Linke sind rein destruktive Menschen. Sie haben keinerlei Gespür für das Wahre, Schöne und Gute, ihre ästhetischen Vorstellungen zielen auf eine rein funktionale Ebene, sie hassen hingegen jedes Ornament, jeden Mythos – alles, was den Menschen letzten Endes geistig erhebt. Gewiss, es mag übertrieben erscheinen, und jeder Linke, der etwas auf sich hält, würde dieser meiner Unterstellung vehement widersprechen – aber, lieber Leser, was war die Konsequenz jeder Revolution, jedes linken Umsturzes, der in Namen von Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit begangen wurde?
Im Grunde genommen wurde der Welt ihre Schönheit genommen, sie ist hässlich und grau geworden, und jede Wurzel wurde dem modernen – also linken – Menschen geraubt. Das Kappen der Wurzel, das eng mit der Zerstörung des Mythos einhergeht, ist eines der wichtigsten Anliegen der linken Revolution. Am häufigsten drückt sich diese Motivation in der Schändung des (einst) Heiligen aus – denn es darf nichts Heiliges geben, es sei denn, es ist niedrig und profan. Aber alles Heilige, das sich aus einer Hierarchie ergibt, muss weg: In der Französischen Revolution entweihten sie die Kirchen, in der Russischen Revolution erschossen sie den Monarchen und plünderten die Paläste. Heute müssen die letzten Reste des Heiligen und Mythischen ebenfalls weg, denn der moderne Mensch duldet so etwas nicht neben sich. Und so wurde in Frankfurt, einer unglaublich dreckigen und verzeckten Stadt, das Denkmal eines Mannes geschändet, der für viele Deutsche einst einen Mythos verkörperte: Otto von Bismarcks, des Eisernen Kanzlers.
In der Nacht vom 14. auf den 15. November sägten Unbekannte den Sockel der Bronzestatue zu Ehren des ersten Reichskanzlers an, sodass sie umkippte; weiterhin wurde sie mit der Parole „Colonizer“ beschmiert. Laut dem digitalen Schmierblatt „t-online“ vermutet der Autor des verlinkten Artikels einen „politischen Hintergrund“, ebenso die ermittelnde Polizei. Ja, ach, vielen Dank, was auch sonst. Natürlich ist diese Tat politisch motiviert – offensichtlicher geht es ja kaum. Irgendwelche linksextremen Nichtsnutze und Taugenichtse, die offenbar zudem nichts von Bismarcks Außenpolitik verstehen und verstehen wollen, haben da ihrem Hass freien Lauf gelassen.
Mit ihrer Schmiererei machen sie Bismarck für die deutsche Kolonialpolitik verantwortlich, geben ihm damit Schuld am Kolonialreich und am Imperialismus. Davon mal abgesehen, dass sich die Deutschen vor diesen Leuten nicht für die Kolonialpolitik ihrer Vorfahren rechtfertigen müssen – wir schulden linken Lumpen gar nichts –, ist die Idee vom Reichskanzler als Vater der deutschen Kolonien grundsätzlich falsch.
Es ist vielleicht allgemein bekannt, dass sich Bismarck gegen den Erwerb von Kolonien aussprach. Der Grund dafür ist außenpolitischer Natur: Er war sich bewusst, wie sehr das Gleichgewicht der europäischen Mächte mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871 aus den Fugen geraten war und sich erst einmal neu ordnen musste. Um die Zukunft des neuen Reiches abzusichern, setzte er außenpolitisch auf ein sehr fragiles Allianzkonstrukt, das Österreich-Ungarn und Russland mit einbezog; die Briten versuchte er zu beruhigen und die Franzosen zu isolieren. Gerade, um die Briten nicht zu provozieren und den Zorn der Franzosen nicht weiter anzufachen, versuchte er gar nicht, Kolonien im Namen Deutschlands zu erwerben, sondern die Vormachtstellung der westlichen Nachbarn in Übersee hinzunehmen.
Häufig wird Bismarck die Kongokonferenz von 1884 zum Vorwurf gemacht, auf welcher die Kolonialmächte ihre Interessen in Afrika aushandelten und sich Bismarck als Vermittler – und damit als neutraler Richter – zu präsentieren gedachte. Dennoch gab es genug innenpolitische Kräfte, die eine Expansion ersuchten, um auch für die Deutschen den vom späteren Reichskanzler Bernhard von Bülow geprägten „Platz an der Sonne“ zu erhalten. Widerwillig arrangierte sich Bismarck mit diesen Leuten: Als etwa der Bremer Kaufmann und Afrikaentdecker Carl Peters in den späten 1880ern Land an der Küste Ostafrikas erwarb und den Schutz des Deutschen Reiches ersuchte, beachtete ihn der Reichskanzler anfangs nicht – war es das Stück Land wert angesichts eines angespannten Verhältnisses mit Großbritannien, welches dieser Landerwerb nach sich ziehen könnte? Bismarck musste letzten Endes nachgeben (wie, das erfahren Sie, lieber Leser, in der nächsten Ausgabe der KRAUTZONE – ein Abo lohnt sich daher!).
Gelohnt haben sich die Kolonien aus rein wirtschaftlicher wie machtpolitischer Sicht nie – in dieser Hinsicht sollte Bismarck recht behalten. Aber natürlich geht es bei der Aktion mit dem Bismarck-Denkmal um weitaus mehr als nur um einen Protest gegen die deutsche Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts. Das Selbstbewusstsein der Deutschen soll hier gebrochen, seine Geschichte entmystifiziert, sein Stolz ausradiert werden – und insofern das nicht schon längst geschehen ist, soll er noch gedemütigt werden. Denn was soll man auch machen? Wo bleibt der Aufschrei, wo der Protest, wo die Gegenreaktion? Man hat es hier doch schon längst mit einem gebrochenen Volk zu tun, und das wissen die Linken auch: Sie werden wohl keine Konsequenzen fürchten müssen. Schade eigentlich.