Ein Berliner Lehrer übt sich als Zauberlehrling

22. Mai 2025
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Als Deutscher mit kulturellem Bewusstsein sollte man sie auf jeden Fall kennen, diese Zeilen. In der gleichnamigen Ballade aus der Feder des Frankfurter Dichterfürsten versucht der „Zauberlehrling“ sich ohne die Hilfe seines Meisters an einem Zauberspruch: Einen Besen verwandelt er in einen treuen Knecht, der ihm eimerweise Wasser herantragen soll. Funktioniert das anfangs hervorragend, gerät der Zauber bald doch außer Kontrolle und setzt den ganzen Raum unter Wasser, und der Lehrling ruft verzweifelt ebenjene zum Sprichwort gewordenen Verse aus:

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
Werd’ ich nun nicht los.

Ganz vergleichbar ist die Situation im Gedicht mit unserer heutigen nicht. Das Entscheidende, das die Akteure in unserer Realität der dekadenten Berliner Republik mit dem Zauberlehrling gemeinsam haben, ist die Gutmütigkeit, die blindmachende Annahme, etwas wahrhaftig Gutes zu tun – und die Tatsache, dass ihnen vor überheblicher Blindheit alles über den Kopf wächst.

Einer dieser spätbundesrepublikanischen Zauberlehrlinge ist Oziel Inácio-Stech, ein 43-jähriger Pädagoge, der an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit arbeitet und sich dort um die förderbedürftigen Schüler kümmert. Er wendete sich an die „Süddeutsche Zeitung“ mit der Bitte, über ihn zu berichten: „Mein Thema ist schwuler Lehrer und fanatische religiöse Eltern.“ Wollen ihn traditionelle Katholiken auf den Scheiterhaufen stellen? Oder was soll das heißen?

Laut „SZ“ ist Moabit ein Stadtteil mit „vielen afghanischen und libanesischen Restaurants“ (hach, diese tollen Gerüche auf der Straße!), die Carl-Bolle-Grundschule selbst hat einen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund von 95 Prozent (!), das heißt: Von den 300 Schülern sind gerade mal 15 deutsch. Inácio-Stech arbeitet seit neun Jahren an der Brennpunktschule, aber er wollte gerade deswegen „genau hier arbeiten, um, wie er sagt, die Welt ein bisschen besser zu machen“.

Walle, walle!

Nun, offenbar schien er ein gewisses Vertrauensverhältnis zu seinen Schülern zu besitzen; den Unterricht begann er ganz im Sinne moderner, weicher Pädagogik mit einem Frühstück, es gab belegte Brötchen und Kakao im Klassenzimmer. Er habe wohl lange gezögert, den Kindern zu offenbaren, dass er mit einem Mann verheiratet ist. Sein Coming-out im Frühjahr 2020 stieß auf Unverständnis, aber erst mit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts 2023 wurde es richtig schlimm für ihn.

Die Schüler zeigten sich respektlos, es kam zu offenen Beschimpfungen und Bedrohungen. „Y. machte Witze über Homosexuelle und zeigte respektloses und beleidigendes Verhalten Herrn Inácio Stech gegenüber, […] bäumte sich auf, bedrohte Herrn Inácio Stech körperlich und machte vor der gesamten Klasse weiterhin Witze über den Pädagogen.“ Über Y. schreibt die „SZ“, dass seine Familie aus dem Libanon stamme. Auch andere Schüler schlossen sich den Beschimpfungen und Verunglimpfungen an, die Schüler waren „außer Rand und Band“.

Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

Die Schulleitung sah indes keinen Handlungsbedarf, sie intrigierte eher gegen den Pädagogen. Es kam sogar zu einem Verfahren gegen ihn, weil er den Schülern während des Ramadans zum Trinken geraten hatte. Nicht, dass man denken könnte, dass meine Kolumne diesen Mann verteidigen soll, gewiss nicht. Vielmehr soll das eine Dokumentation des Versagens darstellen: des Versagens des Linksliberalismus an der Realität des Menschen, an dem Scheitern der Gutgläubigkeit der Fußsoldaten dieser Ideologie, wie Inácio-Stech einer ist. Sie wissen, dass es schlimm ist, sie wissen, dass es schlimmer wird, aber sie wissen vor Verblendung keine Antwort auf das Problem.

Und sie laufen! Naß und nässer
Wird’s im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!

Die „SZ“ interviewte übrigens auch die Kollegen des schwulen Pädagogen, die genauso ratlos sind wie er: „Sie habe vor Kurzem ein Gespräch mit der Schülerin einer vierten Klasse geführt, das Mädchen hatte den Unterricht gestört. Im Gespräch habe das Mädchen gesagt, es möge ‚die Deutschen‘ nicht. Die Lehrkraft habe ihr gesagt, dass sie doch auch deutsch sei. Ob sie lieber in einem anderen Land leben wolle, weil es die Deutschenja nicht mag? Das Mädchen habe geantwortet: Ihr könnt doch gehen, wir brauchen euch hier nicht.“

Ich kann mir die Hilflosigkeit in den Gesichtern der Lehrer zu gut vorstellen. Ein anderer Kollege fragte unbewusst rhetorisch: „Wo leben wir denn, dass das an einer Berliner Schule im Jahr 2025 nicht angenommen wird, dass ein Lehrer schwul ist?“ Im besten Deutschland aller Zeiten, offensichtlich. Was haben diese Leute denn erwartet? Wer hätte das alles nur ahnen können? Sie sind mit ihren Zaubersprüchen von Diversität, Vielfalt und Toleranz am Ende, ihre Magie wächst ihnen über den Kopf. Einen Meister, die Wasserströme aufzuhalten – den können diese Leute gewiss nicht stellen. Wollen sie ja auch nicht, Inácio-Stech möchte „jetzt nicht zum AfD-Wähler werden“. Dann müssen andere eben in die Rolle des Meisters schlüpfen.

O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh’ ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.

Fridericus Vesargo

Aufgewachsen in der heilen Welt der ostdeutschen Provinz, studiert Vesargo jetzt irgendwas mit Musik in einer der schönsten und kulturträchtigsten Städte des zu Asche verfallenen Reiches. Da er als Bewahrer einer traditionsreichen, aber in der Moderne brotlos gewordenen Kunst am finanziellen Hungertuch nagen muss, sieht er sich gezwungen, jede Woche Texte für die Ausbeuter von der Krautzone zu schreiben. Immerhin bleiben ihm noch die Liebesgrüße linker Mitstudenten erspart…

3 Comments Schreibe einen Kommentar

  1. Lag es wirklich daran daß diese Leerkraft „vom anderen Ufer“ kommt?
    Oder wohl doch in erster Linie daran daß sie auch unabhängig dessen keine große Respektperson ist?

  2. Wenn ich dies lese grinse ich von früh bis spät.
    Ich wünsche allen Lehrern recht viel Diversität.

  3. Wie charakterlich fehlgeschlagen ist ein Herr Lehrer Inácio Stech mit seiner homosexualität gegenüber Grundschülern hausieren zu gehen?
    Naja wenn er und Kollegen jetzt mal etwas Realität erhalten soll es mir recht sein.

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