Am Wochenende verkündete die Schauspielerin Lily Collins, Tochter der „Genesis“-Legende Phil Collins, auf Instagram die Geburt ihres ersten Kindes. Sie und ihr Ehemann Charlie McDowell begrüßten ihre Tochter mit den Worten „Welcome to the center of our world, Tove Jane“. So weit, so normal, dürfte man meinen bei einem Paar in einem Alter von Mitte dreißig und Anfang vierzig. Doch der Nachwuchs des Paares sorgte nicht nur für freudvolle Glückwünsche, sondern auch für einiges an Kritik und eine sehr emotionale Debatte. Denn es war nicht etwa der Storch oder gar Collins selbst, die das junge Wesen zur Welt brachte. Nein, Tove Jane wurde per „surrogate“ ausgetragen, sprich: durch eine Leihmutter.
Somit ist das kleine Mädchen nicht einfach ein „lovechild“, sondern ein kleiner Mensch auf Bestellung. Und der Social-Media-Beitrag vom vergangenen Wochenende ist nicht einfach nur das Lebenszeichen liebender Eltern zur Geburt ihres ersten Kindes, sondern er lässt sich gewissermaßen als Lieferbestätigung verstehen. Das Paar hat einen Artikel in den Warenkorb gelegt, ein Dreivierteljahr lang gewartet und schließlich die gewünschte Ware erhalten. Was im Kontext mit Babys, also mit Menschen, zwar falsch klingen mag, findet jedoch genau so statt. Denn trotz zunehmender Normalisierung durch Hollywoodstars oder queere Influencer lässt sich Leihmutterschaft durchaus als eine Form von Menschenhandel werten.
Nicht ohne Grund ist diese Art des Kinderkriegens also sehr umstritten und in weiten Teilen der Europäischen Union, wie in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich verboten. Unterschieden wird dabei auch stets zwischen „altruistischer“ und kommerzieller Leihmutterschaft. Bei Ersterer darf die austragende Mutter kein Geld für ihr Kind verlangen, handelt also aus „altruistischen“ Gründen meist im Auftrag von Verwandten und Freunden. Diese Art der Fremdaustragung ist vor allem in Kanada und Australien sehr geläufig. In weiten Teilen der Vereinigten Staaten sowie in einigen osteuropäischen Ländern, wie zum Beispiel in der Ukraine, in Georgien oder in Russland, hingegen ist Leihmutterschaft kommerziell zugelassen und wird von vielen Frauen als lukrativer Beruf verstanden.
Gerade zu Beginn des Krieges in der Ukraine führte dies dazu, dass einige „Babyfabriken“ überfüllt waren und bestellte Säuglinge nicht abgeholt wurden. Etwa 2.500 Kinder trugen Leihmütter in der Ukraine bis 2022 jährlich aus, der größte Teil war für Eltern im Ausland bestimmt. Ab einem Preis von rund 40.000 Euro konnten sich dort Paare oder Alleinstehende ihren Kinderwunsch erfüllen. Seit Beginn des Krieges wurde die Babyproduktion jedoch etwas ausgelagert und nimmt inzwischen in Georgien Fahrt auf. Das Prozedere bleibt dabei das gleiche.
Der Satz „Kinder muss man sich leisten können“ bekommt gerade im Zusammenhang mit Leihmutterschaft noch mal ein besonderes Geschmäckle. Während die bestellenden Eltern im Regelfall finanziell sehr gut aufgestellt sind, befinden sich die Leihmütter häufig in finanziell prekären Lagen und sehen sich gezwungen, ihren Körper zur Produktionsstätte für andere zu machen.
Gerade in den letzten Jahren gab es auch in Deutschland immer mehr Forderungen nach einer Legalisierung von Leihmutterschaft, allen voran aus Teilen der LGBTQIA+-Gemeinschaft. Seit über zehn Jahren gibt es in Berlin bereits Projekte, die diese Form der Fortpflanzung in abgeschwächter Form vorantreiben. So zum Beispiel die Internetseite „familyship“, die sich wie eine Art Ebay-Kleinanzeigen fürs Kinderkriegen werten lässt und auf ihrer Netzseite mit „Gründe die Familie, die zu dir passt!“ wirbt. Trotz des Verbots von Eizellenspende und Leihmutterschaft in Deutschland scheint es hier in Ordnung zu sein, Kinder per Internetgesuch zu zeugen, zu teilen und nach Belieben im Sinne der vermeintlichen Eltern einzusetzen.
Was dabei gerne vergessen wird, ist, dass es nicht die Erwachsenen sind, die ein Recht auf ein Kind haben, als sei es ein Gegenstand, den man beliebig kaufen oder wieder verscherbeln kann. Nein, es sind die Kinder, die ein Recht auf Eltern, und dabei meine ich nicht Elternteil eins bis sechs, sondern eben ein Recht auf ihre Mutter und ihren Vater haben! Kinder dürfen keine Ware sein und sollten niemals zum finanziellen Prestigeobjekt werden, egal ob bei homosexuellen oder queeren Paaren oder nun im Falle von Lily Collins und ihrem Ehemann.
Ja das stimmt schon andererseits finden viele heute nicht mehr den richtigen Partner. Eine Zwickmühle.
Ja und Amen, liebe Reinhild! Kinder sind ein Geschenk und kein Recht. Eltern sein ist eine Berufung und ein Privileg aber kein Teil des Rechts auf Selbstentfaltung.