Dunkel
Hell
Dunkel
Hell

Olympia – Ende vom Anfang oder Anfang vom Ende?

29. Juli 2024
in 2 min lesen

Dass der Wokismus seit einiger Zeit wieder heruntergedimmt wird, ist eine vor allem innerhalb der angelsächsischen Rechten angestellte Vermutung. Sie ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen, eben auch, weil ihr die Feststellung zugrunde liegt, dass es sich beim Wokismus um eine ausschließlich „von oben“ induzierte Agenda handelt. Dieser elitentheoretische Ansatz erscheint kalt, hart und unnahbar, aber er hat den Vorteil, sich nicht in jenen Plattitüden zu verstricken, die etwa für deutsche „Liberalkonservative“ so typisch sind: dass Erscheinungen wie eben Wokismus, aber auch Klima- und Flüchtlingsrettung vielleicht von sinistren Eliten befeuert werden, aber vor allem Ausdrucksform einer degenerierten Jugend sind.

Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris scheint nun wiederum die „Anglos“ Lügen zu strafen. Wenn sich die Elite – aus welchen Gründen auch immer – wirklich vom Wokismus verabschiedet, warum wurde der Welt dann am Wochenende ein Spektakel geboten, das ekelerregender, abstoßender und degenerierter kaum sein konnte? War das einfach nur ein Ausdruck französischer Überspanntheit, dass aus den Hälsen Dutzender geköpfter Marie-Antoinettes stilisierte Blutfontänen spritzten?

Interpretierte die „Stadt der Liebe“ ihren Ruf einfach nur neu, wenn sie den im Westen seit zehn Jahren so häufig dargestellten Mischwesen eine Bühne bot? Warum ein elegantes Paar miteinander tanzen lassen, wenn es die beiden auch zum Preis von einem gibt, hm?

Oh, und dann wäre da noch die rituelle Schändung christlicher Ikonografie. Das gehört ja bekanntlich seit den ersten Spielen, ausgetragen im 8. Jahrhundert vor Christus, zum festen Programm von Olympia. Im Grunde genommen ist das noch wichtiger als der sportliche Wettkampf selbst, denn…

… unter Gleichen kann es keinen Sieger geben, sondern allenfalls Verlierer. Apropos verloren: Einem der „Jünger“ verselbstständigte sich vor Verzücken doch glatt ein Ei. Aber rechte Spötter und Miesmuscheln aufgepasst!

Es könnte sich auch bloß um eine Hommage an den fehlenden Hoden des Führers gehandelt haben. Der hatte die Welt ja auch einst zu Olympia geladen, aber da sollten die Vergleiche zwischen 2024 und 1936, zwischen dem Paris von heute (bunt, verrückt) und dem Berlin von einst (braun, auch verrückt, aber anders) besser enden. „Mit Spocht hätt dat awer nixmehr zu don!“

Auf Twitter/X raunt man sich außerdem Gerüchte über die Darstellung von goldenen Kälbern und fahlen Reitern zu. Tiefe, gefährliche Gewässer. Belassen wir es lieber dabei. Für einen Deutschen, der im Gegensatz zu seinen lieb gewonnenen, aber etwas überreizten französischen Nachbarn in der Lage ist, die Dinge konsequent zu Ende zu grübeln, war die falsch aufgezogene Olympia-Fahne…

Screenshot: „Bild“

… jedenfalls kein Malheur. Es war ein Zeichen. Hinter die These, dass der Wokismus zurückgedreht wird, setzen die Olympischen Spiele ein Fragezeichen. Andererseits: Historische Zyklen sind meistens erst im Nachhinein als solche zu erkennen. Richtig doll wird es auf der Bühne ja erst, wenn der Vorhang schon gefallen ist.

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

Mehr vom Autor