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Trumps Triumph – America first, Europe last

11. November 2024
in 2 min lesen

Wow, dieser Schlag hat gesessen! Wer am Mittwochmorgen, 6. November, zwischen 7 und 8 Uhr den Deutschlandfunk einschaltete, hörte Stimmen, die zwischen Entsetzen und Verzweiflung schwankten. Die seit Jahren schwärzeste Stunde des deutschen Journalismus hatte geschlagen. Jetzt rächte sich, was seit Monaten in allen linksliberalen Redaktionsstuben gang und gäbe war: Statt den amerikanischen Wahlkampf mit um Objektivität und Neutralität bemühter Berichterstattung zu verfolgen, überzogen sowohl die führenden Printmedien als auch die öffentlich-rechtlichen Sender Donald Trump mit Haß und Hetze. Während der Republikaner entmenschlicht und verteufelt wurde, ließ die Journaille Kamala Harris als Erlöserin in strahlendem Licht erscheinen.

Noch am 5. November, also am Wahltag, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ in einem Leitartikel:

„Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich in einer fürchterlichen Situation. Wenn Donald Trump die Wahl verliert, insbesondere, wenn er sie knapp verliert, müssen sie sich auf das Schlimmste gefasst machen. Und wenn er gewinnt, dann erst recht… Nichts, absolut nichts, was Trump plant, ist gut für die USA oder gut für die Welt.“

Doch nun das: Trump gewinnt mit Glanz und Gloria und treibt die Börsenkurse auf Rekordhöhen, für Harris und ihre Demokraten entwickelt sich die Wahl zu einem Desaster. Während in Deutschland die mittlerweile geplatzte Ampelkoalition am 1. November das allen biologischen Tatsachen Hohn sprechende „Selbstbestimmungsgesetz“ verabschiedet, wird in Amerika drei Tage später der Anfang vom Ende der allumfassenden Diversität und des Wokismus eingeläutet.

Wären Deutschlands Korrespondenten ihrer Arbeit nachgegangen statt ideologischen Wünschen Ausdruck zu verleihen, hätten sie die tiefe Spaltung der US-Gesellschaft registriert. Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts nannten Anhänger der Republikaner Wirtschaft, Einwanderung, Terrorismus sowie nationale Sicherheit, Kriminalität und Steuern als wichtigste Themen. Bei Wählern der Demokraten standen Demokratie, die Auswahl von Richtern am Supreme Court, Abtreibung, Gesundheitswesen und Bildung an oberster Stelle. Trump, so läßt sich das Wahlresultat interpretieren, dürfte die Hoffnungen der Wählerschaft angesprochen haben.

In der Außenpolitik sieht es für die 27 in der EU zusammengeschlossenen Staaten düster aus. Schon während seiner ersten Präsidentschaft von 2017 bis 2021 machte Trump kein Hehl aus seiner Kritik an den Europäern, denen er vorwarf, zu wenig Geld für ihre eigene Sicherheit, nicht zuletzt auch in der Nato, auszugeben. Nur Ungarns Ministerpräsident Victor Orban und die von Geert Wilders ins Leben gerufene holländische Rechtsregierung dürften in Trump einen wohlwollenden Verbündeten haben. Größter Verlierer könnte die Ukraine sein. Trump hatte Präsident Wolodimir Selenskyj für den russischen Überfall mitverantwortlich gemacht und erklärt: „Er hätte es niemals zum Ausbruch dieses Krieges kommen lassen dürfen.“ Seinerzeit stellte Trump auch die finanziellen und militärischen Hilfen für Kiew in Frage. Sollten die USA jetzt als bedeutendster Unterstützer der Ukraine ausfallen, müßten die EU-Staaten, in erster Linie Deutschland, einspringen.

Auch unter Kamala Harris würden die USA ihr Augenmerk weg vom Atlantik hin zum Pazifik richten, denn ihren Hauptgegner sehen Demokraten wie Republikaner in China. Die Volksrepublik, nicht Rußland und auch nicht die EU, hat sich zur zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt entwickelt und strebt danach, bis 2049 anläßlich ihres hundertsten Gründungsjahrs die führende Weltmacht zu werden. Ungewiß ist, wie sich Trump verhalten wird, sollte Chinas Präsident Xi Jinping, den er wiederholt einen „Freund“ genannt hat, eines Tages die Insel Taiwan gewaltsam der Volksrepublik eingliedern. Die Folgen eines Krieges im Pazifik wären für alle Seiten, auch für Europa, verheerend.

Peter Kuntze

Kuntze wurde 1941 in Kiel geboren und hat nach Abitur und Wehrdienst eine verlagskaufmännische Lehre in Hamburg absolviert. Anschließend ein Redaktionsvolontariat in Ansbach. 1968 gelang ihm der Sprung nach München zur Süddeutschen Zeitung, wo er als außenpolitischer Nachrichtenredakteur sein Brot bis 1997 verdient hat. Nebenbei schrieb Kuntze etliche Kinderbücher, zwei Romane und acht politische Sachbücher über China. Seine konservative Wende geschah in den letzten Berufsjahren.

1 Comment

  1. Schauen wir mal.
    Einerseits ist zu erwarten daß die globalistische Zersetzungsagenda in den USA zumindest für ein paar Jahre erheblich ausgebremst wird.
    Andererseits ist zu befürchten daß diese als Ersatz sich dafür umso mehr auf die Brüsselokratien stürzen werden.
    Es gilt im Grunde weiter: Souveränität ist nicht an Dritte auslagerbar.

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