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#allesaufdentisch: Taktikwechsel der Medien

6. Oktober 2021
in 3 min lesen

Die Medien scheinen aus dem Reinfall ihres Sturmlaufens gegen #allesdichtmachen gelernt zu haben. Die neue Kampagne vieler der Akteure, die schon damals mit von der Partie waren, wird bisher gekonnt wegignoriert. Gab es damals noch eine Art „Abhakliste“ auf Wikipedia, auf der erfasst wurde, welche der Beteiligten schon zur Distanzierung genötigt wurden und auf welche man noch mal ordentlich Druck ausüben könnte, gibt es zu #allesaufdentisch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag.

Die Politikjournalisten haben ihre Taktik also angepasst, von maximalem Druck und Verteufelung à la „Eine Verhöhnung der Corona-Toten“ (RND) zu Nichtbeachtung oder entschärfender Rhetorik. Kein schlechter Schachzug, bedenkt man, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Runde eins für die Schauspieler das bessere Ende hatte. Zwar waren einige dem Druck nicht gewachsen, aber die trotz aller Stimmungsmache durchweg positiven Meinungsbilder in Like-Verhältnissen und Kommentaren sprachen eine klare Sprache, während ihre Kritiker aus dem Mainstream sogar erheblichem Gegenwind von ihren eigenen Lesern ausgesetzt waren.

Die Kernforderung der neuen Kampagne, die weniger satirisch, sondern ernster angelegt ist als die vorangegangene, ist die Berücksichtigung der wissenschaftlichen Opposition zur derzeitigen Corona-Politik in den Medien. Im Endeffekt heißt das, dass da auch mal andere Leute zu Wort kommen als Drosten und eine gewisse glorifizierte Chemiestudentin asiatischer Abstammung.

Die wie erwähnt verhältnismäßig überschaubaren Reaktionen aus der Presse lesen sich größtenteils wie folgt: „Wir dürfen keine wissenschaftliche Minderheitenmeinung als gleichwertig präsentieren. Das verwirrt und verzerrt den Diskurs. False Balance und so.“ Und was wissenschaftliche Mehr- und Minderheitenmeinung ist, das entscheiden schön weiter die Journos, die noch weniger mit Forschung am Hut haben als selbst maiLab, die nach ihrem Chemiestudium ohne Umschweife bei den Öffentlich-Rechtlichen landete. Die repräsentative Umfrage unter Virologen, ob wir Omi genauso gut mit einem Kissen ersticken können, wenn wir nicht alle, die sich experimentellen Impfstoffen verweigern, zu Hause einsperren, bleibt nämlich in der Regel aus.

Gibt es eigentlich einen einzigen Punkt, in dem die „wissenschaftliche Mehrheitsmeinung“ von der in den Redaktionsstuben abweicht; oder machen wir es noch deutlicher: neulinker Politik im Weg steht? Die im Mediengetriebe eingespannten Wissenschaftsvertreter scheinen nämlich kaum etwas anderes zu tun zu haben, als solcher einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen, wenn etwa ein Harald Lesch sich für Frauenquote und Bekämpfung eines herbeifantasierten Wage Gaps stark macht, „Quarks“ uns zum 30. Mal das Gendern schmackhaft machen oder Christian Pfeiffer die Überrepräsentation von Ausländern in der Kriminalstatistik wegquatschen will. Bei allen Themen, die auch ein Normalsterblicher mit ein wenig Eigenrecherche durchblicken kann, scheint die Faktenlage für das Gerede der vielleicht 10 bis 20 in den Medien beachteten Experten eine kleine oder gar keine Rolle zu spielen.

Aber vertrauen wir ihnen mal mit ihrer Abbildung des wissenschaftlichen Konsenses, wenn es um ein für Außenstehende weniger leicht begreifliches Thema geht, das aber zu einem Grad politisiert ist, dass die „Tagesschau“ alle paar Monate ihre Inzidenzkarte künstlerisch aufhübscht, in immer düstereren Rot- und Schwarztönen für dieselbe Zahl an Neuinfektionen.

Man liest heraus: Die Grundabsicht von #allesaufdentisch würde ich vollumfänglich unterschreiben. Eine wichtige Frage bleibt dennoch, was die zweite Aktion des weitestgehend selben Künstlerkollektivs angeht, das mit #allesdichtmachen den größten Wirbel lostrat, den Corona-Deutschland bislang gesehen hat: Haben sie aus ihrer Feuertaufe gelernt? Haben sie gelernt, dass die Medien nicht ihre Freunde sind? Im Gegenteil, dass sie dort zum modernen Pendant von Volksfeinden erklärt werden, sobald sie den vorgegebenen Meinungsrahmen verlassen? Steigen sie jetzt noch bissiger und angriffslustiger in den Ring, und noch wichtiger: gefasst auf und gewappnet für den Kampf, der im Falle des Einschlagens ihrer Aktion auf sie zukommen wird; und wegen dem beim letzten Mal die Hälfte von ihnen völlig verdutzt den Rückzug antrat?

Kurze Antwort von ihrer Website: „Viele ExpertInnen wurden bisher…“ – ah, okay, alles klar. Es gibt sich nicht angreifbar machend, und es gibt sich schon im Duktus schamlos anbiedern wollend, weil man einen Scheiß gelernt hat. Und das hier ist Letzteres, ein kleines „Bitte tut uns nichts“ im Voraus. Ein erzieherischer Effekt der Abreibung von Anfang des Jahres, so drängt sich der Eindruck auf, könnte auch bei denen, die sich nicht den Mund haben verbieten lassen, hängen geblieben sein.

Die Videos selber sind immerhin frei von Gendersprache und, wenngleich etwas zahm, doch größtenteils sehenswert und interessant. Beispielsweise das Gespräch von Wotan Wilke Möhring und Joachim Steinhöfel mit dem Schwerpunkt Meinungsfreiheit könnte für den einen oder anderen Unpolitisierten ein guter Einstieg in die Verschlechterung der Zustände sein. Aber dennoch bleibt der Eindruck zurück: Man wollte hier nicht wieder einen Krieg mit den Medien vom Zaun brechen. Fatal, war es doch erst dieser Schaukampf, der die erste Aktion tief in das Bewusstsein der Masse eindringen ließ und die mediale Glaubwürdigkeit nachhaltig beschädigte. Und sind doch die Medien der wichtigste Stabilisator und Lenker der Hegemonie, die sie in ihren Aktionen aufs Korn nehmen.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."

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