Vergangenen Samstag fand in Madrid die sogenannte „Toma la Palabra 2025“ (auf Deutsch: „Ergreift das Wort“)-Konferenz der spanischen Kleinpartei „Hacer Nación“ statt. Obwohl die Konferenz mit etwa 70 Teilnehmern eher klein angesetzt war, sorgte die Teilnahme des österreichischen Identitären Martin Sellner für mächtig medialen Gegenwind bis hin zur Berichterstattung im nationalen Fernsehen.
Insgesamt dreimal musste die Konferenz verlegt werden, da gleich mehrere Gastwirte und Hotelbesitzer nach einigem Druck von außen einknickten. Auch wenn derartiges Vorgehen bei Veranstaltungen mit Martin Sellner zumindest in Deutschland und der Schweiz hinlänglich bekannt ist, war dies für die spanischen Aktivisten ein Novum und offenbar der Tatsache geschuldet, dass die europäische Partei „Patriots of Europe“, der auch die spanische „Vox“-Partei angehört, mit namhaften Teilnehmern wie Marine Le Pen oder dem ungarischen Staatschef Victor Orbán zeitgleich in Madrid tagte. Ein Schelm also, wer denkt, die Medien in Spanien würden ähnliche Strategien anwenden wie die hiesigen etablierten Medien in Deutschland und Dinge miteinander vermischen, die nichts miteinander zu tun haben.
Kommen wir jedoch zurück zu Hacer Nación und der aktuellen politischen Situation in Spanien. Hacer Nación ist eine Kleinpartei, die sich 2020 als Zusammenschluss verschiedener nationalistischer Organisationen gegründet hat und sich langfristig gerne rechts von Vox etablieren möchte. Mario Martos, der Sprecher von Hacer Nación, berichtete im Gespräch Folgendes:
„In Spanien gibt es aktuell im Wesentlichen zwei große Probleme, die wir bewältigen müssen: zum einen die ökonomische Lage, insbesondere für junge Menschen, und zum anderen natürlich das Thema der Massenmigration und deren Konsequenzen, die selbstverständlich auch hier mehr und mehr um sich greifen.“
Junge Menschen werden in Spanien derzeit vor einige ökonomische Herausforderungen gestellt: In keinem anderen Land in der Europäischen Union ist die Quote der Jugendarbeitslosigkeit so hoch wie in Spanien. Mehr als jeder vierte junge Spanier findet keinen Job. „Die Löhne sind niedrig, die Mietpreise hingegen steigen, was die Familiengründung oftmals unmöglich erscheinen lässt und bei vielen zur existenziellen Krise führt. Gleichzeitig kommen immer mehr Migranten nach Spanien, allen voran aus den Maghreb-Staaten und aus Südamerika, was die ohnehin schon angespannte Lage nur weiter verkompliziert“, so Martos zur aktuellen Situation.
Hacer Nación versucht vor allem durch soziale Aktionen den Missständen in Spanien entgegenzuwirken.
„Während der Corona-Krise haben wir Essen an arme Menschen verteilt. Nach der Hochwasser-Katastrophe in Valencia haben wir uns mit anderen Organisationen, wie zum Beispiel mit ‚Revuelta‘, der Jugendorganisation von Vox, zusammengetan, um Aufbauarbeit in den durch die Flut zerstörten Gebieten zu leisten und den Menschen vor Ort zu helfen. Insgesamt waren wir mit rund 200 Mann aktiv.“
Auf die Frage, warum Martos der Meinung ist, dass es eine andere Partei neben Vox braucht, antwortet er wie folgt:
„Vox wurde 2014 gegründet. Vorher gab es quasi keine andere rechte Partei in Spanien, somit war das erst mal eine gute Entwicklung für das nationalistische Lager. Allerdings ist Vox eine liberal-konservative Partei und vor allem in Bezug auf Migration eher seicht eingestellt.“
Anders als beispielsweise die FPÖ oder die AfD spricht Vox nicht über das Konzept der „Remigration“. Dabei sind es gerade diese Forderung und dieser Begriff, die Mario Martos mit Hacer Nación etablieren will.
„Vox sieht quasi kein Problem in der Zuwanderung aus Südamerika, da diese Menschen unsere Sprache sprechen und ebenfalls christlich sind. Doch leider sind es gleich zwei Probleme, die sich aus der Migration aus Südamerika ergeben. Zum einen bringen die südamerikanischen Migranten aufgrund der völlig anderen Mentalität auch einiges an Kriminalität mit nach Spanien, was sich selbstverständlich negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Zum anderen gibt es viele sehr reiche Menschen, allen voran aus Mexiko, die hierzulande allerhand Wohnraum et cetera aufkaufen, was zur Folge hat, dass die Preise weiter steigen und sich viele einheimische Spanier einiges nicht mehr leisten können.“
So viel zur kurzen Einordnung der aktuellen Situation in Spanien.