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Die Impfung als letzte Gewissheit

8. Juni 2021
in 3 min lesen

Seit mehreren Monaten wird gegen das Corona-Virus geimpft. Doch nach den ersten gesundheitlichen Risiken, die durch Astra-Zeneca bekannt wurden (Thromboserisiko) und nicht bekannt wurden (Typ-2-Thrombozytopenie) wollten sich immer weniger Bundesbürger mit dem Vektorimpfstoff spritzen lassen.

Anders sieht es bei Biontech aus. Der mRNA-Impfstoff erfreut sich höchster Beliebtheit, gerade auch, da sich der Impfstoff politisch verwursten lassen konnte: Ein kurdischer Migrant forscht in Deutschland und rettet die Welt. Unser Jung aus Meenz.

Doch trotz der massiven positiven Berichterstattung über den mRNA-Impfstoff wollen sich offensichtlich doch nicht so viele Bundesbürger impfen, wie anfänglich geglaubt. Jens Spahn geht aktuell nur noch von 75 Prozent Impfwilligen aus, was unter einer älteren Prognose von 80 Prozent liegt. Spahn stützt sich damit vermutlich auf die Zahlen von Mai aus der ARD-DeutschlandTrend-Umfrage.

Da weder der Faktor der „Sozialen Erwünschtheit“ noch den der tatsächlichen Umsetzung einer mündlichen Behauptung berücksichtigt wurden, liegen realistischere Schätzungen zwischen 60 und 70 Prozent. Zwei Drittel werden sich Impfen lassen.

Momentan sind erst 21,3 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Lothar Wieler, Chef des RKI, sprach vor einem Monat davon, dass man mindestens eine 80 Prozent Immunisierungsquote erreichen müsse, um eine Herdenimmunität zu entwickeln. Anthony Fauci ging zeitweise von 85 Prozent aus, wiederum andere Stimmen sind der Meinung, dass 60-70 Prozent ausreichen.

Aktuell sieht es nicht danach aus, die selbst festgelegten Zahlen bald zu erreichen. Zum einen ist der Impfstoff knapp und die Bundesregierung wartet auf eine neue Biontech-Lieferung, zum anderen gehen die Zahl der Neuimpfungen auch aus anderen Gründen langsam zurück.

Die Leute sehen im Corona-Virus keine ernstzunehmende Gefahr mehr, wiederum andere vergessen oder „vergessen“ einfach die Zweitimpfung, haben sich einfach umentschieden, trauen sich aber nicht, den korrekten Grund anzugeben: Angst vor Nebenwirkungen.

Gerade in den USA stieg die Skepsis gegenüber der Zweit-Impfungen enorm an:

Im Februar belief sich der Anteil derer, die eine vorgesehene zweite Impfung versäumt hatten, auf etwa drei Prozent. Die neuesten Zahlen der CDC, die sich auf März beziehen”, so berichtet die New York Times, “liegen bei acht Prozent – fünf Millionen Menschen.”

Ergänzend dazu n-tv:

“In Interviews geben manche von ihnen an, sie seien jetzt doch besorgt wegen möglicher Nebenwirkungen. Beim Wirkstoff von Biontech/Pfizer etwa gilt die erste Impfung als sehr gut verträglich, die zweite, so warnen Impfärzte ihre Patienten, kann vor allem am Folgetag Probleme machen.”

Dieser Trend wird auch in den kommenden Wochen in Deutschland zu beobachten sein. Erste Berichte kamen am 17. Mai aus Hamburg, wo mehr und mehr Personen ihren zweiten Impftermin schwänzten.

Nach dem Fall der Impfpriorisierung mit dem heutigen Stichtag wird es zu einem „Turboimpfen“ kommen – anschließend werden die Zahlen aber mutmaßlich sinken. Zum Sorgen der Politiker, die Impferfolg und Volksgesundheit in Gefahr sehen.

Eine der wichtigsten Fragen die sich hier stellt: Wie „überzeugt“ sind die Impfwilligen tatsächlich, wenn sie nach einer ersten Impfung nicht zur zweiten gehen? Spielen Ausgangssperren, soziale Erwünschtheit, das „normale“ Leben nicht eine viel größere Rolle als ein mutierendes Killervirus?

Entscheidungen trifft man in den seltensten Fällen mit 100 prozentiger Sicherheit. Viel häufiger sind Abwägungen, Zweifel, Reflektion und schließlich landet man bei einer zähneknirschenden Zustimmung oder Ablehnung. Gerade was medizinische Fragen betrifft: Geht man nun zum Arzt oder wartet noch eine Woche? Fängt man mit Sport oder der Diät an oder geht man doch noch einmal aufs Sofa zu den geliebten Pralinen?

Menschen sind mehrheitlich keine „Überzeugungstäter“, wie es so häufig dargestellt wird. Einen gewissen Prozentsatz an Schreihälsen, die laut vorne wegmarschieren, gibt es immer. Dann aber kommt ein riesiger Teil verunsicherter Bundesbürger, die nicht wissen, ob sie das Richtige tun oder getan haben.

Diese Unsicherheit spielt auch in das aktuell so häufig beobachtete Verhalten mit ein.

A: „Hallo!“

B: Hallo. Ich wurde gestern geimpft“.

Entgegen der Annahme, dass diese Impfbetoner sich selbst ins Rampenlicht stellen wollen, den „Impfverweigerer“ auf den Zahn fühlen oder stolz von ihrer „Errungenschaft“ erzählen, bin ich eher der Meinung, dass diese Personen verunsichert sind und sich Zuspruch vom Gegenüber erhoffen. Haben Sie das Richtige getan?

Gerade in den letzten Jahrzehnten gibt es keine Entscheidung mehr, die unabänderlich ist: Verträge können gebrochen werden, Schwüre existieren nur noch in Kinderbüchern. Kinder, Frau, Mann, Familie kann man verlassen. Das Eigenheim verkaufen. Nationalität, Weltanschauung, Religion, Heimat sind wechselbar geworden.

Wir leben im „everything goes“ der Moderne. Diese Religion des „Nicht-Festlegens“ trifft auf die absolute Konsequenz der Impfung. Biontech und Ich – bis dass der Tod uns scheidet. Diese Entscheidung ist nicht mehr rückgängig zu machen.

Der Impfskeptiker hingegen lebt im absoluten Luxus, die Entscheidung noch nicht treffen zu müssen. Da wiederum sorgt auch für einen gewissen Grad der Verbissenheit der Geimpften gegenüber dem „unbeschwerten Verharrer“ der sich (vorerst) nicht impfen lassen will.

Sollten sich doch gesundheitliche Probleme auf die Impfung einstellen, will man nicht der Dumme sein. Alle sollen die Dummen sein.

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

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