Liebe Leser und Freunde der KRAUTZONE, ein merkwürdiges Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Merkwürdig deshalb, weil Jahresauftakt und ‑ausgang in politischer Hinsicht relativ ereignisreich waren, der Sommer hingegen von etwas anderem dominiert wurde – aber der Reihe nach:
Dröhnende Traktorenkolonnen bahnten sich Anfang Januar ihren Weg durch’s Land. Auch wenn der primäre Sektor in Sachen Beschäftigungszahlen und Wertschöpfung marginal ist, so war der Bauernstand doch bisher die erste und lautstärkste Gruppe, die ihren Protest gegen den Nero-Befehl des grünen Wirtschaftsministers auf die Straße trug.
Der Krieg gegen das eigene Volk ist ja nicht nur ein ideologischer Vernichtungsfeldzug, der an Schulen, Universitäten, im Fernsehprogramm und mit dem Bau (oder Abriss) von Denkmälern geführt wird – es ist eben auch eine Chevauchée, die sich ganz gezielt gegen unsere materielle Lebensgrundlage richtet. In dem Sinne reihten sich die deutschen Bauern in einen Protest ein, der in anderen europäischen Ländern bereits wesentlich länger und nachdrücklicher geführt wird.
Aber wer glaubt, dass sich die Dinge von unten her ändern, der bekam eine angewandte Lektion in Sachen Elitentheorie erteilt: Über Nacht gelang es der Regierung mit ihren angeschlossenen Propagandaorganisationen und unter Mithilfe des Geheimdienstes, einen Skandal zu inszenieren, von dem nicht mehr viel übrig geblieben ist. Wer das für einen Sieg der Opposition hält, irrt sich gewaltig. Obwohl angeschlagen und angezählt, gelang es der Regierung, mit ihrem Potsdam-Märchen Hunderttausende Linke auf die Straße zu trommeln und – was noch viel wichtiger ist – den medialen Fokus komplett von den Bauernprotesten wegzulenken. Politische Macht fundiert eben nicht auf Traktormotoren, sondern auf Fernsehkameras.
Wie geht man mit Medien um, die einem durch und durch feindlich gesinnt sind? Es ist an dieser Stelle naheliegend, den Bogen zum Jahresende zu schlagen, zum Trump-Sieg und dem Ampel-Aus. Schieben wir Letzteres zunächst beiseite und werfen einen Blick auf Trump. Der gewann, weil er zunächst einmal selbst durch und durch Medienmensch ist, was bedeutet: Er weiß instinktiv, wann er versöhnlich und wann er unversöhnlich zu sein hat. Und nicht nur das. Er weiß auch, wie er wem gegenüber auftreten muss. So etwas lernt man nicht. Das kann man – oder eben nicht. Das ist die eine Seite der großen Trump-Erzählung, die andere lautet: Er ist wieder da, weil das System es so will. Hier wird es wieder kalt, berechnend, elitentheoretisch. Aber so ist das eben.
Ampel-Aus? Gegenüber der Trump-Rückkehr ein irgendwie peinliches und gleichzeitig dröges Theaterstück. Man rollt mit den Augen und sieht doch zu – die späte BRD ist die Antithese zu allem Großen, Spannenden, Mitreißenden. Sie ist eine endlose Folge „Stromberg“, nur eben in Unlustig. Hier gibt sich Ende des Jahres ein schluffiger Wirtschaftsminister am Küchentisch als Kanzlerkandidat, und man fragt sich, ob er anschließend dem Gefälligkeitsjournalisten noch ein Nutellabrot geschmiert hat, während ein paar Hundert Kilometer weiter die Polizei irgendeinem „Hassposter“ die Tür eintrat. Caren Miosga hätte sich wahrscheinlich noch bei einer Tasse Kakao die Pokémonkartensammlung „von Robert“ angesehen, aber bevor die Polizei auch mir den Laptop abnimmt, wechseln wir mal schnell das Thema.
Denn apropos Polizei: Merk-würdig im wahrsten Sinne des Wortes wurde das Jahr durch die Verhaftung unseres Kolumnisten Shlomo Finkelstein im Sommer. Dass ein Mensch, mit dem man wöchentlich Kontakt hat, einfach mir nichts, dir nichts weg ist, das hat mich und viele, viele andere auf eine Art und Weise beeindruckt, die schwer in Worte zu fassen ist. Nur so viel sei gesagt: Ich hoffe, es geht ihm gut, und ich freue mich, wenn er in ein paar Monaten seine Arbeit bei uns wieder aufnehmen kann.
Liebe Leser, im Namen der gesamten Netzredaktion bedanke ich mich bei Ihnen für Ihre Treue und für die vielen Kommentare! Den Podcast-Hörern, unter ihnen nicht wenige Kaiser-Abonnenten, danke ich für die Geduld und das Verständnis – gerne hätten wir dieses Jahr mehr Sendungen veröffentlicht. Eine Folge wird aber noch erscheinen, Sie werden also nicht im Stillen den Baum schmücken müssen. Auf meiner Liste der Vorsätze für’s neue Jahr steht jedenfalls das regelmäßige Podcast-Programm ganz oben.
Bleiben Sie munter und schauen Sie zwischen den Jahren immer mal wieder hier und in unserem Telegram-Kanal vorbei. Die Kolumnisten stehen in zwei Wochen wieder bereit. Bis dahin!
Ihr Friedrich Fechter
Das Merk-würdigste in diesem Jahr war der geradezu dreiste und rechtsstaatverhöhnende Vernichtungsschlagversuch gegen unliebsame Medien. Welcher eine Vielzahl kleinerer Komplizen hat, Stichwort Kontenkündigung.