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Nemi El-Hassan und der Dschihad im Rundfunk

23. September 2021
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Für viele heutige Oppositionelle war 2015 das Jahr, in dem die Masken fielen. Vorher ärgerte man sich über dies und das, vorher raunte man, dass das alles so nicht weitergehen könne – 2015 hatte man schließlich die Gewissheit. Sechs Jahre ist das schon her, als Hunderttausende Illegale unsere Grenzen überschritten, als die Nachrichten über Vergewaltigungen, Morde und Terroranschläge sich mit Propagandalügen über „geflüchtete Familien“, „Fachkräfte“ und „Willkommenskultur“ abwechselten und im Stakkato auf uns einprasselten.

Wäre die Lage in den Jahren darauf nicht noch verrückter, nicht noch surrealer geworden, man würde sich heute die Augen reiben wie nach einem bösen Traum. Aber wir sind noch mittendrin. 2015 demütigte uns der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinem Jugendformat „Datteltäter“. Mittendrin: Nemi El-Hassan, eingewickelt in ihr Kopftuch und mit bebender Stimme verkündend: „Dabei ist Dschihad für mich eine Vision – vom sich selbst Hinterfragen und davon, Ideale zu tragen. Vom Willen, besser zu werden – für sich selbst, die Gesellschaft und Gott. Dschihad heißt, menschlich zu sein und zu bleiben…“

Wenige Monate vor diesem Beitrag, am 7. Januar 2015, stürmte ein Islamistenkommando die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Angespornt „von dem Willen, besser zu werden – für sich selbst, die Gesellschaft und Gott“, schlachtete es elf Redakteure und einen Polizisten ab. Die französische Regierung setzte zum Schutz der Hauptstadt Soldaten ein. Die „Opération Sentinelle“ dauert bis heute an und wurde in den letzten Jahren stetig ausgeweitet. Am 13. November 2015 massakrierten die Glaubensbrüder von El-Hassan bei den Anschlägen auf mehrere Pariser Ziele 150 Menschen, 683 wurden verletzt.

Neben diesen Anschlägen folgten viele weitere islamistische Attacken in den Zentren der europäischen Länder. Zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Es gibt keine Amadeu Antonio Stiftung, die sich der Opfer islamischer Gewalt annimmt. Es gibt kein vollständiges Register aller muslimischen Angriffe. Dafür gibt es Gestalten wie El-Hassan, die sich mit ihren Genossen im Staatsmedienbetrieb eingenistet haben. Von da aus verbreiten sie ihre kranke Ideologie, vornehmlich unter jungen Zuschauern.

Jetzt plötzlich, nach all diesen Jahren, steht El-Hassan in der Kritik, weil sie 2014 auf einem „Al-Quds-Marsch“ mitlief, auf dem – wer hätte das gedacht? – judenfeindliche Parolen skandiert wurden. Sie bestreitet, dass sie den Judenhass ihrer Glaubensbrüder und -schwestern mitpropagiert habe, und die Leitung des Rundfunks sitzt jetzt in der Zwickmühle: Soll man die holde Maid aus Palästina nun, wie geplant, für die Moderation der Wissenssendung „Quarks“ einsetzen oder nicht? Hat sie denn nicht mit dem Ablegen ihres Kopftuchs das rituelle Integrationsopfer erbracht? Muss nicht gerade damit der kryptonazistische Volksdeutsche zufrieden sein? Schwierig, schwierig…

Angestrengt knarzen in der Chefetage des WDR die Bürostühle, und man wägt ab: Als muslimische, nichtdeutsche Frau erfüllt El-Hassan alle ideologischen Anforderungen für die Fernsehsendung. Andererseits kann man Antisemitismus nicht so einfach wegwedeln wie Hass auf Christen. Da trifft es sich gut, dass eine ganze Reihe „Kulturschaffender“, also staatlich alimentierter Vorklatscher und Mundmaler, ihre Solidarität mit der „Medizinerin und preisgekrönte[n] Journalistin“ erklärt haben. Auf der Liste – dieses Land hat seine Vorliebe für Listen wiederentdeckt, aber ich schweife ab – auf der Liste jedenfalls befinden sich unter anderem: Carolin Emcke und Jakob Augstein. Endlich steht der Name wieder irgendwo! Aleida Assmann, Michael Rothberg und Kai Hafez. Nie gehört? Egal. Igor Levit. Ausgewiesener Experte für Menschlichkeit, insbesondere als Absprecher derselben. Mein Favorit allerdings, abgeschlagen auf dem letzten Platz, Nr. 385: Ralf Lange-Sonntag, Pfarrer.

Propaganda, so bin ich mittlerweile überzeugt, hat nicht die Aufgabe, zu überzeugen. Propaganda hat die Aufgabe, zu erniedrigen, zu diffamieren, zu verhöhnen. Wenn man das begriffen hat, stellt man auch nicht mehr diese verzweifelt-dumme Frage, ob der Rundfunk denn nicht wisse, wer für ihn arbeite. Er weiß es sehr wohl.

Bevor ich es vergesse, nächsten Sonntag ist Wahl. Unter den Parteien, die über die Fünf-Prozent-Hürde kommen, gibt es eine, die den Rundfunkbeitrag abschaffen will. Jeder hat bei der Wahl seine Prioritäten, meine stehen jedenfalls fest.

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

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