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Die AfD und das Bauhaus

24. Oktober 2024
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Ich gebe zu, in meinen Kolumnen lasse ich meistens kein gutes Haar an der AfD, und das hat, wie Sie, lieber Leser, ja wissen, auch seine guten Gründe. Doch dieses Mal möchte ich die einzige relevante Oppositionspartei, die wir in der BRD haben, auch mal loben. Ja, wirklich! Zumindest die Landtagsfraktion aus Sachsen-Anhalt hat sich meines Erachtens positiv hervorgetan und ein äußerst wichtiges kulturpolitisches Thema in den Landtag von Magdeburg gebracht: die Neubewertung der Geschichte des Bauhauses.

Das Bauhaus, gegründet von Walter Gropius im Jahre 1919 in Weimar, war eine Kunstschule, die einen großen Einfluss auf die moderne Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts ausübte; die Ideen des Walter Gropius und seiner Mitstreiter – Rationalismus und Funktionalität im Bauen und Designen – sind mitverantwortlich für die Hässlichkeit in der modernen Welt. Nachdem die damalige nationalkonservative Thüringer Landesregierung, die nach den Wahlen von 1924 zusammentrat, die staatlichen Mittel für die Bauhäusler kürzte, zogen diese 1925 in das anhaltische Dessau um. Und dieser Umzug in das heutige Sachsen-Anhalt soll nächstes Jahr groß in Dessau gefeiert werden – eine Stadt übrigens, die nicht zuletzt durch den direkten und indirekten Einfluss der Bauhaus-Schule größtenteils eine graue Beton-Einöde ist.

Die AfD-Fraktion in Sachsen-Anhalt hat dieses Problem der modernen Architektur nun direkt angesprochen. Dass die linken Medien darüber nicht gerade erfreut sind, ist selbstverständlich. Die „Süddeutsche“ schreibt zum Beispiel:

„Kommendes Jahr feiert Dessau 100 Jahre Bauhaus – die rechtsextremistische AfD sieht im Unesco-Weltkulturerbe ‚Einheitsbrei‘ und historische Bausünden.“

Das Framing dahinter stinkt zum Himmel: „Sieh her“, sagt die Schlange in Journalistenform der lesenden Eva, „das ist UNESCO-Weltkulturerbe, dadurch muss es gut sein! Und die AfD ist rechtsextrem und damit sowieso böse, halt dich also bloß fern!“ Schließlich geht es hier um das „Bauhaus-Erbe, das weltweit als Ikone der modernen Architektur bewundert wird“ – ja, entweder von letzten Menschen ohne Geist oder von Menschen, die es besser wissen und es sich nicht eingestehen wollen, da ja man in der modernen Welt Bauhaus toll finden muss. Immer wenn bei einer Unterhaltung das Thema Bauhaus aufkam und ich mit meiner Ansicht zu diesem Thema nicht hinterm Berg halten konnte, gaben viele Gesprächspartner nach anfänglichem Widerstand zu, dass auch sie das Bauhaus „nicht so toll finden“ – nur wenige verteidigten es aus wirklicher Überzeugung heraus, und die wurden nie meine Freunde.

Zurück zum AfD-Antrag: Die Partei wolle eine „einseitige Glorifizierung“ verhindern, heißt es. Die „Süddeutsche“ bezieht sich dabei später auf die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Barbara Steiner:

„[Sie] sagte auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, ein kritischer Diskurs über die historische Bedeutung des Bauhaus-Erbes sei notwendig und Selbstverpflichtung der Stiftung, man werde gewiss keine ‚einseitige Glorifizierung‘ vornehmen.“

Ich weiß ja nicht: Eine konservative Kritik des Bauhauses kommt im öffentlichen Diskurs nicht vor, und ich, der ja im mitteldeutschen Raum beheimatet bin, sehe, sobald das Thema in der Öffentlichkeit auftaucht, eine durchweg positive Rezension desselben. Kritik aus konservativer Perspektive muss ja nicht so polemisch formuliert sein wie eine Kolumne bei der KRAUTZONE – auch wenn ich mir das sehr schwer vorstellen kann. Jedenfalls wird das Bauhaus wirklich überall als ach so große Errungenschaft gefeiert, dass es mir schon wehtut. Die Süddeutsche Schlange zischelt mit einem Argument weiter, genauso rationalistisch und funktional wie der Beton, den Gropius für seine Schandtaten hat verbauen lassen:

„Die Bauhaus-Gebäude in Dessau ziehen jährlich weit über hunderttausend Menschen aus aller Welt an. Gäbe es diese Bauten nicht, würden der Tourismus in Stadt und Land, und damit die Menschen vor Ort, wesentliche wirtschaftliche Einbußen erleiden.“

Der kolumbianische Philosoph Nicolás Gómez Dávila sagt einmal in einem seiner berüchtigten Aphorismen: „Der Barbar zerstört nur, der Tourist entweiht.” Und was, wenn es nichts mehr zu entweihen gibt und es nie etwas zu entweihen gab? Immerhin das muss ich dem Bauhaus lassen. Dennoch, das Tourismus-Argument überzeugt mich gerade nicht. Und ich halte jede Wette, dass weitaus mehr Touristen nach Dessau kämen, hätte es eine historische Altstadt samt Schloss und Kirche – die dann tatsächlich entweiht würden.

Einen letzten Tropfen Gift hat die Schlange am Schreibtisch, die sich da Journalist nennt, noch parat: Die Bauhäusler, die Armen, wurden vom Nationalsozialismus verfolgt und vertrieben! Gewiss, einige wenige haben auch mit dem Bösen paktiert (die Auseinandersetzung damit ist bestimmt der „kritische Diskurs“, den die Frau Direktor Steiner vorhin meinte), aber die meisten wurden Opfer des Regimes von Adolf Hitler. Welch ein Geschenk, möchte man fast meinen, jedenfalls nimmt die Reputation des Bauhauses daran keinen Schaden, im Gegenteil, ein weiterer Grund ist das, sie zu feiern. Und es wird noch besser: Schließlich kann die Schlange nun züngeln: „Willst du wirklich so gegen das Bauhaus polemisieren? Das haben die Nazis schließlich genauso gemacht!“ So deutlich wird sie es nie aussprechen, wenn die Schlange schlau ist, aber letzten Endes meint sie es so und will somit jeden, der Gropius und Co. schlecht findet, in ein braunes Licht rücken. Denn mit polemischer Bauhauskritik hat es damals auch angefangen!

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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