Dass die Gewaltkriminalität in Deutschland in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat, ist ein alter Hut. Natürlich weiß ein jeder, wo der seit 2022 neu bestehende Deliktsbereich „Messergewalt“ in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) seinen Ursprung hat. Fast jeder kennt die Orte, die er aufgrund von über 29.000 erfassten Messerattacken und rund 128.000 Sexualstraftaten allein im Jahr 2024 zu gewissen Tageszeiten oder eben im Allgemeinen meidet. Doch besonders schockierend bei all den Zahlen ist nicht nur die Gewalt an sich, sondern insbesondere auch das Alter der Täter. Im Jahr 2024 ermittelte die Polizei etwa 65.100 junge Tatverdächtige, die zum Tatzeitpunkt unter 21 Jahre alt waren. Zuletzt so hoch war die Zahl ebendieser Tatverdächtigen, die unter das Jugendstrafrecht fallen, im Jahr 2011.
Besonders schockierend: Der größte Anteil, 31.383 von ihnen, war während der Tat zwischen 14 und 17 Jahren alt. 13.775 der ermittelten Tatverdächtigen waren Kinder unter 14 Jahren, die aufgrund ihres Alters nicht einmal strafmündig sind.
Seit einiger Zeit gelangen immer wieder Fälle drastischer Gewalt unter minderjährigen Jugendlichen und Kindern ans Licht der Öffentlichkeit. Häufig ist der Tatort sogar der eigene Schulhof. Wir kennen die Fälle von prügelnden Mädchengangs, wie Anfang des Jahres im Landkreis Friesland, Jungen im Alter von zwölf bis 14, die ältere Mädchen vergewaltigen, wie 2019 beispielsweise in Mülheim an der Ruhr, oder gar den Mordfall der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg.
In der vergangenen Woche fand das Thema Gewaltkriminalität unter Kindern erneut seinen Höhepunkt, als sich an einem Tag gleich zwei Messerattacken zwischen unter 14-Jährigen ereigneten. Am Donnerstag stach der 13-jährige Alan-Said an einer Grundschule in Berlin-Spandau in der Umkleidekabine der Sporthalle auf seinen zwölfjährigen Klassenkameraden ein und verletzte sein Opfer so schwer, dass der Junge zeitweise in Lebensgefahr schwebte. (Nicht wundern: In Berlin umfasst die Grundschule sechs Jahrgangsstufen.) Nach einer Suchoffensive durch die Polizei wurde der flüchtige Täter am Freitag gefunden und gestand seine Tat sodann.
Auch in Remscheid kam es letzten Donnerstag zu einer Messerattacke zwischen einem elfjährigen Iraker und einem 13-jährigen Deutschen. Die beiden sollen sich in Innenstadtnähe geprügelt haben, als der Elfjährige ein Messer zückte und auf sein Gegenüber einstach. Er verletzte den 13-Jährigen leicht am Oberschenkel.
In beiden Fällen handelt es sich um Kinder, die ein derartiges Gewaltpotenzial an den Tag legen, dass sie Messer statt Spielzeug mit sich herumführen und sich sogar gegenseitig mit eben diesen Küchenmessern abstechen. In beiden Fällen wird es für die Messerangreifer keinerlei Bestrafung geben können, weil sie laut deutschem Strafgesetzbuch noch unmündig sind.
Ich sage es immer wieder, das Problem ist nicht das Tatmittel sondern die Täter. Ich behaupte, in den 50ziger und 60ziger Jahren hatten mehr Menschen ein Taschenmesser im Hosensack als heute. Welcher Bursche hatte damals kein Taschenmesser? Und auc größere Exemplare waren durchaus in den Händen von Kindern und Jugendlichen zu finden, man schaue nur auf die Pfadfinder. Und trotzdem passierte nicht was heute passiert.
Ich selbst bin seit 42 Jahren passionierter Taschenmesser-Träger. Doch nie habe ich damit einem Menschen oder einem Tier Leid zugefügt.
Messerverbote bringen nichts, wir brauchen einen anderen juristischen Umgang.