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Plastiksprech und Herrschaft – Lingua tertii rei publicae

28. März 2023
in 6 min lesen

Von Wolfgang Thurmann

„Die Sprache ist das Haus des Seins“, so schrieb es der große deutsche Denker aus Meßkirch Martin Heidegger in seinem „Brief über den Humanismus“ (1949). Dies ist ein äußerst bedenkenswerter Satz, ähnlich dem, dass nämlich „die Wissenschaft die Theorie des Wirklichen ist“. (Heidegger, „Wissenschaft und Besinnung“, 1953) Das sind jedenfalls grundsätzliche Überlegungen, die uns gerade in den letzten Jahren ganz nahe gehen sollten, einerseits durch die immer dreister werdenden Sprachmanipulationen seitens der politischen Nomenklatura, andererseits wegen der behaupteten „faktenbasierten“ Wissenschaft im Einsatz gegen die wohl begründete Wissenschaftsskepsis in coronalen Zeiten oder etwa auch in Anbetracht der historiographischen Zurechtbiegung in Sachen des Ukraine-Konflikts.

Die Veränderung in Sprache kommt öfter schleichend daher, manchmal doch auch überfallsartig, so wie es uns der momentane Genderismus vorzeigt. Insgleichen findet dies alles nicht nur mit einer Implementierung eines „Neusprechs“ statt, sondern gerade auch durch sprachliche Einengung, die Differenzierungen in Denken und Diskurs kaum mehr erlaubt. Es ist nebenbei leider eine Tatsache, dass rund ein Viertel deutscher Ausdrücke im „Duden“ als nurmehr „bildungssprachlich“ benannt werden! Wer solcherart die Sprache der Denker und Dichter zerniert und teilweise vergessen macht, verzieht sich sodann auf das schiefe Deck der Propaganda, wo auch noch zum Untergang heftig getutet wird. Naturgemäß wird dazu noch die Verächtlichmachung des Bildungsbürgertums gerne beigemischt, denn es lebt sich zwischen ChatGPT, TikTok und sonstigen Handy-Geschwätz ja allemal bequemer, als wenn es sich ums geistige Ganze, nämlich den Versuch einer Annäherung zum Wahrhaftigen dreht.

Die Massenmedien haben der totalen Manipulation ihrer Konsumenten die Tore weit aufgerissen. Ob mit sozialpädagogisch daher kommenden Krimi-Serien oder mit entnervenden wie unpassenden politischen Ermahnungen bei Festival-Eröffnungen, ob in der Werbung mit unmotiviert auftretenden Afrikanern oder bei den Endlosschleifen über das Dritte Reich, wo zur sonoren Ansager-Stimme auch noch recht unheilschwangere Hintergrundmusik beigemengt wird, all dies erscheint dem wachen Zeitgenossen wie eine subtile Präparation des Realen zu sein. Man höre sich nur einmal das mütterlich-behütende Gedöns in der klimathematisierenden Werbung an. Dieses Säuseln klingt so, als ob man Erwachsene nochmals in Wiege und Laufstall zurück zwingen wollte. Vormundschaft wird immer durch Infantilisierung bzw. Regression angestoßen.

Freilich aus der Alltagsperspektive seien zur Sprachherrschaft, die in der Sudelküche von Nomenklatura und Medien bekocht wird, nur einige Beispiele erwähnt. Wer sich allerdings intensiver mit der umlaufenden Propaganda und Spracheinschmelzung und diesbezüglicher Amalgamierung beschäftigen möchte, dem seien insbesondere zwei Bücher dazu dringend empfohlen:

-Michael Esders, Sprachregime. Die Macht der politischen Wahrheitssysteme. Berlin 2020.

Überdies und vor allem als leicht lesbares Vademecum und Kreuzvorhaltung gegen den journalistischen Vampirismus:

-Johannes Menath, Moderne Propaganda. 80 Methoden der Meinungslenkung. Höhr-Grenzhausen 2022.

Nehmen wir uns jetzt also ein paar Beispiele der sprachlichen und unmenschlichen Falschmünzerei vor, deren sich die Journaille hartnäckig bedient.

„Leitmedien“: Offiziöser Begriff des medialen Herrschaftsanspruchs aus spätestens den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Schließlich benötigen alle Schäfchen einen kundigen Leithammel, das Abzweigen zu den boshaften sozialen Medien muss folglich eine Erzsünde bleiben. Die Herren seien unsere Hirten!

„Ins Visier nehmen…“: Soll heißen, dass man sich zukünftig den Unangepassten, Revoluzzern oder sonst wie gesellschaftlichen Abweichlern schon noch annehmen wird. Solches verheißt also in Zukunft nicht wirklich Gutes.

„Delegitimierer“: Das sind Menschen, in der Regel Staatsbürger, welche die Staatsmacht und ihre durch die Parteienwirtschaft gestützten Gesetze zu hinterfragen wagen, weil sie, die Bürger, sich seltsamerweise immer noch als Souverän wähnen, womit aber der Staatschutz gar nicht einverstanden ist, weil er offenbar von Parteien legitimiert wird. Der Staat ist kein Selbstzweck, er dient ausschließlich seinen Bürgern.

„Aufregung/Empörung/Entrüstung über…“: Das ist die medial-hochgezogene und künstliche Erregung., die bestenfalls noch den „Bild“-Leser oder das ARD/ZDF-Publikum tangieren kann. Das künstliche Hochmachen von Emotionen ist bestenfalls nur noch ein Kasperltheater.

„Umstritten“: Ein besonders beliebtes Attribut für die, welche gleich einmal zum Abschuss freigegeben werden sollen, zumindest aber vorher noch gewarnt werden, sich ehest wieder in ihre Schlafställe zurück zu begeben.

„Mischten sich unter…“: Damit sind besonders jene Abgefeimten gemeint, die es wagen, für eine Sache mitdemonstrieren zu wollen, die sie für richtig halten. Ja, wo kommen wir denn da hin, was für ein illegaler Akt ist das?

„Instrumentalisierer/Trittbrettfahrer“: Diese besonders staatsgefährliche Spezies wagt darüber nachzudenken, dass Meinungs- und Gesundheitsregime möglicherweise ein- und dasselbe ist. Diese Staatsfeinde haben daher gar keine eigene Meinung zu haben, und werden lediglich von irgendwelchen subterranen „Ratten“ und „Hetzern“ angeführt. Dass aber das System per se alles und jedes gegen eben jene instrumentalisiert, dient legitimer Weise dem eigenen Erhalt, ist also folglich moralisch unerheblich bzw. gesetztes Recht.

„Ratten, die aus ihren Löchern kriechen“: Damit vollzieht sich eine erstaunliche Schleife hin zur stes thematisierten „Lingua Tertii Imperii“ (Victor Klemperer, 1947)! Man möchte sie wohl erschlagen, zumindest (noch) metaphorisch, wenngleich sich bereits etliche sogenannte Wohlmeinende aufgemacht haben, solches frischfröhlich an den Andersdenkenden zu vollziehen.

„Poltern/wettern“: Zumeist benützte Vokabel, wenn allgemein zur Verachtung freigegebene Politiker etwas argumentativ entgegen setzten möchten. Die Antwort muss daher so aggressiv wie möglich beschrieben werden.

„Selbsternannte“: Zumeist handelt es sich dabei um systemkritische Künstler, unangenehm aufgefallene Aufdecker, Erfinder oder gar Hobby(!)historiker, die nicht so ganz in den gesellschaftlichen Schematismus zu passen scheinen. Und weil diese ein gewisses Aufsehen machen, müssen sie schleunigst dahingehend isoliert werden, dass sie eben niemals in einer Kunstakademie und Schreibwerkstatt oder in Vorlesungen gehockt sind.  Die Selbstermächtigung ist bereits eine Gefahr an sich, doch Künstler erfinden sich bekanntlich immer selbst.

„Faktenbasiert“: Ein an sich schon fürchterlich zusammengesetztes Wort, von dem man eigentlich nicht weiß, auf welchem Grund denn die Wahrheit, das Faktum zu stehen kommen könnte. Wozu bräuchte denn diese überhaupt eine Basis?

„Fachexperten meinen…“: Hier wird massiv eine Art Vormundschaft suggeriert. Oftmals unbenannt werden diese Kunstfiguren auf dem Schachbrett gegen die Bauern vulgo Bevölkerung vorgeschoben. Wer getraut sich denn schon gegen solche scheinbar Allwissenden aufzubegehren?

„Es mehren sich die Forderungen nach…“: Eingeredet werden soll, dass eine selbsternannte (!) Öffentlichkeit Prioritäten setzt. Wenn man dann nachfragen würde, wer denn das alles sei, wäre diese typische Phraseologie rasch entlarvt, wenn, ja wenn man darauf wahrheitsgemäß Antwort bekommen könnte.

„Rassismus/rassistisch“: Nach offizieller Lesart gibt es keine Rassen, darum geistert diese Vorstellung offensichtlich eben nur in den kranken Köpfen fehlgeleiteter Individuen herum. Wer mit dieser Signatur behaftet wird, mag sich schleunigst in die Wälder schlagen, an den Tischen des öffentlichen Wohlgefallens wird er nicht mehr tafeln dürfen. Bemerkenswert ist überdies, dass schon eine vielleicht auch berechtigte Aversion gegen antiaufklärerische Glaubensinhalte durchaus ebenso unter dieses Verdikt fallen kann. Noch halbwegs indigene und selbstbewusste Völker werden gelegentlich dezidiert unter Schutz gestellt, währenddessen die Eigenen als „Kartoffeln, „Weißbrote“ oder „Köter“ bezeichnet werden, die hoffentlich bald qua Migration verschwinden mögen. Das Knüppelwort „Rassismus“ ist ein inflationäres und es bleibt zu hoffen, dass es irgendwann dem Wertverfall gänzlich unterliegen wird.

„Verschwörungstheoretiker/Schwurbler/-Leugner“: Tatsächlich sollen damit von vorherein Andersdenkende, Nachdenkliche, insbesondere Widerständige neutralisiert, ja pathologisiert werden. Die Begriffe weisen teilweise inquisitorischen Charakter auf,  vor allem, was den Ausdruck „Leugner“ betrifft, denn hier ist die bösartige Konnotation mit „Holocaust-Leugnern“ ziemlich eindeutig und sicher beabsichtigt. Man gebe solche Personen nur gleich der Lächerlichkeit preis und sondere sie baldigst in Richtung Gemeinschaft der Ufologen, Gesundbeter oder Erdscheiben-Anhänger aus. Das Gelächter der Staatstheater-Besucher und narkotisierten Medien-Süchtigen wird dazu wahrlich immer groß sein! Vermutlich gab und gibt es jedoch mehr Verschwörungen als man sich dies nur überhaupt vorstellen kann, weil sie wohl in der Natur des Menschentums liegen. Ob es etwa die Verschwörung der Spanier gegen Venedig anno 1618 war oder eben auch die schauerliche Angelegenheit mit der globalen „Echelon“-Abhörung ist, welche in frechster Weise noch in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts von den USA und ihren Vasallen in Abrede gestellt und dann umfassend aufgedeckt wurde.


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Es sind das nur einige Beispiele der sprachlich verdrehten Propaganda, denen wir dauernd ausgesetzt sind, ob wir es wollen oder nicht. Mittlerweile haben sich die Manipulationstechniken bereits erheblich verfeinert.  Viele, vom Staat geförderte medizinische Institutionen beschäftigen sich damit ebenso wie die Geheimdienste in den USA, Großbritannien, Israel, China und Russland. Was kann man also gegen die unheimliche, machtversessene Manipulation tun, um diese ganzen Machenschaften in einer fragmentierten Gesellschaft zu durchbrechen?

Die Sprachherrschaft bleibt lediglich eine solche, wenn ihr nicht dezidiert mittels einer neuen Aufklärung begegnet wird. Diese lässt sich einfach bewirken, indem man bei jeder Gelegenheit die Dinge, also Wort und Laut, einfach zur Sprache bringt, analysiert und deutlich kritisiert. Niemand kann letztlich so taub sein, wenn man, die Sprache ernstnehmend, die Gesamtlage hinterfragt und damit den Sachverhalt von der Sprache her als zureichende Verständigung in den Diskurs einbringt. Solches kann in der direkten Konfrontation geschehen, im offenen Gespräch mit Partnern und Partnerinnen, Freunden, Bekannten oder auch nur mittels eines Protestplakats oder Leserbriefs.

Die um sich greifende Sprachherrschaft seitens der amerikanischen Hochschulen und deren angelöteten Obrigkeit, welche im Grunde eine ziemlich oberflächliche, ja durchsichtige ist, kann und muss mit eleganter Ironie, souveränem Humor und scharfer Analyse durchbrochen werden, denn „die Sprache ist das Haus des Seins.“ Wer darin nicht unterkommt, bleibt unbehaust und wird immer nur eine Art Bedienter an den Türen des uneigentlichen, manipulativen Jargons zu stehen kommen und daher nicht begreifen, was die Wahrheit ist.

Gastautor

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