Bei mir war in letzter Zeit buchstäblich der Ofen aus. Mein Herd hat vor gut einem halben Monat den Geist aufgegeben. War ein uraltes Teil, wurde aber richtig schön heiß – gefühlt immer einige Grad heißer, als man ihn eingestellt hatte. Eines Tages gab es dann ein Geräusch, es roch nach verbranntem Schwarzpulver, und der Herd ging nicht mehr an.
Ein neuer Herd musste also her, und das zog sich. Erst mal musste jemand überprüfen, was mit dem alten passiert war und ob da noch was zu retten war, Antwort: Offenbar war da irgendetwas durchgeschmurgelt, und nein, das Ding ist im Arsch. Gut, da hat sich die halbe Woche Wartezeit ja gelohnt. Bis dann ein neuer Herd bestellt und ein Termin für den Einbau gefunden war, zogen weitere anderthalb Wochen ins Land, so dass meine Ernährung mittelfristig auf Rohkost und Brot zusammenschrumpfte – größtenteils. Als alter Aluhut-Schizo-Nazi war ich nämlich auf Schicksalsschläge dieser Art schon vorbereitet, mit gasbetriebenem Campingkocher und einem Schrank voll Nudeln und ganzen Tomaten in der Dose. Bis auf die Armbrust und den Orgonit-Cloudbuster auf meinem Dach kam also mein gesamtes Doomsday-Arsenal zum Einsatz.
Das Erste, was ich feststellte: Campingkocher sind ziemlich scheiße. Nicht unbenutzbar, aber doch sehr nervig. Sie gehen aus, vor allem, wenn die Kartusche nicht mehr ganz voll ist. Dann strömt Gas in deine Küche, und du fühlst dich wie in „Final Destination“ oder „Tausend Wege, ins Gras zu beißen“ und wartest nur noch auf die zynische Erzählerstimme, die deinen Fehler schadenfroh kommentiert. Sie werden nicht wirklich heiß, was bedeutet, dass sie Ewigkeiten Zeit haben, um auszugehen, bevor das Wasser endlich kocht. Ein tragbares Mini-Ceranfeld funktioniert deutlich besser, aber wir proben hier ja für den Ernstfall; und wenn Putin wegen Long Covid und Klimawandel dann irgendwann wirklich mal auf dem roten Knopf ausrutscht, wird man sich damit auch nicht mehr helfen können. Und wenn alle anderen ihre Katze oder ihre Schuhsohle in lauwarmem Zustand essen müssen, dann wird sich das, was momentan eine 30-minütige Tortur ist, anfühlen wie ein lustvolles Vorspiel vor dem Verzehr der himmlischsten Spaghetti des Universums.
In unseren Zeiten des relativen, wenn auch rapide schwindenden Wohlstands verdonnerte mich meine Faulheit aber vor allem zu einem: Brot. Viel Brot. Ich habe glücklicherweise eine ausgezeichnete Bäckerei bei mir in der Nähe, weshalb ich genusstechnisch sogar gar nicht so übel damit über die Runden kam; ergänzend griff ich zu allen möglichen Fertigprodukten, die sich mit dem Wasserkocher zubereiten ließen; aber am Ende der zweiten Woche fühlte ich mich trotzdem spürbar mangelernährt. Leichte Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit plagten mich, so dass ich, als dann endlich der neue Ofen eingebaut war, innerlich aufatmete. Endlich wieder jeden Tag Fertigramen essen, so wie ein normaler Mensch! Also vom Herd, nicht mit dem Wasserkocher, was eigentlich nur heißt, dass ich ein bisschen Gemüse mitkochen kann.
Der Interkontinentalrakete aus dem Osten steht also nichts mehr im Weg, ich bin bereit. Gewissermaßen habe ich die Apokalypse jetzt ja auch schon durchlebt, nur halt ohne die Anarchie, die Strahlung, die Nahrungsmittelknappheit etc., sondern mehr so die Herd-bezogenen Sachen betreffend, aber das ist ja schon die halbe Miete. Nett, dass sie mit ihrer Flugverbotszone über der Ukraine aka das Ende der Welt, wie wir sie kennen, noch gewartet haben, bis meine Generalprobe über die Bühne war. Ich hoffe nur, dass sie mich jetzt auch noch schnell neue Gaskartuschen kaufen lassen, sonst wäre das etwas doof. Und falls der Weltuntergang ausbleibt, verkaufe ich sie einfach nächsten Winter an die deutsche Regierung; dann sollte ich das Kapital haben, mich auf eine einsame Insel in der Südsee zurückzuziehen. Mit einem Holzofen, für den Fall der Fälle.