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Auch Kranksein lässt sich zelebrieren

21. Oktober 2021
in 2 min lesen

Nach langer Zeit war es mal wieder so weit. Seit fast einem Jahr war ich nicht ein einziges Mal krank. Mein Hochmut stieg mir aber doch zu Kopf und zack – eine Woche später lag ich flach. Gezwungenermaßen, der Krankschreibung wegen, suchte ich meinen Hausarzt auf. Wie zu erwarten, stellte auch er fest, dass ich krank war und verschrieb mir Antibiotika.

Ich war alles andere als begeistert. Antibiotika bei einer Erkältung – meines Erachtens nach total überzogen. Ich entschloss mich, das Zeug nicht zu nehmen. Ich löste nicht mal das Rezept ein.

Warum? Weil ich es schwachsinnig finde, bei einer mittelschweren Erkältung, Kopfschmerzen und dickem Hals, den Körper nicht selbst arbeiten zu lassen, um wieder auf die Beine zu kommen. Man kann sich doch nicht jedes Mal eine Tablette reinpfeifen, nur wenn man grad mal Schwächesymptome zeigt. Da sollte man lieber auf seinen Körper hören und analysieren, wie man die vermeintliche Krise umschiffen kann. Doch das ist nur meine Meinung, die mit dem gesellschaftlichen Durchschnitt nicht grad konform geht. Erschreckenderweise.

Laut Statista nahmen 2019 „rund 23 Prozent aller erwachsenen Bundesbürger (ca. 15 Millionen) dauerhaft drei oder mehr Medikamente ein.“ DAUERHAFT! Gesund ist das mit Sicherheit nicht. Bei jedem Wehwehchen eine (oder fünf) Tablette zu nehmen, lähmt den Körper früher oder später. Regenerationsprozesse finden nicht mehr umfangreich statt. Müssen sie auch nicht, da dies die Tabletten übernehmen und alles regeln. Anstatt sich ausgewogen zu ernähren, Stress zu reduzieren und auf sich zu achten, wird das eigene Immunsystem so immer weiter heruntergefahren, bis es gar nicht mehr richtig rundläuft.

Doch woran liegt es, dass so viele Menschen tagtäglich Medikamente schlucken? Schwerwiegende Krankheiten medikamentös zu behandeln, sei an dieser Stelle mal dahin gestellt. Aber wenn ich am Freitagabend acht Kräuter, fünf Bier und ein, zwei Gläser Likör „trinke“, dann brauch ich mich auch nicht wundern, wenn mir am nächsten früh kotzübel ist und mein Schädel dröhnt, als würde ich neben einer Flugzeugturbine stehen! Der Drops ist dann wirklich gelutscht. Jetzt noch eine Kopfschmerztablette zu nehmen, wird dem ohnehin schon ausgelaugten Körper auch nicht mehr aufs Siegertreppchen helfen.

Einfach mal Stärke beweisen, eine Leberwurststulle essen und seinen Kater aushalten. Wenn ich mich schon dazu entschließe, mich ins Delirium zu katapultieren, dann kann ich nicht erwarten, mich mit irgendwelchen Mittelchen wieder aufzuraffen. Ziemlich paradox. Aber das nur als Beispiel für selbst herbeigeführtes Elend.

Das gleiche Szenario lässt sich beobachten, wenn man mitbekommt, was die Kumpels zu sich nehmen, wenn sie krank sind. Hier und da mal eine Schmerztablette. Aber sich ausruhen, weil der Körper das braucht oder selbstgemachte Hühnersuppe löffeln, baden gehen und sich schlafen legen? – Ne, das kommt nicht in Frage. Die eigene Mutti wird auch nicht angerufen und um Rat gefragt. Man ist ja jetzt erwachsen und weiß alles besser. Und wenn ich dann sage, dass das so nicht gesund ist und man auch mittels Tabletten nicht wieder richtig gesund wird, sind Reaktionen wie: “Mach mal nicht so einen Zauber um die Sache, was du vorschlägst ist viel zu zeitaufwendig, wer soll denn die Suppe kochen?! Ich bestimmt nicht!” oder “Ach, das mit den Tabletten klappt super!” – leider keine Seltenheit.

Ich für meinen Teil mache bei dem ganzen oberflächlichen Zirkus nicht mit. Ich mag es lieber aufwendig und setze auf die altbewährten Methoden: aus Blüten und Lorbeerblättern Tee kochen, Unmengen an Ingwer-Zitronen-Kurkuma-Saft mixen, an der frischen Luft spazieren, Hühnersuppe kochen, Dampfbäder machen, Honig und Holunderbeerensuppe löffeln, Krautzone-Podcast hören und nebenbei eine Runde schlafen. So wird man schneller wieder gesund, als dass man “Pharmaindustrie” sagen kann.

Klara Fall

Irgendwo im ostdeutschen Hinterland versucht sie zwischen Waldspaziergängen und Mopedschrauberei, den Sinn des Lebens zu finden. Wenn das mal nicht ganz glückt, wird der Kummer in Bier ertränkt und rumphilosophiert, während im Hintergrund die besten Hits der 80er laufen. Natürlich immer mit dem Ziel vor Augen am nächsten Katersonntag einen neuen Artikel zu schreiben.

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