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BILD-Zeitung auf dem Weg zur Fundamentalopposition?

17. August 2021
in 3 min lesen

Vergangenes Jahr schrieb ich an dieser Stelle über die neuen Machtverhältnisse innerhalb der SPRINGER-Medien. Ende 2020 kündigte der Großinvestor „KKR“, der mittlerweile die relative Mehrheit der BILD-Zeitung besitzt, auch ein kontrolliertes Aufkaufen des Streubesitzes an.

Demnach könnte „KKR“ mittlerweile bereits die absolute Mehrheit von über 50 Prozent besitzen oder wird diese im Lauf des Jahres erreichen. Die eigentlichen Springer-Erben, Elfriede Springer und ihr Vertrauter Matthias Döpfner, werden bald nur noch 44 Prozent des Medien-Imperiums halten.

Erste Einschnitte wurden kürzlich bekannt: Unter der Ägide von „KKR“ wurde die komplette Osteuropa-Sparte des Verlages eingestampft. Die Süddeutsche Zeitung berichtet: „Springer trennt sich von fast allen journalistischen Aktivitäten in Osteuropa. Der langjährige Partner der Berliner, das Schweizer Medienunternehmen Ringier, übernimmt sämtliche Anteile von Axel Springer in Ungarn, Serbien, der Slowakei und in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.“

Und in dieser Größenordnung, zumindest ist davon auszugehen, werden auch weitere Schritte folgen. Dass KKR gewinnorientiert arbeiten und keine halben Sachen machen wird, davon waren auch Döpfner und Merkel-Busenfreundin Elfriede Springer ausgegangen. Allerdings, so hat man das Gefühl, könnten die beiden Deutschen die Restaurationsversuche unterschätzt haben.

Vergangenes Jahr fragte ich auch, warum die BILD-Zeitung nur eine hauchzarte Anti-Corona-Linie fuhr (Damals war der erste kritische Artikel von Julian Reichelt erschienen): „Erstens, will man nicht die komplette Leserschaft verprellen, schließlich ist man noch immer profitorientiert. Zweitens ist der Springer-Verlag selbst ein riesiges Unternehmen mit festen Strukturen, die man nicht über Nacht einfach umschmeißt.“

Aktuell ist die Corona-Kritik der BILD-Zeitung kaum mehr zu überbieten und im Stundentakt wird Anti-Regierungspropaganda gefahren, oder – anders gesprochen – wir haben mal wieder eine Zeitung, die ihren eigentlichen Sinn erfüllt: Regierungskritik.

Ob KKR jetzt den Ton angibt und Friede Springer kuschen muss? Wir wissen es nicht. Auch ist es möglich, dass Döpfner und Springer, gemeinsam mit KKR, ihre Medien, allen voran die BILD-Zeitung, auf die Zeit nach Merkel vorbereiten und darauf spekulieren, dass die Corona-Kritik stärker werden wird.

Vielleicht soll die BILD-Zeitung auch einfach nur wieder aus der roten Zone herauskommen, was im Einheitsbrei der BRD-Medien nun Mal am besten geht, wenn man sich irgendwie unterscheidet. Die aktuellen Verkaufszahlen scheinen sich tatsächlich gefangen zu haben: Die Auflage im 2. Quartal 2021 verzeichnete keine Verluste mehr und stagnierte bei 1,24 Millionen Zeitungen.

Oder aber Mr. Kravis, Kohlberg und Roberts fahren möglicherweise doch eine eigene Agenda. Allen voran Henry Kravis, der fast unbekannte Multimilliardär, der mit KKR ganze Geschäftszweige stützt oder stürzt. Kravis, das ist zumindest bekannt, steht den Republikanern und Donald Trump persönlich recht nahe.

Egal welche Gründe für den Anti-Corona-Schwenk der BILD-Zeitung ausschlaggebend sind: Alle oppositionell eingestellten Deutschen sollten die Sache mit Vorsicht genießen. Natürlich ist es gut, richtig und wichtig, dass das größte Blatt der Bundesrepublik sich gegen den wahnwitzigen Corona-Kurs der Regierung stellt.

Doch darf man nicht vergessen, dass die BILD ein Mainstream-Blatt ist und bleibt, und – aus welchen Gründen auch immer – seine Meinung genauso schnell wieder ändern wird. Und was noch wichtiger ist: Bei anderen politischen Themen mutmaßlich auch wieder eine Pro-Globalisierungs-Pro-Regierungs-Meinung annehmen wird. Was auch immer als Nächstes heraufziehen wird.

Ich selbst – und das ist meine persönliche Meinung – würde mir auch etwas mehr Elefantengedächtnis der Leser und Konsumenten wünschen. Oder zumindest nicht das Gedächtnis einer politischen Eintagsfliege. Denn das Versagen, das perverse politische Framing und die Regierungspropaganda der BILD-Zeitung (und all der anderen Mainstreammedien) in den letzten Jahrzehnten waren genau der Grund dafür, warum alternative Medien entstanden sind.

Natürlich holt die „neue BILD“ viel mehr Leute ab als KENFM, Compact, die Junge Freiheit, all die anderen erstklassigen Medien und natürlich das Flaggschiff überhaupt, die KRAUTZONE. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass es schmerzt, wenn man an allen Ecken und Enden auf die BILD-Zeitung hingewiesen wird, die sich „ja voll was traut“ und „richtige Oppositionsarbeit“ macht, nur weil die Bild einen kleinen Korrekturschwenk hingelegt hat.

Gleichzeitig erkennt man daran, die kaputt unser Land tatsächlich ist, dass Millionen von Leuten sich darüber wundern, dass „sowas krasses von der BILD kommt“.

Wer wirkliche Oppositionsarbeit sehen will, sollte lieber bei den echten Alternativen bleiben. Denn eines kann ich sicher sagen: Mir ist noch kein Medium bekannt, dass nach Jahren der Aufklärung einfach umfällt und sich der Mitte anbiedert, um mehr Kohle zu scheffeln oder den politischen Druck auszuhalten. Denn auch wenn die meisten alternativen Medien gewinnorientiert arbeiten, hat man doch genug Idealismus im Boot, um sich dem BRD-Konsens niemals anzudienen.

Ich für meinen Teil habe ein politisches Langzeitgedächtnis. Das reicht nämlich bis 2009 zurück, als ich als begeisterter, politisch interessierter Jungwähler, die FDP gewählt hatte, um in den folgenden „konservativ-liberalen“ Jahre nach Strich und Faden verarscht wurde. Um so weniger verstehe ich viele Leute, die 2009-2013 bewusst miterlebt haben und jetzt allen Ernstes darüber nachdenken, wieder FDP zu wählen.

Und genau so wenig verstehe ich Leute, die sich jetzt hinter den Heilsbringer BILD stellen. Eine Zeitung, die sich zwar verändert hat, aber noch immer auf einer gigantischen – aus meiner Sicht unbezahlbaren – Hypothek sitzt. Anders gesprochen: Eine Zeitung, die sowas hier verbrochen hat, ist für mich „unlesbar“.

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

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