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Polizeigewalt nochmal gut gegangen – es war kein Türke

5. Mai 2022
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Ups, das wäre beinahe schief gegangen und unsere „Werte-Demokratie“ hätte ihr George-Floyd- Erlebnis bekommen. Polizei schlägt einen Mann tot – hier nachzulesen. Insbesondere das eingebettete Video hat es in sich. Die wichtigste Nachricht war festzustellen, dass es in den sozialen Medien Aufrufe zur Gewalt gäbe, weil die Falschmeldung, es handele sich um einen Türken, kursierte. Das kann nicht bestätigt werden. Ein Glück aber auch, es war nur ein Biodeutscher. Kein Grund zur Aufregung, alle weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen.

Ist das nicht unglaublich? Zeigt das doch, welche Wertigkeit und Rangfolge Opfer in der offiziellen Bewertung einnehmen. Man stelle sich nur einmal vor, es wäre einer der eingedeutschten Neubürger gewesen. Mannheim hätte wahrscheinlich gebrannt. „Black lives matter“ wäre in „Turkish lives matter“ umformuliert worden.

So können die Behörden erst einmal durchatmen. Der deutsche Michel regt sich nicht auf. Irgendetwas wird der Mann schon ausgefressen haben. Bestand Gefahr für Leib und Leben der Polizeihelden? Nur brutalste Gewaltanwendung konnte die Gefahr für die Ordnung und das friedliche Zusammenleben in „kein besser Land“ abwenden? Lernen die das in den Polizeischulen oder was ist der Grund dafür, dass hier offensichtlich jedes Maß und jede Verhältnismäßigkeit verloren gegangen ist? Persönliches Versagen oder systemimmanent – der Bürger als Feind?

Am Ende des Videos die üblichen einlullenden Floskeln: es werde untersucht, es bleibt abzuwarten, alle Ruhe bewahren, der Rechtsstaat wird… und das übliche Bla-Bla. Ein Augenzeuge berichtet vom Knie auf dem Hals (wie bei George Floyd) und zusätzlich noch 10 bis 20 Faustschlägen in Gesicht und Magen. Im Video sieht man zwei Schläge – egal wie viele, tot ist tot.

Eine völlige Enthemmung gegenüber den Freiheits- und Gesundheitsrechten der Menschen war bereits in den letzten zwei Corona-Jahren in diesem Land zu beobachten. Die Polizei hat in diesen zwei Jahren erfahren, dass das Verprügeln von harmlosen Bürgern folgenlos bleibt und einige unter ihnen haben diese Erkenntnis dankbar verinnerlicht.

Man fragt sich immer, was treibt junge Menschen dazu, Polizist zu werden? Offiziell selbstverständlich die Liebe zur Demokratie und deren Schutz, der Durchsetzung von Recht und Ordnung etc. das schreiben sie in ihren Bewerbungsschreiben. Ich vermute fast, es ist etwas anderes: zu fein, sich mit richtiger Arbeit die Hände schmutzig zu machen, zu minderintelligent für das Studium eines MINT-Faches aber mit viel Energie und Kraft geladen, sehen sie hier eine Möglichkeit, ab und zu einmal folgenlos die Sau rauszulassen.

Meine Einstellung zur Polizei war schon immer ambivalent – mit dem heutigen Tage endgültig auf dem Tiefpunkt. Wäre ich ein Linker, den Satz „ACAB“ würde ich glatt unterschreiben. Hoffentlich wird hier seitens des Rechtsstaates endlich einmal ein Exempel statuiert. Solche Rambos gehören nicht in den Polizeidienst.

Udo Holm

Glücklicher Privatier und Hobbyschreiber mit grimmigem Humor und zunehmender Altersmilde. Geboren im grünen Herzen Deutschlands als Grün noch die Farbe der Blätter und nicht die Beschreibung eines Geisteszustandes war. Als guter Beobachter erkennt er seine Schweine am Gang und lässt sich nichts mehr vom Pferd erzählen. Lebt in Berlin und schreibt im "Spiegelsaal".

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