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Die CDU und ihre Wahlplakate

2. Mai 2024
in 3 min lesen

Der sogenannte Bevölkerungsaustausch ist eine rechtsextreme Verschwörungstheorie. Und wer das anders sieht, ist wohl oder übel rechtsextrem – denn wir sind bunt, divers und lieben die Vielfalt, so das Credo. Die CDU, diese vernünftig-moderne konservative Partei (sie wird sicher bald die Wende bringen, dieses Mal wirklich!), weiß das auch und schafft es mit immer wieder neuen kleinen und großen Taten, zu beweisen, mit welcher Hingabe sie sich dem oben genannten Glaubensbekenntnis der Berliner Republik hingibt. In Sachsen stehen am 9. Juni parallel zu den EU-Wahlen die Kommunalwahlen an, und um sich an die bunten Verhältnisse anzupassen und neue Wählergruppen erschließen zu können, dachte sich der Verband in Leipzig, es sei eine gute Idee, Plakate in den Sprachen zu erstellen, die ein Großteil der Bevölkerung in manch besonders lebenswertem Stadtteil Leipzigs eben spricht: Arabisch und Türkisch.

Ja, das hört sich an wie ein Treppenwitz oder etwas, das man auf seinem Bingo für die größten Absurditäten nur sehr zögerlich setzen würde, aber es passt im Grunde genommen sehr gut zur Rolle der CDU – aber dazu später mehr. Die Partei hängte 400 Plakate, auf denen „Mehr Sicherheit und Ordnung in unserem Wohngebiet“ auf der einen und dasselbe in der türkischen beziehungsweise arabischen Übersetzung auf der anderen Seite stand, in der Umgebung der Eisenbahnstraße in Leipzig auf – einer der gefährlichsten und kriminellsten Gegenden nicht nur der Stadt, sondern gar ganz Sachsens und Mitteldeutschlands. Ich habe diese Straße schon bei Tageslicht während einer Elendssafari mit einem Freund betrachten dürfen und bin ganz froh, dies nicht auch während der Nacht tun gemusst zu haben. 2018 wurde sie zur Waffenverbotszone erklärt – welch eine radikale Maßnahme! –, den Erfolg dieser Strategie weiß der Zugeneigte auch ohne meine Hilfe sicherlich gut einzuschätzen.

Die Plakate wurden übrigens direkt in der Nacht nach dem Hinhängen abgenommen und/oder beschädigt. Wer dahintersteckt, ist nicht bekannt. Die CDU vermutet dahinter eine linksextreme Missetat – nun, sogenannte „Rechtsextreme“ waren es im rot-rot-grünen Leipzig wohl nicht, und auch der Zielgruppe der Plakate ist ja Parteipolitik meist recht egal. Während Rechte in den sozialen Medien eher dazu neigten, sich darüber lustig zu machen und ihre Abneigung gegen die CDU noch zu intensivieren, warf man den Christdemokraten von linker Seite aus vor, dass hier Doppelmoral betrieben werde: Schließlich werbe man auf Bundesebene mit einer harten Migrationspolitik, und gleichzeitig wolle man gezielt orientalische Migranten ansprechen – ein Widerspruch, Doppelmoral eben! Doch ist dem wirklich so? Da steckt vielleicht ein bisschen mehr Sinn dahinter, als die linken Kritiker erkennen können; schließlich stellen sie die CDU gerne mal in die rechte Ecke zur AfD – was eine absolute Frechheit ist, denn wir Rechten sind ja anständige Leute und wollen mit solchen rückgratlosen Opportunisten nichts zu tun haben! Jedenfalls, welchen Zweck erfüllt die CDU?

Dafür bedarf es eines Konzepts, das Kollegen von „Konsequent Frei“ und KRAUTZONE-Autor Lambda entwickelt haben: das „Political Cinematic Universe“, kurz „PCU“.

Angelehnt an das Marvel Cinematic Universe beschreibt es den politischen Betrieb als ein Unterhaltungsprogramm, in dem jede Partei eine bestimmte Rolle übernimmt: Die CDUler sind eben die klassischen Konservativen, die Grünen machen irgendwas mit Umwelt, die FDP mag Reiche und niedrige Steuern, und die SPD die Arbeiter und den „kleinen Mann“. Dass die Parteien in der Realität oft anders handeln, als sie es laut PCU tun müssten – schließlich haben die Grünen als „Friedenspartei“ den Kosovokrieg mitgetragen, die SPD als „soziale Partei“ einen riesigen Niedriglohnsektor geschaffen und die ach so konservative CDU sich als Haupttäter an der Migrationskatastrophe von 2015 beteiligt –, wird von den Medien und Bildungsinstitutionen überschattet.

Der Normie lernt in der Schule und hört in den Nachrichten, dass die CDU konservativ und Mitte-rechts ist, also ist sie das auch – vollkommen egal, was sie tut beziehungsweise nicht tut. Ihre Rolle ist es im Großen und Ganzen, die konservative Partei zu mimen und dabei einen Großteil rechter Kräfte zu absorbieren und damit unschädlich zu machen. Das hat bis zum Auftauchen der AfD sehr gut funktioniert und klappt auch jetzt noch – sonst stünde die Partei von Friedrich „kleine Paschas“ Merz nicht bei circa 30 Prozent. Der Normie, und vor allem der alte Normie, glaubt das noch. Leider gab und gibt es immer noch Leute bei der AfD, die glauben, man könne mit der CDU zusammenarbeiten. Doch der Wind dreht sich: Immer mehr Parteipolitiker, allen voran Maximilian Krah, und Akteure im Vorfeld erkennen das und wissen: Nicht die Grünen sind erst mal der Hauptfeind, sondern die CDU. Denn wer hat uns verraten? – genau: Christdemokraten.

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

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