, diese Woche habe ich kein Altmetall gesammelt, sondern in bester Laune eine lang ersehnte Sendung entgegengenommen: Endlich ist er angekommen im Hause Fechter, der Kaiser ist da!

Im Format A3 wird seine Majestät, Kaiser Wilhelm II., in Zukunft meine Heimstätte adeln. Kolossal ist der Anblick des Hohenzollern in seiner schicken Uniform und kolossal wird die Reaktion der Gäste sein, wenn seine Majestät zu ihnen herunterblitzt.

Herrliche Zeiten die da kommen, doch bis dahin braucht der Kaiser einen passenden Rahmen. Einen Rahmen in A3. Schön soll er sein und gerne etwas kitschig. Und ich will ihn schnell, am besten gestern! Der Kaiser soll endlich hängen. Also… an der Wand. Das Bild. Das Bild soll hängen. Sie wissen, was ich meine.

Da trifft es sich gut, dass die emsigen Niederländer auch in unseren Gefilden eine Marktkette etabliert haben, die den treffenden Namen “Action“ (dt.: Tat!) trägt. Dort gibt es für wenige buntbedruckte, nicht durch Gold gedeckte Spielgeldscheine ansehnliche Bilderrahmen zu erwerben.

Jedenfalls war das Wetter gut, als ich mich auf den langen Spaziergang zur nächsten Filiale machte. Frische Luft soll gesund sein und Bewegung schadet nicht – sagt man, ich sehe das etwas skeptisch. Aber ich bin jetzt im Auftrag seiner Majestät unterwegs, da nehme ich Mühen in Kauf.

Schnaufend in der Brache aus Niedrigpreisläden, Spielotheken und Currywurstständen angekommen, die laut Straßenschild als “Gewerbepark“ ausgezeichnet ist, folgt dann der Schock. Im besagten holländischen Laden hängen vor den Regalen große Plastikplanen und versperren sowohl die Sicht als auch den Zugriff auf die begehrten Waren.

Den Kaiser trennt von seinem Bilderrahmen also eine Plastikfolie und der Grund dafür ist Corona. Gleichzeitig kann ich zwei Regale weiter Duschgel kaufen, dort scheint das Virus gebannt. “Corona“ ist dann auch die wenig kreative Antwort des Personals auf meine Frage, was denn bitteschön diese Scheiße soll.

Das ergibt überhaupt keinen Sinn, ja überhaupt ergibt in diesem Lande nichts mehr einen Sinn. Traurig ist der Rückweg nachhause, wo mich auf dem Schreibtisch der ungerahmte Kaiser mitleidvoll ansieht.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein…

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

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