Ja, ich muss schon zugeben: Das regelmäßige Verfolgen des „Eurovision Song Contest“ (ESC) ist für mich in etwa das rechte Pendant zu den linken Großstadt-Lisas, die natürlich nur vollkommen ironisch Heidi Klums „Germany‘s Next Topmodel“ schauen. Gut, vielleicht hinkt der Vergleich ein wenig, da ich den ESC eben nicht heimlich liebe, sondern aus abgrundtiefstem Herzen verachte. Und nein, so viel sei gesagt: Ich habe mir bei Gott nicht die ganze Show gegeben, das hätte ich wohl kaum ausgehalten. Aber ich komme ja allein durch meine Aktivität auf Twitter nicht umhin, mich zumindest ein bisschen mit der diesjährigen Ausgabe des ESC auseinanderzusetzen.
Und, oh Mann, war das eine Freakshow! Der ESC ist ein Barometer, auf dem sich der Druck des freidrehenden Linksliberalismus gut ablesen lässt. Gab es überhaupt einen „normalen“ Kandidaten? Soll heißen: einen Kandidaten, der weder links war noch generische Popscheiße von sich gab? Nun ja, Armenien war vielleicht ganz nett: ein Lied in der eigenen Landessprache (also mal kein Englisch!), und immerhin ist es stilistisch an die Popmusik des Kaukasus angelehnt. Davon mal ganz abgesehen, dass man sich verwundert fragen mag, warum „Europa“ beim ESC so weiträumig aufgefasst wird, dass auch die Kaukasusregion inbegriffen ist, enthält das Lied leider eine – zu erwartende – linksliberale Mainstreambotschaft. Nun ja…
Der eigentliche kranke Scheiß wurde durch die Westeuropäer geliefert. Da wäre zum einen der Gewinner der Show: der Schweizer Sänger – oder wie Wikipedia unironisch schreibt: die „musizierende Person“ – Nemo, der mit einem (gähn!) englischen Popsong die meisten Punkte einholen konnte. Der geneigte Leser mag sich wundern: Warum um alles in der Welt schreibt die Online-Enzyklopädie von einer „musizierenden Person“? Nun, der Nemo identifiziert sich als „nicht-“ beziehungsweise „non-binär“, er ordnet sich also keinem der zwei Geschlechter zu: eine Bezeichnung, wie sie sich Monty Python nicht besser hätte ausdenken können, da sie aus sich heraus die Existenz von nur zwei Geschlechtern impliziert – es wäre zumindest lustig, wenn die Lage nicht so geisteskrank und ernst wäre. Nemo ist damit der erste Nicht-Binäre, der den ESC gewinnt.
Es geht aber noch härter: Die Kandidatin aus Irland – ich hatte ja schon einmal über den gesellschaftlichen Verfall auf der „Grünen Insel“ berichtet –, Bambie Thug, identifiziert sich ebenso wie ihr Schweizer Kollege als nicht-binär, bezeichnet sich aber darüber hinaus auch noch als Hexe und trat entsprechend auch auf.
Nun, lieber Leser, Sie haben richtig gelesen: eine Hexe. Auf die Frage eines Reporters, was sie denn besonders mache, antwortete sie: „Ich bin queer, und ich bin eine Heeeexxe!“. (Man stelle sich das Wort „Hexe“ als kehligen Schrei vor. Nein, das ist kein Witz, das hat sie wirklich so gesagt!) Entsprechend bezeichnet sie ihre Musik auch als „Ouija-Pop“, in Anlehnung an das Hilfsmittel, um Kontakt mit Geistern oder Toten aufzunehmen. Neben Musik praktiziere sie laut der englischsprachigen Wikipedia „neoheidnische Hexerei“, so habe sie schon einmal Blutmagie mit ihrem eigenen Periodenblut angewendet. Sympathisch! Ihre Performance auf der Bühne sah im Übrigen durchaus so aus, als wäre dort ein satanisches Ritual durchgeführt worden; in einer „Tanz“-Einlage etwa wirkte sie wie von einem Dämon besessen. Zur Gratulation zum Sieg gab sie dem Nemo auch noch eine Krone, doch nicht nur irgendeine Krone: eine Dornenkrone! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Um den ganzen Spaß noch abzurunden, gab es auch noch eine riesige Diskussion um den israelischen Beitrag aufgrund des andauernden Hamas-Krieges: Die Sängerin Eden Golan, so forderten auch einige Teilnehmer, müsse ausgeschlossen werden, da Israel gerade einen Völkermord in Palästina begehe. In Malmö, wo der ESC stattfand (im Übrigen eine von Muslimen vollkommen überfremdete Stadt), gab es große Proteste gegen die Sängerin; um sicher zum Veranstaltungsort zu kommen, musste sie mit einer sehr großen Polizeieskorte dorthin gebracht werden. Beim Auftritt wurde sie von einem Großteil der Zuschauer ausgebuht. Unter den Teilnehmern war ihre größte Feindin im Übrigen die irische Hexe – diese hatte am lautstärksten für den Ausschluss Israels geworben. Oy vey!
Es war also ordentlich was los beim ESC: Ein nicht-binärer Typ gewinnt die Shitshow, eine irische Hexe performt irgendein merkwürdiges Ritual, und die Israelin wird ausgepfiffen, weil die IDF nicht gerade zimperlich sind beim Kriegführen. Es war wild, es war verstörend, es war erbärmlich – ESC eben! Bei all dem Trubel wünscht man sich fast Conchita Wurst wieder zurück – aber eben nur fast. Vielleicht dann doch wieder einen Udo Jürgens aus Österreich?