In eigener Sache

13. Dezember 2024
in 4 min lesen

Sieben Jahre sind seit der Gründung der KRAUTZONE vergangen, und in dieser Zeit ist viel passiert. „Viel passiert“, das ist eine dieser Phrasen, die alles und nichts aussagen, denn tatsächlich ist bei all der Bewegung, die ganz offensichtlich stattgefunden hat und uns ja Tag für Tag beschäftigt, auch überraschend viel nicht passiert. Überhaupt, vielleicht ist es wesentlich interessanter, sich mal einen Moment vor Augen zu führen, dass es bei allen tektonischen Plattenverschiebungen doch noch etwas gibt, auf das man sich anscheinend zu allen Zeiten verlassen kann.

Da wäre zum Beispiel ein gewisser unschöner Charakterzug, der den Deutschen zu eigen ist und der zuverlässig dafür sorgt, dass Deutschland (vor allem in seinem derzeitigen Aggregatzustand als „späte Bundesrepublik“) kein Ort für offene, harte und vor allem ehrliche Debatten ist, aus denen sich etwa der Ruf der intellektuellen Brillanz ableiten ließe. Während sich etwa Frankreich zumindest einen Anschein davon bewahrt, herrscht in deutschen Gauen die ideologische Einöde aus Post-68-Konsens und Gerontokratie.

Schlimmer wird das Ganze noch dadurch, dass die lautstärksten und wirkmächtigsten Gegenspieler des linksextremen Systems nichts weiter als ein Teil desselben sind: Die offizielle Gegenthese zu Robert Habeck heißt etwa Wolfgang Kubicki, auf der nächsthöheren Ebene prallt der „linke Zeitgeist“ auf seinen angeblichen Erzfeind, den „gesunden Menschenverstand“. Es ist ein Scheingefecht, oder wie ich es nenne: die vergiftete Dialektik der späten Bundesrepublik.

Aber ich schweife ab, mir geht es ja um diesen einen gewissen Charakterzug, für den ich mich in meiner Funktion als Hobbytypologe interessiere. Die Kreatur, der dieser Charakterzug zu eigen ist, bewegt sich ausschließlich unter ihresgleichen. Überhaupt schöpft sie hieraus ihr ganzes Selbstverständnis, was sie – anmaßend, wie sie ist – für den Ausweis ihrer „demokratischen Gesinnung“ hält. Entweder liegt sie damit kolossal daneben oder sie hat damit recht, was dann aber nicht gerade für die Demokratie spräche…

Ein gewisser Umman Segschneider hat auf einer Petitionsseite einen Aufruf gestartet, der da lautet: „Stoppt KRAUTZONE – gegen rechte Propaganda im Zeitschriftenregal“. Bisher hat die Petition 4.102 digitale Unterzeichner für sich gewinnen können. Was passiert, wenn 5.000 oder 10.000 oder 50.000 Personen unterzeichnen, weiß ich nicht. Vielleicht bekommen die Chefs einen aufgebrachten Brief, in dem ihnen mitgeteilt wird, dass so und so viele Menschen ein Problem mit „rechter Propaganda im Zeitschriftenregal“ haben. Vielleicht geht dieser Brief aber auch an den Zeitschriftenhandel, und es wäre nicht das erste Mal, dass der geneigte Leser die KRAUTZONE nicht mehr im Regal findet, sondern den Verkäufer höflich bitten muss, sich hinter den Tresen zu bücken und dahin zu greifen, wo in einem besseren Deutschland allenfalls ein paar Kugelschreiber und ein bisschen Staub lägen.

Apropos bücken, Umman Segschneider begründet den natürlich gut gemeinten Einschnitt in die Presse- und Meinungsfreiheit wie folgt:

„Das Magazin KRAUTZONE verbreitet rassistische, demokratieverachtende und geschichtsrevisionistische Positionen

Es dient als Sprachrohr der Neuen Rechten von AfD und Jungen Alternativen bis zu Identitären. Dabei kommt es in der Aufmachung wie die Compact für das junge akademische Publikum daher. Und auch das Personal präsentiert sich in ganz ähnlicher Manier: Unter den Autoren findet man verurteilte Gewaltstraftäter (https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/04/05/gewalt-als-alternative-14-verurteilte-afd- mandatstraeger-im-amt/), Mitglieder der vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen beobachteten Frauen-Organisation Lukreta (https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/rechte-influencer-netzwerke-westpol-100.html)oder auch einfach solche, die sich auf Twitter als ‚Rechts, Reaktionär, Radikal‘ bezeichnen (https://x.com/Chad99The). Regelmäßig bietet es dem rechten Who is who eine Plattform zur Verbreitung ihrer menschenverachtenden Ansichten.“

Dumme Lügen reihen sich an absichtliche Falschbehauptungen, aber was dieses Pamphlet interessant macht – vor allem für neue Leser der KRAUTZONE, wie ich hoffe – sind diese zwei oder drei Tatsachen, die der wackere Gesinnungsblockwart hier aufführt.

Zunächst: Segschneider ist nicht der Erste, der sich an dem Umstand aufgeilt, das für uns ein „verurteilter Gewaltstraftäter“ schreibt. Unser Kolumnist Felix Cassel wurde in der Tat verurteilt – seine Vergehen: Als Fahrer eines Pkw schob er in Schrittgeschwindigkeit ein paar Linksextremisten zur Seite, die ihm den Weg blockierten. Er tat das, was jeder in dieser Situation gemacht hätte. Nur ein AfD-Mitglied wird in einem Staat wie dem unseren dafür verurteilt und mit dem wenig schmeichelhaften Prädikat „verurteilter Gewaltstraftäter“ bedacht. Hier kommt Felix ausführlich zu Wort.

Bei der besagten Autorin der „vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen beobachteten Frauen-Organisation Lukreta“ handelt es sich um unsere Kolumnistin Reinhild Boßdorf. Weder Lukreta noch Reinhild haben sich je etwas zuschulden kommen lassen, das die Beobachtung durch den VS rechtfertigen würde. Darum geht es dem weisungsgebundenen VS und jenen, die ihn kontrollieren, aber auch nicht. Es geht alleine um die Diffamierung und die Abschreckung. Typen wie Segschneider sollen irgendetwas haben, das sie in Anführungszeichen setzen können. Mehr nicht. Und deswegen muss auch nicht mehr zu Reinhild gesagt werden, außer: Ihre Kolumne erscheint jeden Montag.

„Rechts, Reaktionär, Radikal“ – wer da nicht an unseren schöngeistigen Fridericus Vesargo denkt, kennt die KRAUTZONE schlecht. Hier geht es zum besagten Twitter/X-Profil unseres Kolumnisten, hier zu seinen Netzartikeln.

Werfen wir aber noch mal einen Blick in die Petition:

„Das Magazin ist jedoch in vielen Supermärkten und Zeitschriftenläden verfügbar: So auch in den Läden der hessischen Supermarktkette tegut mit Hauptsitz in Fulda, an die sich diese Petition richtet. Tegut ist besonders in Hessen, Thüringen und Bayern stark vertreten und wirbt auf seiner Website mit einem Niederlassungsnetz von über 300 Filialen.Tegut habe ich in einem Schreiben, darauf hingewiesen dass sich das Magazin im Sortiment befindet und welche Inhalte es vertritt. Und auch eine Antwort habe ich bekommen: Tegut hätte keinen Einfluss darauf, welche Titel und welche Menge an Titel, der Großhändler liefert. Das ist schwer zu glauben, haben doch viele Bahnhofsbuchhandlungen und EDEKA- Märkte in diesem Jahr bewiesen, dass sie die rechtsextreme Compact aus dem Sortiment nehmen können.

Ich fordere daher von tegut die Krautzone aus dem Sortiment zu nehmen und so seiner Verantwortung als Teil einer demokratischen Gesellschaft nachzukommen!

Was sich wie „Virgin Umman Segschneider gegen Chad tegut“ liest, bekommt eine gewisse Würze, wenn man nun seinerseits die Recherche bemüht. Wer ist eigentlich Umman Segschneider? Lassen sich über ihn vermutlich auch Dinge sagen, die man in Anführungszeichen setzen kann, weil sie von höherer Stelle bestätigt und abgestempelt wurden?

Nun… Wenn es sich bei dem Umman Segschneider um unseren Umman Segschneider handelt, dann haben wir es offensichtlich mit einem Hochstapler zu tun. Mehr auch nicht. In Anführungszeichen setzen wir das sicherlich nicht. Wir haben ihm jetzt eine Menge Beachtung geschenkt. Nach leeren Kartons muss er aber bei uns nicht betteln.

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

4 Comments Leave a Reply

  1. Wenn der alte Friedrich wüsste, dass seine Firmennachfolger mit ihrer Kartonspende einem linken Ideologen geholfen haben, würde er sich vermutlich im Grabe umdrehen.

  2. Man braucht auch nicht hoffen, dass diese unsägliche Platform names innn(dot)it auch nur irgendwas dagegen tun wird, sollte man sich beschweren. Diese beweihräuchern sich immerhin mit „Omas gegen Rechts“ und dass diese erfolgreich zur Kündigung eines AfD-Spendenkontos beigetragen haben. Am Ende ist diese Platform einfach nur eine weitere NGO, die dazu dient, um Oppositionelle kaltzustellen.

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