Am 19. November fand der jährliche Welttoilettentag statt. Eigentlich gehört dieser womöglich zu den eher fragwürdigen sogenannten „Welt“-Tagen der Vereinten Nationen. Denn wann und warum genau sollte es ein besonderes Datum geben, das wir explizit Banalitäten wie dem Klosett widmen? So weit, so seltsam. Doch was einst im Kampf für sterile Sanitäranlagen weltweit eingeführt wurde, hat dieser Tage womöglich einen neuen Zweck bekommen. Dieses Jahr nämlich nutzten etliche Feministinnen den 19. November, um deutschlandweit gegen die geplanten Unisex-Toiletten in öffentlichen Gebäuden zu demonstrieren.
Vor Kurzem veröffentlichte der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) den Richtlinienentwurf 6000. Dieser befasste sich ausführlich mit der Einführung des dritten Geschlechts im Personenstandsregister von 2017 und suchte nach einer Lösung für einen diskriminierungsfreien Umgang mit Diversen in Bezug auf öffentliche Sanitäranlagen. Die Lösung sei ganz einfach – die Einführung von Unisex-Toiletten und ‑Umkleiden als sogenanntes „Universal Design“ in sämtlichen öffentlichen Bereichen. Geschlechtergetrennte Toiletten würden künftig den Einheitstoiletten weichen.
Für einige Feministinnen ist dies ganz klar ein Grund zum Aufschrei. Nicht selten werden Unisexräume Tatorte von Sexualstraftaten. Eine Untersuchung der britischen Zeitung „Times“ aus dem Jahr 2018 ergab, dass sich rund 90 Prozent aller voyeuristischen Akte und sexuellen Übergriffe in öffentlichen Schwimm- und Sportanlagen in Unisexinstallationen ereignet hatten. Das, obwohl geschlechtsneutrale Umkleideräume zu besagtem Zeitpunkt in der Gesamtzahl weniger als die Hälfte aller Sanitäranlagen Großbritanniens ausmachten.
Schon 2020 gaben mehrere Mandatsträger der sogenannten UN-Sonderverfahren zum Welttoilettentag ein kurzes Statement ab: „Tatsächlich sind Frauen und Mädchen am stärksten gefährdet, Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt, einschließlich Vergewaltigung, in und um Toiletten und Wasser- und Hygieneeinrichtungen zu werden.“ Dabei legten sie den Fokus besonders auf öffentliche sowie gemeinschaftlich genutzte Räume.
Inge Bell von Terre des Femmes äußerte zum diesjährigen Welttoilettentag scharfe Kritik an den Plänen des VDI zur Einführung von Unisex-Toiletten. Für sie sei es äußerst besorgniserregend, dass Schutzräume für Frauen und Mädchen im Namen falsch verstandener Antidiskriminierung der Allgemeinheit eröffnet würden.
Sie ist nicht allein mit ihrer Kritik, denn auch die Gruppe „Lasst Frauen sprechen“ machte mit etlichen Aktionen mobil gegen die Unisex-Toilette.
Während in ganz Deutschland also am vergangenen Samstag Frauen zum Erhalt ihrer eigenen Schutzräume auf die Straße gingen, verabschiedete die Bundesregierung den „Aktionsplan queeres Leben“. Dieser wurde zuvor von der Bundestagsfraktion der Grünen in Kooperation mit dem „Queerbeauftragten“ Sven Lehmann erarbeitet. Der Aktionsplan sieht vor, dass Hasskriminalität gegen queere Menschen stärker bekämpft sowie deren Rechte im Grundgesetz verankert werden sollen. Außerdem wurde erneut die Ablösung des Transsexuellengesetzes durch das Selbstbestimmungsgesetz forciert.
Frauen dürfen also mehr noch als vorher um ihren Schutz und ihre Sicherheit bangen. Ihre Schutzräume und ihre Bewegung, nämlich die einstige Frauenbewegung, wurden von modernen Queerfeministinnen gekapert. Wurde die Frauentoilette einst eingeführt, um einen Safe Space für rund die Hälfte der Bevölkerung zu schaffen, so wird sie jetzt wieder abgeschafft, damit sich ein marginaler Teil der Bevölkerung nicht durch ein binäres Toilettenschild diskriminiert fühlt.