Für mich, der im vom sozialistischen Atheismus geprägten Mitteldeutschland aufwuchs und lebt, war Ostern in erster Linie eine Art Weihnachten mit wärmerem Wetter: Man hatte frei, verbrachte die Zeit mit Familie und Verwandten, und es gab – wenn auch natürlich im geringeren Maße – Geschenke, und seien es nur die bunten Ostereier, die man zu suchen hatte. Dass hinter diesem Feiertag wesentlich mehr steckt, habe ich erst im Laufe meiner Jugend bemerkt, angefangen bei den ersten, zögerlichen Versuchen an der Orgel.
Dieses Jahr hatte ich schließlich viel zu tun: Neben den sechs evangelischen Gottesdiensten zwischen Karfreitag und Ostermontag spielte ich am Samstag noch ein Konzert mit einem barocken Programm, das thematisch von der Kreuzigung zur Auferstehung wanderte und ein von mir komponiertes Stück beinhaltete, und eine dreistündige katholische Osternacht nach altem Ritus – meine erste katholische Ostermesse überhaupt. Langeweile kam am vergangenen Wochenende jedenfalls nicht auf.Â
Ähnlich wie Weihnachten verkommt Ostern immer mehr zu einem weiteren Fest, an dem man eben ein „verlängertes Wochenende“ hat. Immerhin habe ich dieses Jahr kaum ein Geheule von liberaler Seite wegen des Tanzverbots an Karfreitag vernommen, das war äußerst erfrischend. Nichts wirkt lächerlicher und erbärmlicher als die Flennerei, mal an einem einzigen Jahr nicht das tun zu dürfen, was man will, und sich dabei an einer Institution abzuarbeiten, die in Europa ohnehin schon seit Jahrhunderten auf dem Rückzug ist.
Das gesellschaftliche Leben wirkt ohne die Traditionen und Riten arm, belanglos und repetitiv, und ich selbst merke auch, im Kleinen, wie sehr einem der Rhythmus der Riten Halt geben kann. Zur Fastenzeit etwa habe ich mich auf Diät gesetzt: kein Zucker, nicht mehr als 1.800 Kilokalorien pro Tag und Sport. Das war zwar nicht immer leicht, aber darum geht es ja gerade, und der Lohn war es wert (erst mal zehn Kilogramm abgespeckt). Hätte ich das auch wann anders machen können? Ja, natürlich. Aber der religiöse Hintergrund macht es eben einfacher und sinnerfüllter. Und ja, das Fastenbrechen an Ostern ist nichts weiter als ein Dopaminkick, aber wen juckt’s? Man sollte einem die fast kindliche Freude gönnen (also, es sei denn, man rührt sich den Kakao zum Frühstück versehentlich mit angesäuerter Milch an, so wie ich…).
Doch zurück zu weniger profanen Themen: Am Morgen des Ostermontags verstarb Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren. Welch Symbolkraft, dieser Zeitpunkt seines Entschlafens! Wochenlang war er krank, hielt sich teilweise nicht an ärztliche Anordnungen, versuchte, so gut es ging, sein Amt auszuüben, um am Ostersonntag noch den traditionellen Segen auszusprechen – und dann seine ewige Ruhe zu finden.
Doch nicht nur in dieser Hinsicht war der Todeszeitpunkt des Papstes symbolträchtig: Ausgerechnet am Tag der Auferstehung, dem zentralen Glaubensbestandteil des Christentums. Die katholische Kirche steht nun am Scheidepunkt: Sie kann sich, nach dem Ableben des liberalen Franziskus, nun in ihrer Tradition tatsächlich erneuern und ihrer Tradition zu einer Auferstehung verhelfen, oder sie kann weiter den Kurs der Profanisierung und Liberalisierung einschlagen.
Ich, als Nicht-Katholik, kann den TradCath-Bros nur wünschen, dass es zu einer Rückbesinnung kommt. Neben dem bekanntesten Kandidaten der Traditionalisten, Kardinal Robert Sarah aus Guinea, käme da noch der Ungar Péter Erdő infrage, der 2015 mit Papst Franziskus hinsichtlich der Massenmigration nach Europa aneinandergeriet, oder der US-Amerikaner Raymond Burke. Wer am Ende die Wahl des Konklave gewinnen und den Stuhl Petri besteigen wird, ist schwer vorherzusagen; bevor Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt wurde, zählte er nicht zu den Favoriten.
Daher bleibt nur zu beten und zu hoffen, dass sich einer der Traditionalisten durchsetzen wird. Dann vermag nicht nur der Herr wahrlich auferstehen, sondern auch eventuell die katholische Kirche. Ich wünsche es ihr!
Nach meiner Einschätzung war dem offiziellen deutschen Klerus selbst der liberale Franziskus nicht „progressiv“ genug. Sie werden ihren Kreuzzug für Klima und Masseneinwanderung unter der Regenbogenfahne fortsetzen, egal wer da in Rom amtiert. Böse Zungen behaupten, der Antichrist hätte bereits die Führung der deutschen Amtskirchen übernommen.
Wer als Gläubiger noch an Spiritualität interessiert ist, kann nur hoffen, dass sich der Pfarrer seiner Ortsgemeinde nicht nur als politischer Aktivist versteht.
So ganz unfavorisiert war Bergoglio 2013 wohl nicht. Angeblich standen seine Wahlchancen bereits im Konklave 2005 gut, was aber am damals noch relativ großen Einfluß des Kölner Kardinals Joachim Meißner gescheitert sein soll. Man weiß es natürlich nicht, aber wenn es stimmt, können wir nur dankbar sein, daß dieser Scheinpapst nicht noch acht Jahre früher ins Amt gekommen ist – und dann wäre er ja auch ein rechtmäßiger Papst gewesen. So werden Kirchenhistoriker eines Tages sagen können, daß er das nicht war, weil es keinen Papstrücktritt gibt.