Ja, wir erleben immer häufiger, dass der einstige patriotische Hoffnungsträger Deutschlands, die Alternative für Deutschland, aus Wahlen als Verlierer hervorgeht. Erst vor zwei Wochen bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen verlor die Partei zwei Prozentpunkte und zitterte zusammen mit der FDP um den Wiedereinzug ins Parlament. Interessant dabei war, dass die AfD keinesfalls von der Niederlage der FDP profitierte. 10.000 ehemalige Wähler der Liberalen wanderten zwar zu, trotzdem verlor die AfD etwa 200.000 ihrer Unterstützer von 2017. 160.000 wurden dabei zu Nichtwählern. Bei einer Wahlbeteiligung von gerade einmal 55,5 Prozent ist es vielleicht nicht sonderlich verwunderlich, dass auch ehemalige AfD-Wähler nicht mehr den Weg ins Wahllokal auf sich nahmen.
Wenn von 13 Millionen Wahlberechtigten etwa sechs Millionen nicht wählen gehen, ist das ein Denkzettel für die Demokratie. Die Altparteien sind für den Bürger unwählbar geworden. Doch auch jene Partei, die einst den Anspruch vertrat, Opposition zu sein und die Enttäuschten aufzufangen, verlor in den letzten anderthalb Jahren eine Wahl nach der anderen. Natürlich kann man sich die Erklärung für die Resignation und die Wahlniederlagen der AfD an dieser Stelle einfach machen.
Ja, die Partei wird medial kaum und wenn, dann nur negativ erwähnt. Sie wird auf allen Ebenen sabotiert und boykottiert. Seit März diesen Jahres stuft der Verfassungsschutz die gesamte Partei als Verdachtsfall ein. Haldenwangs Urteil erleichtert die Oppositionsarbeit nicht unbedingt. Doch eigentlich war dieser Schritt als ein weiterer Teil des Kampfes gegen rechts lange absehbar. Der Verfassungsschutz ist eben ein Instrument der Regierung.
Dennoch sind es nicht nur die gutbürgerlichen Doppelhaushälftenbewohner, die von der AfD abgeschreckt sind. Abgeschreckt sind dieser Tage vor allem jene, die bereits „Mut zur Wahrheit“ hatten. Als die AfD 2017 in den Deutschen Bundestag einzog, lag eine gewisse Aufbruchsstimmung in der Luft. Das patriotische Lager hatte endlich parlamentarisch Fuß gefasst und hegte zugleich den Anspruch, niemals so zu werden wie die Altparteien. Doch was ist daraus geworden?
Öffentliche Schlammschlachten noch und nöcher, Sabotageaktionen intern wie extern. Mal benutzt man den Verfassungsschutz als Argument gegen Islamisten oder sogenannte „Linksfaschisten“, im nächsten Moment dann gegen die eigenen Leute, so wie es am Wochenende in Niedersachsen geschah. Dort missbilligte die Landespartei die Neugründung der Jungen Alternative Niedersachsen und erkannte ihr den Status als Jugendorganisation ab. Die JA besteht zwar auch weiterhin als offizielle Jugendorganisation, da auf dem Parteitag keine Satzungsänderung angestrebt wurde. Trotzdem ist dieser Schritt fatal und ein Schlag ins Gesicht für jeden jungen Patrioten, der sich in der Vergangenheit für die Partei engagierte.
Angeblich wollten die Älteren die JAler vor ihrem jugendlichen Übermut beschützen. Daher galt offenbar die Prämisse: Lieber keine Zukunft als die falsche. Immer häufiger wirkt der selbst erklärte gutbürgerliche Flügel der Partei gegen ihren eigenen Nachwuchs. Letztes Jahr hievte er Marvin Neumann, den zweiten JA-Bundessprecher, mithilfe von Recherchen des Antifa-Journalisten Robert Wagner aus dem Amt. Aufgrund jahrealter privater Chatprotokolle verwehrte er dem erfolgreichsten Listenkandidaten NRWs, Matthias Helferich, die Aufnahme in die Bundestagsfraktion. Nun musste die JA Niedersachen erneut als Bauernopfer herhalten. Unter dem Vorwand der angeblichen Radikalität werden Vorfeld und Jugend bekämpft. Und was hat es genützt?
Nachdem die Junge Alternative bereits seit 2019 Verdachtsfall des Verfassungsschutzes ist, wird nun auch die Bundespartei seit März beobachtet. Völlig egal, wie viele Säuberungsaktionen und Rausschmisse seither stattfanden. Völlig egal, wie viele noch folgen werden. Die AfD ist und bleibt ein Dorn im Auge der Medien und Altparteien. Und gerade deswegen sollte sie tunlichst damit aufhören, sich vor diesen hertreiben zu lassen. Der Rausschmiss eines vermeintlichen Radikalen oder Extremisten aus Sicht der Medien macht sie nicht wählbarer für jene, die die AfD sowieso nicht wählen, dafür mehr und mehr unwählbar für die eigentliche Wählerschaft.
Anstatt sich auf Chatprotokolle oder falsche Aussagen zu fokussieren, muss das Hauptaugenmerk der AfD auf den Fehlentwicklungen in diesem Land liegen. Inflation, Migration und die Verengung des Meinungskorridors sind die Themen unserer Zeit. Wer die Jugend sabotiert, schaufelt sich letztendlich sein eigenes Grab. Im immer stärker werdenden Kampf gegen rechts wird keine zweite Chance folgen, um Parlaments- und Vorfeldstrukturen aufzubauen. Deshalb heißt es, die bestehenden zu erhalten und Nachwuchs zu generieren. Noch viel älter kann und darf die Partei nicht werden, deren Bundestagsfraktion schon jetzt den höchsten Altersdurchschnitt hat.