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Bahar Aslan und der braune Dreck

25. Mai 2023
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„Cancel Culture“ – dieser Begriff dominiert seit Langem den politischen Diskurs. Wenn einer Person des öffentlichen Lebens etwas Unangenehmes oder Unangebrachtes – in weltanschaulicher und damit moralischer Hinsicht, versteht sich – über die Lippen kommt, und sei es nur die kleinste Meinungsäußerung, kann es sein, dass jene Person ihren Job oder ihre Stelle verliert: Sie wird „gecancelt“, gekündigt. Dieses Phänomen ist in einer Gesellschaft mit strengen moralischen Vorstellungen nichts Ungewöhnliches, und für unsere Zeiten heißt das Folgendes: Der linke Mainstream, angeführt vom linksradikalen Mob, cancelt eine Person ob ihrer (angeblich) rechten Aussagen. Es ist wohl kaum übertrieben, zu sagen, dass das der Regelfall ist.

Doch ab und zu passiert es, dass auch Linke von der Cancelei nicht verschont werden: So verlor jüngst Bahar Aslan, einst Dozentin an der Polizeihochschule in Gelsenkirchen, ihren Job aufgrund eines kontroversen Tweets. Was hatte sie geschrieben?

Tja, und dann ging es los, das Rumgeheule. Cancel Culture sei das, vollkommen ungerecht, sie habe doch nur auf ein „Problem“ innerhalb der Polizei hingewiesen, heißt es. Wie kann man nur so den bösen Rechten in die Hände spielen? Nun, was hat man erwartet? Aus völlig unerfindlichen Gründen mag es eine Polizeihochschule nicht, wenn eine Mitarbeiterin ihre eigenen Studenten und Absolventen beleidigt. Wer hätte das nur ahnen können? Die Hochschule hat das einzig Richtige getan, das ist schon ziemlich unkameradschaftlich, seinen eigenen Leuten so ans Bein zu pinkeln – aber was kann man von Linksradikalen schon erwarten? Die gute Frau Aslan hat aus ihrer Gesinnung ja keinen Hehl gemacht.

Das schrieb sie im Januar 2021 auf Twitter. Dass diese Frau überhaupt einen Lehrstuhl bekommen hat, ist der eigentliche Skandal.

Das Interessante an dieser ganzen Farce ist ja, dass einmal mehr der völlige Realitätsverlust unseres Gegners offenbar wird: Die Linken glauben, sie seien das Opfer des rechten Mobs, einer rechten Verschwörung, sie seien das eigentliche Opfer der Cancel Culture. Weder, dass es keines rechten Mobs bedurfte, damit Bahar Aslan ihren Job verlor, noch dass sie die wahren Machthaber in unserer Gesellschaft sind, wollen sie sich eingestehen. Wie kommt das? Nun, es ist ganz tief in ihrer Ideologie verankert: Der Linke ist der Kämpfer für die Unterdrückten der Erde, der Streiter wider die Mächtigen und Reichen und Beschützer der Armen und der Sklaven.


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Doch was passiert, wenn die Unterdrückten nicht mehr unterdrückt, die einst Mächtigen und Reichen gestürzt und die Armen und Sklaven frei sind? Welchen Zweck, welchen Sinn hat der Linke dann noch? Tja, diese Frage will sich unser Gegner nicht stellen, er kann es gar nicht. Um seinem Leben weiterhin einen Sinn zu verleihen, muss er sich einreden, dass der Kampf immer weitergeht. Deswegen sieht er überall die rechte Verschwörung, den drohenden Umsturz, die bösen Unterdrücker, vollkommen unabhängig davon, wie viel Macht er tatsächlich hat. Überhaupt, das Problem Macht: Als Kämpfer für die Schwachen, als Revolutionär kann man sich nicht eingestehen, selbst die Macht zu ergreifen und zu haben. Denn wie kann jemand unterdrückt sein, der selbst Macht hat?

Dies führt zu den uns so surreal vorkommenden Schlüssen, die die Linken gerne ziehen: Frauen werden unterdrückt, obwohl sie mittlerweile dank Feminismus und Quote in Dingen wie etwa dem Scheidungsrecht bevorzugt werden, Nicht-Weiße werden unterdrückt, obwohl Bewegungen wie Black Lives Matter von jeder denkbaren Institution im Westen hofiert werden, und Linke werden Opfer rechter Cancel Culture, obwohl ein falscher Tweet über die herzeröffnenden Begegnungen mit Migranten dich nicht nur deine Karriere, sondern auch dein soziales Umfeld kosten kann.

Der Linke braucht den immerwährenden Kampf gegen den ewigen Gegner, der über ihm steht – sonst hat sein Leben als Opfer keinen Sinn. Und wenn man kein Opfer mehr ist, weil man de facto die Kontrolle hat, muss man sich eben als solches inszenieren – und darin sind die Linken ungeschlagen gut. Bahar Aslan hat es uns einmal mehr vorgemacht.

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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